Dienstag, 8. Oktober 2013
Arbeiten mit Arbeitskleidung
Ich kann und will nicht auf jeden meiner Tage im Detail eingehen. Meine Hauptbeschäftigung ist zwangsweise das Arbeiten in der Firma, worüber ich aus rechtlichen Gründen nur eingeschränkt berichten kann. Jedoch möchte (und darf auch) ein paar interessante Punkte über die Arbeit berichten.

Ein sehr interessanter Punkt an meiner Arbeit ist, dass ich eine Arbeitskleidung tragen muss. Nun sollte ich noch erwähnen, dass ich ein Praktikum als Ingenieur machen und am Computer Sachen entwickle. Diese Kombination passt also nicht direkt zu den Erfahrungen, die ich in deutschen Betrieben sammeln durfte.

Am ersten Tag erhielt ich meine Arbeitskleidung, die das größte war, was die Firma hat (ok die Ärmel sind etwas zu kurz geraten). Schon vor dem Übergeben wurde mit von meiner Arbeitskollegin gesagt, dass es keine schöne Kleidung ist und sie das ganze auch noch so toll findet. So wurde mein Schock beim ersten sehen der Arbeitskleidung etwas gelindert... Ja, sie sieht echt nicht gut aus. Ich kenne mich zwar nicht mit Mode aus, aber diese Kleidung dürfte heute in keinem Land der Welt in Mode sein. Naja, shit happens, da muss ich nun durch.
Das große wunder für mich war jedoch, dass alle Personen in der Firma, die nur entfernt etwas mit der Technik zu tun haben diese Kleidung tragen. Ja das inkludiert auch Führungspersonal. Man darf sich das folgendermaßen vorstellen:
Die Personen kommen morgens mit schicken Anzügen zur Arbeit, ziehen sich dann um und gehen mit der gleichen Kleidung wie Putzkräfte, Fließbandarbeiter oder sonstige Mitarbeiter in wichtige Meetings.

Für mich war dies eine doch sehr neue Erfahrung!

Eine interessante Konsequenz ergab sich daraus in der Kantine. Ich bin es zwar gewöhnt mit Doktoranden und Doktoren mich beim Mittag zu unterhalten, jedoch sind normal die Ränge und Positionen klar. Durch die hübsche Kleidung und jegliche Fehlende Markierungen, die auf den Titel hinweisen gelingt mir dies hier nicht. Als Konsequenz sitzen alle gleich am Tisch und ich hatte schon mehrere Gespräche mit Doktoren auf der "Du"-Ebene (also Inhaltlich), weil keine Grenzen klar waren. Es waren einfach nur weitere Mitarbeiter, die nunmal nicht so alt aussehen, wie sie sind (darauf werde ich vermutlich später noch einmal zurück kommen, jedoch sehen Japaner jünger aus, als sie sind).

... link (0 Kommentare)   ... comment


Der erste Abend
Nachdem ich in der Unterkunft angekommen war und für den Tag meine Ruhe hatte begann ich damit, meine Koffer zu öffnen und erst einmal die wichtigsten Sachen in den Schränken zu verteilen. Der Ausdruck Schränke mag wohl übertrieben sein, da ich über einen großen Kleiderschrank (ohne Regale) und einen kleinen Schrank mit Regalen verfüge. Es reichte also erst einmal aus, die Klamotten zu verteilen und frische Wäsche für den nächsten Tag bereit zu legen.
Danach kam leider eine natürliche Konsequenz für mich. Es war ca. 12 Uhr am Mittag und mein Körper und Geist schrieen nur so nach Schlaf. Ok man sollte die Zeit umrechnen und dann kommt man tatsächlich auf 5 Uhr in der Nacht. So kam es, wie es nunmal kommen musste und ich legte mich für eine Stunde hin. Daraus wurden dann zwei, später drei und irgendwann waren es dann doch ein paar Stunden. Das Ergebnis war, dass ich am späteren Abend (so gegen 19 Uhr) einigermaßen wach in meinem Zimmer stand. Die nun "gewonnene" Zeit verwendete ich zuerst meine restlichen Sachen notgerungen zu verstauen.

Als meine Sachen endgültig verstaut waren machte ich mich auf den Weg, die Umgebung anzusehen. Zwar war es draußen schon dunkel, jedoch waren die Straßen beleuchtet und am Himmel war noch etwas Licht. So zog ich durch die ersten Straßen. Dabei beachtete ich den Rat, den ich sowohl im Internet gelesen habe, als auch den man mir direkt nach der Ankunft gegeben hat: "Die Straßen sind Labyrinthe."

Einige mögen diese Aussage für hart empfinden, doch ich durfte schnell feststellen, dass die Aussage zumindest im meinem Wohngebiet zutraf. Des Weiteren fand ich direkt keine Fußwege vor dem Haus. Es gab nur eine schmale Straße, auf der nur ein Auto normal fahren konnte. Hmmmmm, ich komme auf den Punkt später noch einmal zurück, jedoch wirkte es erstmal etwas merkwürdig, da ich keinen Fußweg weit und breit sehen konnte.

Ich ging also los und nach den ersten beiden Straßenecken fand ich meinen ersten Automaten. Dieser Automat pries verschiedenen Getränke an, bei einem Preisniveau von etwa einem Euro pro Getränk. Vom Automaten aus ging ich weiter und erreichte meine erste zweispurige Straße am Abend.
Die neu gefundene Straße hatte etwas mehr Verkehr, jedoch konnte ich einen richtigen Fußweg weiterhin vergeblich suchen. Stattdessen konnte ich an der Seite der Straße entlang laufen, was mehr das Gefühl vermittelte, als ob man auf einer Landstraße am Rand entlang läuft. Dabei handelte es sich in dem Fall um einen winzig kleinen Streifen, der manchmal breit genug war, dass zwei Personen nebeneinander darauf laufen konnten. Meistens lief ich aber mehr auf der Straße. Zu meiner großen Verwunderung machten die Fahrer, die mir ausweichen mussten weder komische Gesten, noch hupten sie. Sie versuchten einfach nur mich nicht zu überfahren... Interessant!

Während dieses kurzen Ausflugs begegnete ich noch mehreren Automaten. Entgegen aller Gerüchte, die ich in Deutschland gehört habe, waren es tatsächlich nur Automaten mit Getränken und 1-2 mal ein Zigarettenautomat. Ich fand weder Automaten für Pizza, Suppen, Videospiele, Snacks, Eis und getragene Mädchenunterwäsche. Dafür fand ich meinen ersten Convenience Store (Beschreibung). Diese Art von Laden sollte mir dann noch in den nächsten Tagen X mal vorgestellt werden und jedes mal sollten die Japaner davon schwärmen, wie toll doch diese Läden sind.
Ich ging also auch auf meinem Rückweg in so einen Store und schaute ihn mir an (ok, ich wollte mir auch eine Kleinigkeit zum Essen kaufen). Dabei fand ich tatsächlich sogar Essen, welches ich direkt und sicher als Essen identifizieren konnte (wieder der Fall mit den Kanjis - ich könnte Rattengift kaufen und denke es ist was leckeres). Somit stand ich mit einer Packung englischer Sandwiches an der Kasse und dürfte das erste mal einer Kassierinn zuhören. Die reden in Japan sehr schnell. Sehr sehr schnell!
Ein erster Dialog war an der Kasse nun kaum möglich. Die Damen sprach viel zu schnell und was sich auch noch später bestätigen sollte: japanische Kassierer reden erstmal sehr schnell und wenn sie dann noch merken, dass man es kaum versteht, dann lächeln sie kurz und machen gleich weiter, mit der vollen Ansage. Auch nach einer Woche habe ich noch das Gefühl, dass jemand unter der Kasse sitzt und den Kassierer mit einer Waffe droht. Spricht die Person zu langsam oder erzählt sie nicht genau die Prozedur, so wird die Person direkt erschossen. Nur eine Theorie an dieser Stelle.
Anyway, ich kaufte mir mein Sandwich und konnte brockenweise verstehen, dass man mir einen guten Appetit wünschte. Den hatte ich dann auch und lies meinen Abend dann in ruhe ausklingen - ich lag im Bett und konnte nicht einschlafen, weil meine biologische Uhr der Meinung war, dass es gerade Vormittags ist.

... link (0 Kommentare)   ... comment