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Dienstag, 17. Dezember 2013
Gib das mal den Azubi Dr. ...
arnemr, 15:55h
Ja, es gibt anscheinend noch eine lange Liste von Sachen, von denen ich berichten muss. Immer wenn ich denke, dass ich ich nichts mehr zu berichten habe, dann fallen mir die bisher vergessenen Punkte ein und dazu kommen dann noch neue Erlebnisse, wobei ich doch schon gedacht habe, dass ich fast alles erlebt habe...
Auch wenn ich von meinem letzten Wochenende viel berichten könnte nutze ich die Ereignisse des heutigen Tages für meinen aktuellen Beitrag (das Schreiben eines Beitrages ist tatsächlich Arbeit!).
Ja, heute möchte ich über das japanische Bildungssystem berichten. Den gerade dieses Bildungssystem sorgt ab und zu für ungewohnte Momente.
Aber fangen wir am Anfang an.
In Japan gibt es Schulen.
Wer hätte das gedacht?
Diese Schulen sind jedoch anders strukturiert als die deutschen Schulen. Das äußert sich besonders dadurch, dass Japaner das Sitzenbleiben nicht kennen. Ja, man wird einfach versetzt und die Leistungen sind quasi egal.
Das ganze Martyrium beginnt jedoch einfach mit einer Grundschule, die alle Kinder für 6 Jahre besuchen müssen und einige von den armen Kindern müssen dabei sogar Schuluniformen tragen (jedoch nicht die Grundschüler, die jeden morgen in meiner Gegend herum marodieren).
Nachdem die japanischen Kinder die erste Folter überstanden haben und nach 6 Jahren mit dem Alter von 12 die Grundschule abgeschlossen haben dürfen sie zur Mittelschule. Die Streber können sogar nach einer Aufnahmeprüfung zu einer privaten Mittelschule gehen und dort das Geld ihrer Eltern verprassen.
In dieser Stufe gibt es dann auch eine Schuluniform, an der man die Schüler gut erkennen kann. Oftmals laufen diese auch am Samstag oder Sonntag mit der Uniform rum, was das Identifizieren auch am Wochenende leicht macht (die haben am Wochenende irgendwelche schulischen Veranstaltungen und müssen daher die Uniformen tragen...).
In der Mittelschule werden alle Kinder ansonsten zusammen unterrichtet (keine Trennung wie Haupt-, Realschule und Gymnasium). Und wenn ein Mädchen sich vorher geweigert hat einen Rock zu tragen... dann muss es spätestens jetzt einen ziemlich kurzen Rock als Schuluniform tragen.
Es sieht wirklich schön aus, wie einige Japanerinnen mit ihren kurzen Röcken rumlaufen aber Kinder, vor der Pubertät? Hier geht man doch ein wenig zu weit...
Besonders auffällig ist auch die Disziplin in den Schulen oder zumindest die versuchte Disziplin.
In der Nähe meiner Arbeit ist eine Mittelschule und an den letzten Kreuzungen vor der Schule stehen normal Schüler mit Stoppuhren. Die Schüler sehen nach Lehrersliebling aus und oft steht auch ein Lehrer neben diesen vermuteten Strebern, der sich mit den Schüler unterhält.
Ich habe keinen Plan was die da machen. Das passt so gar nicht zu den Bild meiner Schule, in meiner Erinnerung.
Aber ok!
Hat man dann die Mittelschule nach drei Jahren beendet, so stehen zwei mögliche Pfade an, die man wählen kann. Tatsächlich ist es nur ein Pfad, da der Andere wirklich "beschissen" wirkt.
Man kann sich entscheiden ob man sich mir einer Aufnahmeprüfung einen Platz in einer Oberschule sichert oder ob man an eine Fachoberschule geht.
Und alles hängt von einer Aufnahmeprüfung ab...
Aus diesem Grund ist die Mittelschule eigentlich nur eine Vorbereitung für die Zulassungsprüfung.
Aber fangen wir zuerst mit der Fachoberschule an. Oder nennen wir sie die Verarschung der Schüler (meine Sicht).
Diese Verarschung dauert 5 Jahre und simuliert etwas wie eine Berufsschule. Wenn man den Abschluss nach 5 Jahren hat, dann hat man gewisse fachliche Kenntnisse aber keinerlei praktische Erfahrung, was einem Fachlich weit unter die Stufe eines deutschen Gesellen stellt.
Ja, ich kann wirklich nichts mit dieser Schule anfangen, da ich auch niemanden mit einem derartigen Abschluss kenne. Ich kann nur soviel sagen, dass man mit dem Abschluss alle Aufstiegschancen verspielt hat und dennoch 5 Jahre zu einer speziellen Schule gegangen ist. Oder um es mit anderen Worten zu beschreiben:
Wenn der Japaner nach der Mittelschule nach Deutschland geht und dort eine Ausbildung macht, hat er nach 3 Jahren viel mehr als ein Japaner, der die Fachoberstufe für 5 Jahre besucht.
Aber betrachten wir kurz die Oberstufe. Diese Stufe entspricht dem deutschen Gymnasium und ist die einzige Stufe, die einen zu einer erfolgreichen Zukunft führen kann (in Deutschland geht es zum Glück auch ohne - ich kann mit meinen Händen zählen, wie oft ich ein deutsches Gymnasium von innen gesehen habe).
Die Oberstufe geht 3 Jahre und bis zu deren Ende hat man nur eine Fremdsprache gelernt (Englisch). Nach der Oberstufe darf man dann wiederum studieren, was viele Japaner dann auch tun.
Nun treten die Japaner nach 12 Jahren Schule in die Universität ein.
Zweite Fremdsprache...
Während in Deutschland der Unterricht mit den Fremdsprachen zum Studium aufhört, so geht er in Japan mit dem Studium erst richtig los!
Damit klärt sich aber auch auf, warum ich oft mit einfachen, deutschen Sätzen angesprochen werde.
Im Studium kommt die zweite Fremdsprache und Japaner glauben an die deutsche Ingenieurskunst!
Wenn der Ingenieur in Japan ein Studium anfängt, dann wird ihm gesagt, dass er doch Deutsch als zweiten Fremdsprache studieren soll/muss. Daher können viele meiner japanischen Kollegen zumindest noch ein paar Bruchstücke Deutsch sprechen. Dies trifft sogar bei älteren Semestern zu, die normal nicht sehr positiv gegenüber von Ausländern gesinnt sind.
Als ich am Wochenende zu der Familie eines Managers eingeladen wurde traf ich dessen 80 jährigen Vater, der Ingenieur war und auch in seinem Studium vor ca. 60 Jahren Deutsch gelernt hat.
Ja, wer Ingenieur werden möchte, der sollte Deutsch lernen...
Aber nun Schluss mit dem Huldigen der deutschen Sprache!
(Ich beherrsche sie ja selbst nicht gut...)
Für die Universität gibt es dann wieder einen Aufnahmetest (was für ein Wunder...).
Dort kann man dann in vier Jahren seinen Bachelor erwerben, mit zusätzlichen zwei Jahren seinen Master und wenn man dann noch drei Jahre drauf legt, dann hat man seinen Doktortitel (auf die Kurzuniversität gehe ich jetzt nicht weiter ein - ich kenne keinen, der sie besucht hat und weiß auch zu wenig davon).
Nun mag man versuchen das mit dem deutschen System zu vergleichen und für den Laien mag das dann auch leicht möglich sein.
Aufgrund meines krummen Bildungswegs in Deutschland habe ich mich jedoch mit dem deutschen Bildungssystem beschäftigt. Als mich dann die Japaner gefragt haben, wie das deutsche System aussieht habe ich es mit einer vereinfachten Version versucht, die nur die Grundlagen des Deutschen Systems erfasst und daher alle Optionen vereinfacht.
Am Ende war es dennoch viel komplexer!
Das japanische Bildungssystem basiert rein auf Schulen und Zulassungsprüfungen. Wer hier durchfällt hat einfach verloren.
Normal redet man davon, dass begabte Schüler gerne im System unter gehen und deshalb schlechte Leistungen bringen. Vergesst diese Aussage in Japan.
Japan basiert auf dem Konzept, dass diese Schüler untergehen und sich nicht entfalten können.
Wenn die Eltern einen nicht zum Lernen zwingen, dann ist es vorbei!
Das ich das japanische System nicht bewundere sollte nun klar sein. Die Rechnung kommt jedoch mit dem Wirt und bringt weitere Konsequenzen mit sich.
Da das japanische System rein auf Schulen basiert kommen Arbeitnehmer normal ohne Erfahrungen in die Firmen. Um diese Probleme zu lösen haben die Firmen eine Art Ausbildungsprogramm, welches man häufig bei größeren Firmen, wie auch bei meiner Praktikumsfirma anzufinden ist.
In diesem Programm werden neue Angestellte erst einmal wie Azubis behandelt. Dabei werden sie von Abteilung zu Abteilung geschickt, dürfen dort kleine Arbeiten erledigen und werden dann am Ende einer Abteilung zugewiesen, wobei das Ende bei meiner Firma 9 Monate ist (für Leute in der Forschung und Entwicklung - in der Fertigung dauert das Training / die Ausbildung nicht so lange).
Dieses Programm ist daher notwendig, da neue Mitarbeiter in der Regel ohne praktische Erfahrungen kommen. In der Konsequenz muss das Programm von jeden gemeistert werden, der nicht schon mehrere Jahre (mehrere Jahre sind ungefähr 10 Jahre) seine Fähigkeiten in einer anderen Firma bewiesen hat.
Die Perversion kommt aber dann, wenn die Trainer für das Programm zum Teil 26 Jahre alt sind, einen Bachelorabschluss haben und die "Azubis" mit 30 Jahren in die Firma kommen und einen Doktorabschluss haben.
Ein Freund von mir ist auf jeden Fall von dieser Situation nicht überzeugt. Mit 30 Jahren hat er 2 Thesen und sogar ein Doktor Thesis geschrieben. Einer der Höhepunkte seiner Kariere war ein Vortrag über seine Forschung beim Cern. Nun darf er sich in der Firma anhören, wie man eine Präsentation hält, von jemanden, der 4 Jahre jünger ist, einen viel niedrigeren Bildungsabschluss hat und von den fachlichen Details nur ein Bruchteil versteht.
Als weitere Konsequenz kann man sich nicht direkt auf einen Job bewerben und sowohl die Fähigkeiten, als auch das Know-How einer Person werden einfach ignoriert, da sie sich nicht direkt für eine Position bewerben können, sondern nach der Probephase einfach zugewiesen werden.
Das japanische System mag an einigen Stellen seine Vorteile haben, jedoch ist es schon pervers, einen Doktor wie einen Azubi zu behandeln.
Auch vermisse ich in der japanischen Arbeitswelt eine einfache Ausbildung wie in Deutschland.
Durch das japanische Modell wird sichergestellt, dass man ohne Studium nicht weit kommen kann und die Weichen dafür werden auch zu früh gestellt.
Jedoch kommt eine gewisse Aufmunterung dazu!
Vor ein paar Tagen unterhielt ich mich über die Systeme mit einen Freund. Da das Erklären nicht so einfach war rief ich einfach die Wikipedia-Seite des deutschen Ausbildungssystems auf und wählte die japanische Sprache aus, damit er die Grundlagen verstehen konnte.
Bei 95% der Wikipedia Artikel funktioniert das gut. Bei diesem Artikel jedoch nicht. Die Beschreibung war nicht über das deutsche Ausbildungssystem, sondern darüber, dass die Deutschen mal wieder als Vorbild fungieren und man schon seit ein paar Jahren versucht die Grundlagen für eine Ausbildung nach deutschem System zu schaffen.
Man mag über Deutschland sagen, was man will. Aber eines der erfolgreichsten Länder auf der Welt nimmt selbst die in Deutschland kritisierten Dinge als Vorbild für seine Verbesserungen.
Auch wenn ich von meinem letzten Wochenende viel berichten könnte nutze ich die Ereignisse des heutigen Tages für meinen aktuellen Beitrag (das Schreiben eines Beitrages ist tatsächlich Arbeit!).
Ja, heute möchte ich über das japanische Bildungssystem berichten. Den gerade dieses Bildungssystem sorgt ab und zu für ungewohnte Momente.
Aber fangen wir am Anfang an.
In Japan gibt es Schulen.
Wer hätte das gedacht?
Diese Schulen sind jedoch anders strukturiert als die deutschen Schulen. Das äußert sich besonders dadurch, dass Japaner das Sitzenbleiben nicht kennen. Ja, man wird einfach versetzt und die Leistungen sind quasi egal.
Das ganze Martyrium beginnt jedoch einfach mit einer Grundschule, die alle Kinder für 6 Jahre besuchen müssen und einige von den armen Kindern müssen dabei sogar Schuluniformen tragen (jedoch nicht die Grundschüler, die jeden morgen in meiner Gegend herum marodieren).
Nachdem die japanischen Kinder die erste Folter überstanden haben und nach 6 Jahren mit dem Alter von 12 die Grundschule abgeschlossen haben dürfen sie zur Mittelschule. Die Streber können sogar nach einer Aufnahmeprüfung zu einer privaten Mittelschule gehen und dort das Geld ihrer Eltern verprassen.
In dieser Stufe gibt es dann auch eine Schuluniform, an der man die Schüler gut erkennen kann. Oftmals laufen diese auch am Samstag oder Sonntag mit der Uniform rum, was das Identifizieren auch am Wochenende leicht macht (die haben am Wochenende irgendwelche schulischen Veranstaltungen und müssen daher die Uniformen tragen...).
In der Mittelschule werden alle Kinder ansonsten zusammen unterrichtet (keine Trennung wie Haupt-, Realschule und Gymnasium). Und wenn ein Mädchen sich vorher geweigert hat einen Rock zu tragen... dann muss es spätestens jetzt einen ziemlich kurzen Rock als Schuluniform tragen.
Es sieht wirklich schön aus, wie einige Japanerinnen mit ihren kurzen Röcken rumlaufen aber Kinder, vor der Pubertät? Hier geht man doch ein wenig zu weit...
Besonders auffällig ist auch die Disziplin in den Schulen oder zumindest die versuchte Disziplin.
In der Nähe meiner Arbeit ist eine Mittelschule und an den letzten Kreuzungen vor der Schule stehen normal Schüler mit Stoppuhren. Die Schüler sehen nach Lehrersliebling aus und oft steht auch ein Lehrer neben diesen vermuteten Strebern, der sich mit den Schüler unterhält.
Ich habe keinen Plan was die da machen. Das passt so gar nicht zu den Bild meiner Schule, in meiner Erinnerung.
Aber ok!
Hat man dann die Mittelschule nach drei Jahren beendet, so stehen zwei mögliche Pfade an, die man wählen kann. Tatsächlich ist es nur ein Pfad, da der Andere wirklich "beschissen" wirkt.
Man kann sich entscheiden ob man sich mir einer Aufnahmeprüfung einen Platz in einer Oberschule sichert oder ob man an eine Fachoberschule geht.
Und alles hängt von einer Aufnahmeprüfung ab...
Aus diesem Grund ist die Mittelschule eigentlich nur eine Vorbereitung für die Zulassungsprüfung.
Aber fangen wir zuerst mit der Fachoberschule an. Oder nennen wir sie die Verarschung der Schüler (meine Sicht).
Diese Verarschung dauert 5 Jahre und simuliert etwas wie eine Berufsschule. Wenn man den Abschluss nach 5 Jahren hat, dann hat man gewisse fachliche Kenntnisse aber keinerlei praktische Erfahrung, was einem Fachlich weit unter die Stufe eines deutschen Gesellen stellt.
Ja, ich kann wirklich nichts mit dieser Schule anfangen, da ich auch niemanden mit einem derartigen Abschluss kenne. Ich kann nur soviel sagen, dass man mit dem Abschluss alle Aufstiegschancen verspielt hat und dennoch 5 Jahre zu einer speziellen Schule gegangen ist. Oder um es mit anderen Worten zu beschreiben:
Wenn der Japaner nach der Mittelschule nach Deutschland geht und dort eine Ausbildung macht, hat er nach 3 Jahren viel mehr als ein Japaner, der die Fachoberstufe für 5 Jahre besucht.
Aber betrachten wir kurz die Oberstufe. Diese Stufe entspricht dem deutschen Gymnasium und ist die einzige Stufe, die einen zu einer erfolgreichen Zukunft führen kann (in Deutschland geht es zum Glück auch ohne - ich kann mit meinen Händen zählen, wie oft ich ein deutsches Gymnasium von innen gesehen habe).
Die Oberstufe geht 3 Jahre und bis zu deren Ende hat man nur eine Fremdsprache gelernt (Englisch). Nach der Oberstufe darf man dann wiederum studieren, was viele Japaner dann auch tun.
Nun treten die Japaner nach 12 Jahren Schule in die Universität ein.
Zweite Fremdsprache...
Während in Deutschland der Unterricht mit den Fremdsprachen zum Studium aufhört, so geht er in Japan mit dem Studium erst richtig los!
Damit klärt sich aber auch auf, warum ich oft mit einfachen, deutschen Sätzen angesprochen werde.
Im Studium kommt die zweite Fremdsprache und Japaner glauben an die deutsche Ingenieurskunst!
Wenn der Ingenieur in Japan ein Studium anfängt, dann wird ihm gesagt, dass er doch Deutsch als zweiten Fremdsprache studieren soll/muss. Daher können viele meiner japanischen Kollegen zumindest noch ein paar Bruchstücke Deutsch sprechen. Dies trifft sogar bei älteren Semestern zu, die normal nicht sehr positiv gegenüber von Ausländern gesinnt sind.
Als ich am Wochenende zu der Familie eines Managers eingeladen wurde traf ich dessen 80 jährigen Vater, der Ingenieur war und auch in seinem Studium vor ca. 60 Jahren Deutsch gelernt hat.
Ja, wer Ingenieur werden möchte, der sollte Deutsch lernen...
Aber nun Schluss mit dem Huldigen der deutschen Sprache!
(Ich beherrsche sie ja selbst nicht gut...)
Für die Universität gibt es dann wieder einen Aufnahmetest (was für ein Wunder...).
Dort kann man dann in vier Jahren seinen Bachelor erwerben, mit zusätzlichen zwei Jahren seinen Master und wenn man dann noch drei Jahre drauf legt, dann hat man seinen Doktortitel (auf die Kurzuniversität gehe ich jetzt nicht weiter ein - ich kenne keinen, der sie besucht hat und weiß auch zu wenig davon).
Nun mag man versuchen das mit dem deutschen System zu vergleichen und für den Laien mag das dann auch leicht möglich sein.
Aufgrund meines krummen Bildungswegs in Deutschland habe ich mich jedoch mit dem deutschen Bildungssystem beschäftigt. Als mich dann die Japaner gefragt haben, wie das deutsche System aussieht habe ich es mit einer vereinfachten Version versucht, die nur die Grundlagen des Deutschen Systems erfasst und daher alle Optionen vereinfacht.
Am Ende war es dennoch viel komplexer!
Das japanische Bildungssystem basiert rein auf Schulen und Zulassungsprüfungen. Wer hier durchfällt hat einfach verloren.
Normal redet man davon, dass begabte Schüler gerne im System unter gehen und deshalb schlechte Leistungen bringen. Vergesst diese Aussage in Japan.
Japan basiert auf dem Konzept, dass diese Schüler untergehen und sich nicht entfalten können.
Wenn die Eltern einen nicht zum Lernen zwingen, dann ist es vorbei!
Das ich das japanische System nicht bewundere sollte nun klar sein. Die Rechnung kommt jedoch mit dem Wirt und bringt weitere Konsequenzen mit sich.
Da das japanische System rein auf Schulen basiert kommen Arbeitnehmer normal ohne Erfahrungen in die Firmen. Um diese Probleme zu lösen haben die Firmen eine Art Ausbildungsprogramm, welches man häufig bei größeren Firmen, wie auch bei meiner Praktikumsfirma anzufinden ist.
In diesem Programm werden neue Angestellte erst einmal wie Azubis behandelt. Dabei werden sie von Abteilung zu Abteilung geschickt, dürfen dort kleine Arbeiten erledigen und werden dann am Ende einer Abteilung zugewiesen, wobei das Ende bei meiner Firma 9 Monate ist (für Leute in der Forschung und Entwicklung - in der Fertigung dauert das Training / die Ausbildung nicht so lange).
Dieses Programm ist daher notwendig, da neue Mitarbeiter in der Regel ohne praktische Erfahrungen kommen. In der Konsequenz muss das Programm von jeden gemeistert werden, der nicht schon mehrere Jahre (mehrere Jahre sind ungefähr 10 Jahre) seine Fähigkeiten in einer anderen Firma bewiesen hat.
Die Perversion kommt aber dann, wenn die Trainer für das Programm zum Teil 26 Jahre alt sind, einen Bachelorabschluss haben und die "Azubis" mit 30 Jahren in die Firma kommen und einen Doktorabschluss haben.
Ein Freund von mir ist auf jeden Fall von dieser Situation nicht überzeugt. Mit 30 Jahren hat er 2 Thesen und sogar ein Doktor Thesis geschrieben. Einer der Höhepunkte seiner Kariere war ein Vortrag über seine Forschung beim Cern. Nun darf er sich in der Firma anhören, wie man eine Präsentation hält, von jemanden, der 4 Jahre jünger ist, einen viel niedrigeren Bildungsabschluss hat und von den fachlichen Details nur ein Bruchteil versteht.
Als weitere Konsequenz kann man sich nicht direkt auf einen Job bewerben und sowohl die Fähigkeiten, als auch das Know-How einer Person werden einfach ignoriert, da sie sich nicht direkt für eine Position bewerben können, sondern nach der Probephase einfach zugewiesen werden.
Das japanische System mag an einigen Stellen seine Vorteile haben, jedoch ist es schon pervers, einen Doktor wie einen Azubi zu behandeln.
Auch vermisse ich in der japanischen Arbeitswelt eine einfache Ausbildung wie in Deutschland.
Durch das japanische Modell wird sichergestellt, dass man ohne Studium nicht weit kommen kann und die Weichen dafür werden auch zu früh gestellt.
Jedoch kommt eine gewisse Aufmunterung dazu!
Vor ein paar Tagen unterhielt ich mich über die Systeme mit einen Freund. Da das Erklären nicht so einfach war rief ich einfach die Wikipedia-Seite des deutschen Ausbildungssystems auf und wählte die japanische Sprache aus, damit er die Grundlagen verstehen konnte.
Bei 95% der Wikipedia Artikel funktioniert das gut. Bei diesem Artikel jedoch nicht. Die Beschreibung war nicht über das deutsche Ausbildungssystem, sondern darüber, dass die Deutschen mal wieder als Vorbild fungieren und man schon seit ein paar Jahren versucht die Grundlagen für eine Ausbildung nach deutschem System zu schaffen.
Man mag über Deutschland sagen, was man will. Aber eines der erfolgreichsten Länder auf der Welt nimmt selbst die in Deutschland kritisierten Dinge als Vorbild für seine Verbesserungen.
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