Montag, 2. Dezember 2013
Ein für Dich, ein für mich.
Einer der Gründe warum ich mir Japan für mein Praktikum ausgesucht habe ist die Kultur. Japan ist auf der einen Seite ein komplett anderes Land mit einer komplett anderen Kultur, jedoch ist es auf der anderen Seite Deutschland auch wirklich ähnlich und die Gemeinsamkeiten sind teilweise wirklich überraschend.

Auffällig ist die besondere Höflichkeit, von der sich die meisten Deutschen eine Scheibe abschneiden könnten. In Japan liegt fast kein Müll rum und die Leute weichen sich gegenseitig auf der Straße aus. Es ist nicht so, dass ein "Gangster" seine Spur hält und jemanden zu Seite drängt. Nein, beide Parteien versuchen sich gegenseitig auszuweichen und einen Weg zu finden, sodass keine den Anderen an rempelt.
Ich habe gelernt, dass man aus Höflichkeit auf andere Personen reagiert und seinen Weg verändert. In Deutschland haben aber nicht alle diese Werte gelernt. In Japan hingegen ist dieses Verhalten schon fast angeboren.

Ich merke schon beim Schreiben dieses Beitrags, dass mich bei meiner Rückkehr nach Hamburg gewisse Arten von Menschen erwarten, die ich schon fast komplett aus meinem Gedächtnis gestrichen hätte.

Ich möchte jedoch nicht so viel über "asoziale" in Hamburg berichten, sondern eher von dem faszinierenden Verhalten der Japaner.


Diese "wild" aussehenden Behausungen sind tatsächlich die Behausungen von Obdachlosen.
Und nein, diese Behausungen werden von der Polizei oder vom Ordnungsamt nicht abgerissen!
In Japan versuchen selbst die "Penner" den Anschein zu bewahren, dass sie normale Menschen sind. Von daher lassen die Behörden sie solange mit ihren "wilden hausen" gewähren, solange diese keine Verbrechen begehen und nicht auffällig werden. So konnte ich bisher auch noch keinen Menschen sehen, der gebettelt hat. Irgendwie schaffen die Leute es sich neu zu organisieren und ihr Leben zu sortieren.

Aber gehen wir über zu angenehmeren Themen!

Die Japaner sind also wirklich höflich. So gehört es sich auch, dass man den anderen Personen am Tisch die Getränke eingießt und nicht sich selbst. Wenn die Leute gerade auf die formellen und höflichen Regeln bestehen, dann schenken sie sich nicht selbst ein, sondern nur den anderen Personen, deren Glas nicht voll ist. Man selber sollte dann der Person das Glas voll schenken.

Dabei ist es mit dem Alkohol auch nicht so schlimm. Durch meine Größe vertrage ich viel mehr Alkohol als die Japaner. So kann ich mit den Leuten ohne Probleme Einen trinken gehen und am Ende noch halb nüchtern nach Hause gehen.

In Japan gibt es dazu die Kultur, dass wenn der Vorgesetzte Einen trinkt, dass dann die Angestellten oder Untergeordneten Einen mittrinken.

Soweit kein Problem.

Als mir diese Sitte erklärt wurde habe ich mit meinen Vorgesetzten immer ohne Probleme mitgehalten.

Naja, später wurde mir dann dazu erklärt, dass es unhöflich ist ein Getränk abzulehnen. Das ist immer noch bei 95% der Japaner kein Problem!

An diesem Punkt muss ich ein paar "Fakten" aufklären.

Japaner sind wirklich sehr schwach, wenn es um Alkohol geht. Jedoch sind Manager oftmals wirklich stark, wenn es um Alkohol trinken geht!

Das man immer mit dem Manager Einen trinken muss wurde mir zuerst von einem Kumpel erzählt (später noch von drei Personen verifiziert). An diesem Punkt habe ich mir keine sorgen gemacht. Immerhin konnte ich bisher die zuvor 95% der Japaner ohne Probleme unter den Tisch trinken.
Meine Unruhe kam jedoch, als mein Kumpel mir erklärte, dass er bei der letzten Runde mit den Managern wegen einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus gelandet ist. Seine Erklärung sollte soweit kein Problem sein, wenn er nicht gerade der Japaner wär, der mich untern den Tisch trinkt...

Dies ist nun besonders kritisch, da mich gerade solche Manager angesprochen haben und unbedingt mit mir am nächsten Freitag "Einen" trinken gehen wollen.

Naja, ich werde dann wohl die Ein für Dich, ein für mich Kultur der Manager bezüglich der Angestellten unhöflich ignorieren und in meinem Tempo etwas trinken.

Zwar soll ich viele Leute im Betrieb kennenlernen, jedoch ist das extreme Trinken dann doch nicht mein Fall. Ich werde dann wohl am Ende sehen, ob die Manager das akzeptieren können.

Mal sehen, wie der nächste Freitag ausgehen wird...

By the way: Dies ist der 20. sinnvolle Eintrag in diesem Blog. Also ein Jubiläum :)

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Meine Keime!
Nun bin ich schon zwei Monate in diesem fremden Land und einige Sachen werden langsam zur Routine. Ich weiß jetzt, wie ich meine Wäsche mit der kalt waschenden Waschmaschine einigermaßen sauber bekomme (die Flecken aus dem Geschirrtuch gehen aber wirklich nicht mehr raus - ein paar Fettflecken aus der Küche sind ohne heiß Wasser unbesiegbar...), komme mit den Einkäufen klar und schaffe es mich nicht mehr bei jedem Essen zu blamieren oder ungewohnt zu fühlen.
Ja, es setzt so langsam ein Trot ein. Ich habe es zwar nach zwei Monaten noch nicht geschafft meine Hemden zu reinigen, jedoch ist der ganze Rest mittlerweile Teil meines aktuellen Lebens.

Nun sollte ich vielleicht auch einmal von einer meiner härtesten Umstellungen berichten, die ich in der Zeit hier durchleben musste. Es geht nicht um das strickte Schuhausziehen am Eingang (das mach ich ab und zu immer noch falsch...).
Nein, ich rede von dem Essen mit anderen Leuten. Da gibt es wirklich kleine Unterschiede...


Den Wog kennt vermutlich jeder aus Deutschland. Hier in Japan ist das ganze eine richtige Esskultur und tatsächlich eines der Essen, die ich am Meisten bei Freunden zu mir nehme. Natürlich greift man dabei immer schön herzhaft mit seinen Stäbchen in die Brühe, fischt sich was schönes raus und bewegt dieses Stück in den Mund. Fischt man jedoch ein Stück raus, welches man gerade nicht haben möchte, dann lässt man es zurück in die Brühe fallen.

Durch die teilweise kochende Brühe wird das dann schon geregelt... Also das mit den Keimen.


Hier sieht das dann aber schon etwas anders aus...
Der Erste zerteilt das Essen schön einmal mit seinen Stäbchen und danach kämpfen alle mit ihren Stäbchen, dass sie sich Stücken daraus trennen und dann in den Mund verfrachten.
Hmmmm, Meine Keime!

Ja, hier in Japan bestellt man nicht unbedingt für sich selbst einen Teller mit Essen und ist dieses Essen dann für sich auf. Die Kernidee ist hier in Japan: Wenn viele gemeinsam ihr Essen bestellen, dann können sie mehr unterschiedliche Sachen essen.

Das ist kein Scherz!

In der Kantine habe ich meinen eigenen Teller mit meinen eigenen Essen. Gehe ich jedoch mit Freunden essen, dann muss ich mir mein Essen zu 80% mit den Anderen teilen.
Ganz ehrlich: Das war ich nicht gewöhnt! Das ist doch sonst immer MEIN Essen... Ein Teil abgeben ja, aber das ganze Essen teilen?

Ok, ich habe mich mittlerweile an diese Kultur gewöhnt und komme damit zurecht. Landet ein Stück Steak auf einem Teller vor mir, dann lecke ich es einmal komplett ab, sodass es jeder am Tisch sieht und gar nicht erst auf die Idee kommt danach zu greifen.
Diese Technik habe ich übrigens vom Grillen. Lässt man das beste Stück Fleisch vor den Anderen auf den Rasen fallen, so kann man es selber essen... Der Magen sollte dabei aber stark sein und man sollte sich nicht davon anwidern lassen!

Also zurück zum Thema: Normal wird kein frittiertes Chicken mit Pommes bestellt, sondern Pommes und frittiertes Chicken. Eigentlich ganz einfach.
Auch werden nicht unbedingt alle Sachen direkt bestellt. Gerne Bestellt man zuerst das Eine und dann später etwas anderes. So kam es dazu, dass ich in den ersten Wochen mich erstmal wie ein Tier bedient habe und einfach zugesehen habe, dass ich satt werde. Dies entspricht jedoch nicht dem japanischen Style. Meistens geht es bei meinen Bekannten nur zum Teil darum satt zu werden. Nein, man möchte ja lange essen und unterschiedliche Gerichte genießen.
Ja, das Essen dauert dann schon mal etwas länger und man zelebriert dann doch den ganzen Vorgang.

Eine weitere Besonderheit kommt dann mit der Rechnung.
Nach einer "Fressorgie" kann man ja kaum fair ausmachen, wer wie viel zahlen muss. Das Resultat ist dann eine geteilte Rechnung, bei der jeder zu gleichen Teilen Geld in den Pott wirft.
Dies trifft dann auch bei den Getränken zu. Ich weiß jedoch nicht, ob ich so genau daraus profitiere...
Ich glaube mittlerweile, dass das System doch aufgeht und am Ende eine faire Aufteilung stattfindet, auch wenn mal an einem Tag einer mehr isst und/oder mehr trinkt.

Ja, ich kann wirklich damit leben!

So bekommt man einen Mann zum Weinen!!!
Bevor ich mit dem Beitrag zum Ende komme muss ich noch dieses wunderschöne Bild zeigen.

Ich wollte ja schön länger vom Yakiniku berichten, jedoch kommt es nun erstmal als eine kurze Erwähnung vor.

So erobert man das Herz eines Mannes Mädels!

Zwar werden die guten Stücke Fleisch manchmal von 4 unterschiedlichen Paaren von Stäbchen berührt, jedoch ist das Fleisch einfach super und ich gehe sogar soweit, dass ich sagen möchte, dass es Grillen 3.0 ist.
Ich muss wirklich einen Weg finden diesen Kult mit nach Deutschland zurück zu nehmen. Das ist einfach nur traumhaftes Essen, welches man sich mit Anderen teilt!

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