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Sonntag, 3. November 2013
Der Kampf mit den Maschinen und der Umwelt Teil 3
arnemr, 16:42h
An meinem ersten Wochenende hatte ich am Sonntag einen freien Tag. Keinen expliziten Plan und keinen Termin. Mein erster wirklich freier Tag. Wunderbar...
Das erste mal in Japan ausschlafen. Ein Traum!
Danach entschied ich mich einen Spaziergang zu machen. Mein Ziel war es den Fluss Tama entlang zu gehen, der die Städte Tokyo und Kawasaki trennt.
Ein entspannter Tag an der frischen Luft. Oder soweit frische Luft, wie es in dieser Metropolregion möglich ist.
Ich packte also meine Kamera, etwas zu trinken und einen kleinen Snack ein und machte mich dann auf den Weg zum Tama River.

Am Fluss erwartete mich dann eine wunderschöne Aussicht. Der Fluss hat auf beiden Seiten einen Grünstreifen, welcher als Park für die Städte dient.

Um das Erholungsgebiet perfekt zu machen sind am ganzen Fluss entlang Baseballfelder und Golfplätze (plus ein paar wenige Fußballplätze - Fußball ist nicht der beliebteste Sport in Japan).

Um die Sicherheit zu garantieren sind überall Netze über Bäche gespannt. Diese tauchen dann in einer Kombination mit Schildern auf, die Angler warnen nicht die Strommasten/-leitungen mit ihren Angeln zu erwischen, die in ca 50m Höhe über den Fluss gespannt sind.
Sicherheit spielt eine entscheidende Rolle für die Japaner. So werden Gebäude und Wege nicht mit Stacheldraht oder scharfen Spitzen geschützt, sondern einfach nur mit Stahl, der Verhindert, dass man den Weg passieren kann.

Eine weitere Auffälligkeit am Fluss sind einfach gebaute Hütten. Teilweise sind diese Hütten direkt am Wasser gebaut, was bei einen Taifun gefährlich ist und ich nehme auch an, dass diese Hütten während eines Taifuns auch zerstört werden.
Jedoch weiß ich nicht, wem die Hütten gehören und mit welchen Hintergründen diese gebaut werden, bzw. welche rechtlichen Grundlagen bestehen.
Doch der Kern dieser Geschichte sind nicht die zuvor beschriebenen Erlebnisse...
Mein Ziel an dem Tag war es das Meer zu erreichen und den Hafen von Kawasaki zu sehen. Um zumindest den ersten Teil zu kürzen: Ich habe es nicht bis zum Meer und den Hafen geschafft.
Nach 15 Km merkte ich, dass die Auswahl von Sneeker ähnlichen Schuhen nicht optimal für einen langen Fußmarsch sind. Auch waren die offline Navigationsapps nicht so wirksam oder funktionsfähig, wie ich es erwartet habe. Als Ergebnis wusste ich weder wo ich war, wie weit ich gereist bin und wie weit ich noch reisen musste.
Ich wanderte also quasi blind den Weg am Wasser entlang. Nach 18 Km fand ich dann endlich eine Karte und konnte mich orientieren. 5 Km bis zum Meer und den letzten Bahnhof hatte ich schon vor 2 Km passiert. Da es auch langsam spät wurde brach ich die Reise ab und machte mich auf den Weg zum Bahnhof in der Nähe.
Am Bahnhof angekommen schauten mich die meisten Leute sehr verwirrt an, lächelten komisch oder schauten generell überrascht mich zu sehen. Letztendlich war der Bahnhof in einer eher ausländerfreien Zone und viele der Leute waren es nicht gewöhnt Ausländer zu sehen. So kam mir eine Gruppe von jungen Japanern (um die 20 vermutlich) entgehen und als mich der Erste in der Gruppe sah fing er an wild etwas zu sagen, zeigte kurz in meine Richtung und bewegte dann seine Hand über seinen Kopf auf und ab, mit einer Gestik, die offensichtlich auf meine Größe anspielte.
Tja, was soll ich dazu noch sagen.
Am Gleis verpasste ich dann meinen ersten Zug. Linksverkehr... Daran muss man sich erstmal gewöhnen...
Nachdem ich dann zum richtigen Gleis rüber gehen konnte machte ich dies auch und suchte erstmal einen Plan, den ich lesen konnte. Auf der Seite auf der ich zuerst stand waren alle Texte nur in Kanjis geschrieben und ich konnte daher nichts lesen. Naja, auf der anderen Seite angekommen fand ich dann ein Plan, auf dem die Station auch in lesbaren Schriftzeichen abgebildet waren.

Dieses Bild zeigt beispielhaft, wie Japaner Schilder und Karten aufbauen. Wenn man Pech hat steht alles auf Kanjis da und wenn man glücklich ist findet man darunter noch Schriftzeichen, die man lesen kann.
Ich fand also ein Plan mit den Stationen, auf dem die Stationen einmal mit Kanjis und einmal mit lateinischen Schriftzeichen abgebildet waren.
Ok, starten wir die Suche nach der Zielstation!
Nach einem ersten, flüchtigen Raufschauen konnte ich meine Zielstation nicht finden!
Ok, ein System muss her!
Ich ging also alle Stationen systematisch in einer Reihe ab und versuchte meine Zielstation zu finden.
Wieder kein Treffer!
Ok, das kann mal passieren. Einfach noch einmal die Stationen durchgehen.
Wieder kein Treffer!
Es war langsam Abend, es war wirklich heiß, ich war nur am Schwitzen und ich wollte nach Hause was essen. Doch irgendwie wollte der Plan mir nicht helfen. Ich konnte die Zielstation wirklich nicht finden und hatte kein Plan, wo ich hin fahren sollte. Um das Ganze noch perfekt zu machen muss man sich daran erinnern, dass ich in einem fremden Land war, keiner in der näheren Umgebung Deutsch oder Englisch spricht und ich keine Möglichkeit hatte das Internet oder eine andere, moderne Technik zur Hilfe zu nehmen (die offline Apps waren wirklich nutzlos).
Ich machte also einen Schritt zurück von dem Plan und kurz durchatmen.
Haben wir ein Problem? Nein, du trinkst jetzt erstmal ein Schluck und dann meistern wir das!
Mit neuer Energie schaute ich dann erneut auf den Plan und suchte meine Zielstation.
Wieder kein Treffer!
Ok, jetzt reicht es aber wirklich!
Gerade kam eine Gruppe von jungen Japanern auf den Bahnstein und ich stellte mich mit meiner vollen Größe in den Weg und sprach die Gruppen an.
"Suimasen. Mizonokuchi Station wa doko desu ka." (Entschuldigung, wo ist Mizonokuchi Station?)
Und zeigte dazu auf den Plan.
Die Antwort kam prompt auf Englisch und erfreute mich eher weniger. Die Station war nämlich nicht auf den Plan und von der aktuellen Station konnte ich nicht direkt dahin fahren. Offenbar hat der Großraum Tokyo nicht nur unterschiedliche Linien wie Hamburg, Berlin und London. Nein, sie haben auch unterschiedliche Betreiber und wirklich komplett getrennte Schienennetze.
Das muss man erstmal wissen!
Man erklärte mir dann noch kurz, dass ich nach Kawasaki Station fahren muss, dann von dem einen Bahnhof zum Anderen laufen muss, dort die richtige Linie gehen muss und dann zu meinen Zielbahnhof fahren kann.
Kein Problem!
Ich wusste nun zumindest, wie meine Situation aussah und ich hatte die ersten Ansätze, wie ich zu meinem Ziel kommen sollte.
Die Japaner verabschiedeten sich kurz und gingen zur passenden Stelle, wo sie in den Zug einsteigen wollten.
Ok, warten auf den Zug und dann weitersehen.
Kurz bevor dann der Zug kam, kam einer der Japaner zurück und sprach mich noch einmal an. Glücklicherweise war die Gruppe auch auf dem Weg zu meiner Station und sie würden sich freuen, wenn ich mich ihnen bis dahin anschließen würde. Man würde mich auch den Weg zwischen den Bahnhöfen zeigen, weil dies wohl nicht so leicht sei.
Wirklich dankbar nahm ich die Einladung an und schloss mich der Gruppe an. Offensichtlich nutzen die Japaner die Gelegenheit um ihr Englisch zu testen und zu verbessern.
Wir haben uns also gut auf der Fahrt unterhalten und am Ziel habe ich mich dann noch mehrfach bei der Gruppe bedankt und bin dann den Rest nach Hause gegangen, wo ich erstmal kalt duschen konnte (es war sooooo warm an den Tag). Danach aß ich noch schnell was und konnte dann doch recht schnell einschlafen.
Ende der Geschichte. Für mich war jedoch das Ergebnis, dass ich einen Handyvertrag brauchte. Ohne Internet und ohne die Möglichkeit jemanden anzurufen sind Ausflüge dann doch etwas kompliziert. Die Problematik wird noch schlimmer dadurch, dass ich mehr Glück hatte, dass die Leute in der Gruppe, die mir half Englisch sprachen. Normal hat man dieses Glück dann doch weniger.
Nun habe ich aber mein Handy und es rettet mich jeden Tag aufs neue. Das ist aber eine andere Geschichte.
Das erste mal in Japan ausschlafen. Ein Traum!
Danach entschied ich mich einen Spaziergang zu machen. Mein Ziel war es den Fluss Tama entlang zu gehen, der die Städte Tokyo und Kawasaki trennt.
Ein entspannter Tag an der frischen Luft. Oder soweit frische Luft, wie es in dieser Metropolregion möglich ist.
Ich packte also meine Kamera, etwas zu trinken und einen kleinen Snack ein und machte mich dann auf den Weg zum Tama River.

Am Fluss erwartete mich dann eine wunderschöne Aussicht. Der Fluss hat auf beiden Seiten einen Grünstreifen, welcher als Park für die Städte dient.

Um das Erholungsgebiet perfekt zu machen sind am ganzen Fluss entlang Baseballfelder und Golfplätze (plus ein paar wenige Fußballplätze - Fußball ist nicht der beliebteste Sport in Japan).

Um die Sicherheit zu garantieren sind überall Netze über Bäche gespannt. Diese tauchen dann in einer Kombination mit Schildern auf, die Angler warnen nicht die Strommasten/-leitungen mit ihren Angeln zu erwischen, die in ca 50m Höhe über den Fluss gespannt sind.
Sicherheit spielt eine entscheidende Rolle für die Japaner. So werden Gebäude und Wege nicht mit Stacheldraht oder scharfen Spitzen geschützt, sondern einfach nur mit Stahl, der Verhindert, dass man den Weg passieren kann.

Eine weitere Auffälligkeit am Fluss sind einfach gebaute Hütten. Teilweise sind diese Hütten direkt am Wasser gebaut, was bei einen Taifun gefährlich ist und ich nehme auch an, dass diese Hütten während eines Taifuns auch zerstört werden.
Jedoch weiß ich nicht, wem die Hütten gehören und mit welchen Hintergründen diese gebaut werden, bzw. welche rechtlichen Grundlagen bestehen.
Doch der Kern dieser Geschichte sind nicht die zuvor beschriebenen Erlebnisse...
Mein Ziel an dem Tag war es das Meer zu erreichen und den Hafen von Kawasaki zu sehen. Um zumindest den ersten Teil zu kürzen: Ich habe es nicht bis zum Meer und den Hafen geschafft.
Nach 15 Km merkte ich, dass die Auswahl von Sneeker ähnlichen Schuhen nicht optimal für einen langen Fußmarsch sind. Auch waren die offline Navigationsapps nicht so wirksam oder funktionsfähig, wie ich es erwartet habe. Als Ergebnis wusste ich weder wo ich war, wie weit ich gereist bin und wie weit ich noch reisen musste.
Ich wanderte also quasi blind den Weg am Wasser entlang. Nach 18 Km fand ich dann endlich eine Karte und konnte mich orientieren. 5 Km bis zum Meer und den letzten Bahnhof hatte ich schon vor 2 Km passiert. Da es auch langsam spät wurde brach ich die Reise ab und machte mich auf den Weg zum Bahnhof in der Nähe.
Am Bahnhof angekommen schauten mich die meisten Leute sehr verwirrt an, lächelten komisch oder schauten generell überrascht mich zu sehen. Letztendlich war der Bahnhof in einer eher ausländerfreien Zone und viele der Leute waren es nicht gewöhnt Ausländer zu sehen. So kam mir eine Gruppe von jungen Japanern (um die 20 vermutlich) entgehen und als mich der Erste in der Gruppe sah fing er an wild etwas zu sagen, zeigte kurz in meine Richtung und bewegte dann seine Hand über seinen Kopf auf und ab, mit einer Gestik, die offensichtlich auf meine Größe anspielte.
Tja, was soll ich dazu noch sagen.
Am Gleis verpasste ich dann meinen ersten Zug. Linksverkehr... Daran muss man sich erstmal gewöhnen...
Nachdem ich dann zum richtigen Gleis rüber gehen konnte machte ich dies auch und suchte erstmal einen Plan, den ich lesen konnte. Auf der Seite auf der ich zuerst stand waren alle Texte nur in Kanjis geschrieben und ich konnte daher nichts lesen. Naja, auf der anderen Seite angekommen fand ich dann ein Plan, auf dem die Station auch in lesbaren Schriftzeichen abgebildet waren.

Dieses Bild zeigt beispielhaft, wie Japaner Schilder und Karten aufbauen. Wenn man Pech hat steht alles auf Kanjis da und wenn man glücklich ist findet man darunter noch Schriftzeichen, die man lesen kann.
Ich fand also ein Plan mit den Stationen, auf dem die Stationen einmal mit Kanjis und einmal mit lateinischen Schriftzeichen abgebildet waren.
Ok, starten wir die Suche nach der Zielstation!
Nach einem ersten, flüchtigen Raufschauen konnte ich meine Zielstation nicht finden!
Ok, ein System muss her!
Ich ging also alle Stationen systematisch in einer Reihe ab und versuchte meine Zielstation zu finden.
Wieder kein Treffer!
Ok, das kann mal passieren. Einfach noch einmal die Stationen durchgehen.
Wieder kein Treffer!
Es war langsam Abend, es war wirklich heiß, ich war nur am Schwitzen und ich wollte nach Hause was essen. Doch irgendwie wollte der Plan mir nicht helfen. Ich konnte die Zielstation wirklich nicht finden und hatte kein Plan, wo ich hin fahren sollte. Um das Ganze noch perfekt zu machen muss man sich daran erinnern, dass ich in einem fremden Land war, keiner in der näheren Umgebung Deutsch oder Englisch spricht und ich keine Möglichkeit hatte das Internet oder eine andere, moderne Technik zur Hilfe zu nehmen (die offline Apps waren wirklich nutzlos).
Ich machte also einen Schritt zurück von dem Plan und kurz durchatmen.
Haben wir ein Problem? Nein, du trinkst jetzt erstmal ein Schluck und dann meistern wir das!
Mit neuer Energie schaute ich dann erneut auf den Plan und suchte meine Zielstation.
Wieder kein Treffer!
Ok, jetzt reicht es aber wirklich!
Gerade kam eine Gruppe von jungen Japanern auf den Bahnstein und ich stellte mich mit meiner vollen Größe in den Weg und sprach die Gruppen an.
"Suimasen. Mizonokuchi Station wa doko desu ka." (Entschuldigung, wo ist Mizonokuchi Station?)
Und zeigte dazu auf den Plan.
Die Antwort kam prompt auf Englisch und erfreute mich eher weniger. Die Station war nämlich nicht auf den Plan und von der aktuellen Station konnte ich nicht direkt dahin fahren. Offenbar hat der Großraum Tokyo nicht nur unterschiedliche Linien wie Hamburg, Berlin und London. Nein, sie haben auch unterschiedliche Betreiber und wirklich komplett getrennte Schienennetze.
Das muss man erstmal wissen!
Man erklärte mir dann noch kurz, dass ich nach Kawasaki Station fahren muss, dann von dem einen Bahnhof zum Anderen laufen muss, dort die richtige Linie gehen muss und dann zu meinen Zielbahnhof fahren kann.
Kein Problem!
Ich wusste nun zumindest, wie meine Situation aussah und ich hatte die ersten Ansätze, wie ich zu meinem Ziel kommen sollte.
Die Japaner verabschiedeten sich kurz und gingen zur passenden Stelle, wo sie in den Zug einsteigen wollten.
Ok, warten auf den Zug und dann weitersehen.
Kurz bevor dann der Zug kam, kam einer der Japaner zurück und sprach mich noch einmal an. Glücklicherweise war die Gruppe auch auf dem Weg zu meiner Station und sie würden sich freuen, wenn ich mich ihnen bis dahin anschließen würde. Man würde mich auch den Weg zwischen den Bahnhöfen zeigen, weil dies wohl nicht so leicht sei.
Wirklich dankbar nahm ich die Einladung an und schloss mich der Gruppe an. Offensichtlich nutzen die Japaner die Gelegenheit um ihr Englisch zu testen und zu verbessern.
Wir haben uns also gut auf der Fahrt unterhalten und am Ziel habe ich mich dann noch mehrfach bei der Gruppe bedankt und bin dann den Rest nach Hause gegangen, wo ich erstmal kalt duschen konnte (es war sooooo warm an den Tag). Danach aß ich noch schnell was und konnte dann doch recht schnell einschlafen.
Ende der Geschichte. Für mich war jedoch das Ergebnis, dass ich einen Handyvertrag brauchte. Ohne Internet und ohne die Möglichkeit jemanden anzurufen sind Ausflüge dann doch etwas kompliziert. Die Problematik wird noch schlimmer dadurch, dass ich mehr Glück hatte, dass die Leute in der Gruppe, die mir half Englisch sprachen. Normal hat man dieses Glück dann doch weniger.
Nun habe ich aber mein Handy und es rettet mich jeden Tag aufs neue. Das ist aber eine andere Geschichte.
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