Sonntag, 10. November 2013
Eigene Daemonen reisen im Handgepaeck mit!
Nachdem ich mich mit einem langen Schlaf vom Ausflug von Gestern erholt habe (über den berichte ich noch ein anderes mal) wurde ich heute von einen stärkeren Erdbeben geweckt. Das Bett wackelte hin und her und es war als ob die Natur mir sagen möchte, dass ich aufstehen sollte. Das tat ich dann auch und erledigte meine liegen gebliebenen Tätigkeiten im Haushalt.

Nachdem ich nun meine Tätigkeiten für den Tag erledigt habe (aufräumen, Wäsche waschen, Klo putzen, stinkende Socken verbrennen) hab ich nun etwas Zeit wieder etwas zu schreiben. Dabei möchte ich diesmal auf die Art der Japaner eingehen und wie sich ein derartiger "Ausflug" auf einen selbst auswirkt.

Sehr häufig erinnerte ich mich in den letzten Tagen an Leute, die sagten, dass sie z.B. in die USA gehen möchten um dort zu leben und zu arbeiten. Aus persönlichen Kreisen kannte ich jemanden, der lange Zeit sehr unglücklich wirkte und öfters davon sprach, nach der Lehre in die USA zu gehen. Nun er ist noch in Deutschland und ich bin dafür ins Ausland gegangen. Dabei viel mir jedoch stark der Gemütszustand auf, der zu dieser Entscheidung führt und womit dieser verbunden ist. Den meistens sind die Personen, die ich mit einer derartigen Aussage antreffe irgendwie unglücklich mit sich oder mit ihrer Umgebung, was sie dazu bringt im Ausland einen neuen Start zu suchen, bei dem man neu anfängt, endlich richtige Freunde findet und sich einfach wohl fühlt.
Das man dies jedoch nicht erreichen kann, wenn man einfach in ein fremdes Land zieht musste ich schnell bemerken. Den die eigenen Dämonen reisen im Handgepäck mit und man bringt sich nicht einfach in eine neue bessere Position, nur weil man in ein anderes Land zieht.
Doch fangen wir diesen Teil von vorne an.

Ein Tag vor meiner Abreise hatte ich Geburtstag. Ufff! Wen soll ich einladen? Von wem möchte ich mich an meisten verabschieden? Wer wäre Gift für die Party? Wie viele kann ich einladen, damit ich auf jeden eingehen kann?
Es waren viele Fragen für mich mit denen ich kämpfen musste. Am Ende konnte ich mich jedoch von dem Kern meiner Freunde und der Leute, die ich wirklich schätze verabschieden.

Nachdem ich alle nach der Party verabschiedet habe ging ich nicht ins Bett, sondern setze mich noch alleine in den Partyraum und schaute raus in den Garten. Ich nahm mir Zeit und Ruhe um etwas nachzudenken.
Dabei liefen meine Gedanken nur um den einen Themenbereich:

DU BIST HIER GLÜCKLICH! Warum zur Hölle gehst du so lange weg?!?

Ich habe in meiner Heimat wirklich super Freunde. Ich musste mir nie Gedanken machen, wo ich einen Job bekomme, sondern welche Firma und welches Angebot ich für mich am Besten finde. Und sowieso ist Hamburg einfach die beste Stadt in der Welt! (Da ist ja nun wirklich keine Frage dran!)

Also, warum so weit weg gehen?

An dieser Stelle möchte ich den Lesefluss einmal unterbrechen.
Ich werde die Frage weder jetzt, noch später beantworten. Das würde ein etwas langer Text und gehört hier auch nicht ganz hin. Auch für das Schreiben über Gefühle werde ich gleich erstmal raus auf die Straße gehen, wahllos jemanden zusammenschlagen und mich dann erst wieder richtig männlich fühlen. Jedoch bietet genau diese Frage einen passenden Einstieg, bzw. eine passende Erklärung für die Hauptpunkte.
Also zurück zu den Hauptpunkten (das mit dem Zusammenschlagen mache ich nachdem der Beitrag online ist).

Der wichtige Punkt an meiner Überlegung an dem Abend hat mich bis nach Japan verfolgt. In Japan fand ich relativ schnell Freunde, was daran liegt, dass vermutlich überall die Leute auf Fremde gerne zugehen.

Zu meiner Überraschung hat sich jedoch kaum etwas geändert!

Ich fand zwar neue Freunde, jedoch unterscheiden sie sich nicht wirklich von meinen Freunden in Deutschland. So wurde mir schnell klar, dass man wirklich weit gehen kann. Jedoch bleibt man die gleiche Person und wird sich vermutlich das gleiche Umfeld schaffen.
Dies scheint mir der größte Fehler in der Überlegung der Personen zu sein, die z.B. in die USA auswandern wollen, weil sie unzufrieden sind.

Man nimmt sich selbst auf die Reise mit!

Es fällt mir schwer, die Japaner und ihre andere Art zu beurteilen, weil ich mir automatisch in Japan ein gleiches Umfeld schaffe. Für Leute aus den sozialen Wissenschaften bin ich weiter ein arrogantes Arschloch, für Freunde bin ich weiterhin entweder der Verrückte oder der Schüchterne, ich bleibe wer ich bin.

Wer andere Menschen oder eine andere Art von Menschen vergrault, der wird dies auch im Ausland schaffen. Somit ist ein permanenter Umzug auch nur dann sinnvoll, wenn man versucht sich selbst zu ändern, den die Umwelt kann man nicht wirklich dadurch ändern (nur das Klima und die Angebote im Supermarkt)!

Die folgende Konsequenz für mich ist, dass ich mich nicht wirklich ändere. Ich wachse mit meinen Erfahrungen und mit den Einflüssen meiner Umwelt etwas. So gewinne ich z.B. die Fähigkeit Sachen zu essen und zu trinken, die ich in Deutschland nichtmal anschauen würde.


Dieser Anblick würde mich in Deutschland mehr als nur schockieren. Ich mag wirklich keine Pilze!

Jedoch steigt meine Toleranz im Bereich Essen gerade massiv an. Und ja ich esse die Pilze jetzt zum Teil sogar bevorzugt. Das heißt nicht, dass ich die komische Konsistenz leiden mag. Ich habe aber gelernt sie zu akzeptieren.

Bevor ich jetzt zu weit in den Bereich Essen abrutsche gehe ich nun weiter auf die Japaner ein.

Japaner unterscheiden sich von den Deutschen im Schnitt etwas. Sie scheinen generell etwas höflicher zu sein und etwas mehr Rücksicht zu nehmen. Das äußert sich in recht sauberen Straßen und aber auch in dem Verhalten zu einander.

Besonders auffällig ist jedoch die Einstellung zur Ehe, einer festen Beziehung und Kindern.

Fast überall sieht man Leute mit Kindern. Dabei variiert das Alter der Eltern stark, was heißen soll, dass junge Paare Kinder haben, als auch ältere Paare. Generell sieht man aber mehr Kinder und Kleinkinder.
Die Kinder werden sehr stark in das Leben der Eltern integriert. So waren auch auf dem Oktoberfest Unmengen von Kindern dabei, während die Großen Bier tranken.
Während der Arbeitszeit werden die Kinder jedoch in einer der vielen, unterschiedlichen Einrichtungen abgeliefert. Und ja genau vor meinem Fenster ist ein Kindergarten, der Samstags geöffnet hat und das auch, wenn ich mal eine Nacht durch mache und spät ins Bett gehe. Am Morgen beginnt der Lärm.
Das soll jetzt kein negatives Bild zu Kindern vermitteln! Generell ist das Bild, welches hier in Japan vermittelt wird sehr positiv und auch ansteckend! Wenn man in der Stadt einen Vater sieht, der sein tiefschlafendes Kind, wie ein Sack über die Schulter trägt oder wenn man eine Mutter auf dem Fahrrad mit dem Kind in einem Sitz am Lenker sieht, das regelmäßig mit dem Kopf auf die Lenkerstange haut, weil es am Einschlafen ist, dann beginnt man zumindest etwas nachzudenken (ok, ich füge für meine Zusammschlagrunde noch 2 Personen hinzu)!

Besonders dieses Bild bekomme ich aber auch von meinen Freunden vermittelt. Generell muss ich zuerst sagen, dass ich ja nicht an einer Universität bin, sondern in einer Firma ein Praktikum mache und ich daher mehr mit Leuten zu tun habe, die mit zwei Beinen im Leben stehen. Auch variiert das Alter meiner Freunde im gleichen Bereich, wie in Deutschland. Es beginnt mit 24, das Hauptfeld ist mehr 28-30 und manchmal geht es auch noch wesentlich älter. Jedoch reden diese Leute wirklich gerne von einer festen Ehe und Partnerschaft und von Kindern.

Ich kann wirklich nicht beurteilen, ob alle Japaner so denken, doch eine feste Ehe und Kinder stehen hier doch scheinbar höher in der Gesellschaft.
Auch muss man bei der Ehe bedenken, dass es keine Kirche gibt, die sich da einmischt und dies vorschreibt. Es geht von den Menschen aus.
Faszinierend!

Ok, ende für heute. Ich geh jetzt erstmal raus und versuchen drei Menschen zu finden, die ich wahllos zusammenschlage.
Gute Nacht, Guten Tag oder was auch immer :)

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