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Mittwoch, 18. Dezember 2013
Gib das mal den Azubi Dr. ... (Teil 2)
arnemr, 15:39h
Das Kommentar von Tama zum Beitrag von gestern hat mir gezeigt, dass ich wohl doch nicht detailliert genug beim letzten Teil meines Beitrags war.
Ich habe daher heute noch ein paar mehr Details eingeholt (10 minütliche Kaffeepause hat dafür gereicht...) und möchte nun das Versäumnis nachholen.
Um noch einmal zu betonen:
Die Japaner haben eine Hierarchie in den Firmen, die Personen mit Studium von den Personen ohne Studium trennt.
Wenn in einer deutschen Entwicklungsabteilung Gesellen und Facharbeiter mit jahrelanger Erfahrung sitzen, so konnte ich dies bisher in Japan nicht entdecken. Hat man kein abgeschlossenes Studium, dann ist man quasi raus aus der Karriereleiter und sollte nicht mehr zu viel erwarten.
Das mag hart klingen, jedoch kennt man hier den Facharbeiter nicht und in Japan studieren nunmal auch viel mehr Leute als in Deutschland. Daher ist der Weg zur Karriere das Studium.
Der perverse Teil mit den Doktoren lässt sich vielleicht im Detail deutlicher machen.
In Deutschland studiert man und sucht sich danach in den Stellenanzeigen einen interessanten Job raus. Auf die Stelle bewirbt man sich dann und mit gut Glück bekommt man dann den Job. Am Arbeitsplatz wird dann festgestellt, welche Skills einen noch fehlen und diese Skills werden dann nachgeholt.
Dieses System kennen die Japaner nicht.
Als ich heute einem japanischen Kollegen deutsche Stellenanzeigen gezeigt hat sagte er mir, dass er etwas derartiges noch nie gesehen hat. Auch die anderen Kollegen konnten mit dem Beispiel nichts anfangen.
Ich habe einen Kollegen, der kaum Englisch sprechen kann. Meistens stottert er nur oder baut seine Sätze auf dem "Wort" "Ähm" auf. Wenn dieser Kollege es jedoch schafft einen Satz in flüssigen Englisch zu sprechen, ohne dabei großartig darüber nachzudenken, dann ist der Inhalt und die Aussage in der Regel genial!
Heute erklärte mir dieser Kollege den Unterschied zwischen Deutschen und Japanern mit einen simplen aber einfach nur genialen Satz!
Deutsche wählen ihren Job aus und Japaner wählen ihre Firma aus.
Die Beschreibung passt wie die Faust aufs Auge und beschreibt wirklich perfekt die Situation!
In Deutschland hatte ich vor meinem Studium eine Ausbildung zum Mechatroniker gemacht. Ich habe dabei die Jobqualifikation und die Firma ausgewählt. Jedoch konnte ich dabei nicht meinen späteren Arbeitsplatz auswählen (ok, die Ausbildung dauert regulär auch 3 1/2 Jahre, wie soll die Firma das vorher wissen?).
Hat man jedoch in Deutschland einen Abschluss (Studium oder Ausbildung), dann wählt man sich einen Arbeitsplatz aus und bewirbt sich auf diesen.
In Japan ist das anders.
Japaner informieren sich, wie nett eine Firma ist und was an was die Firma arbeitet. Danach bewerben sie sich bei der Firma und werden dann gegebenenfalls genommen.
Die Perversion kommt jedoch dann, wenn vom Bachelor, über den Master, bis zum Doktor die neuen Arbeitnehmer ein Training bei der Firma machen. Die Beschriebenen "Azubis" werden im Englischen "Trainees" genannt. Dieses Trainees werden dann für ca. 9 Monate durch das Unternehmen von Abteilung zu Abteilung gescheucht und dürfen dort einfache Arbeiten verrichten.
An dieser Stelle darf man einfache Arbeiten nicht mit einfachen Arbeiten verwechseln.
Bei den einfachen Arbeiten handelt es sich um Aufgaben, die ich zum Teil in komplizierterer Form in meinem Studium an der Fachhochschule lösen musste. Wenn also ein promovierter Doktor drei Wochen in einer Abteilung ist und dort eine Fourier Transformation programmieren soll, dann halte ich dies doch eher für eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Es handelt sich dabei nur um ein einfaches Programmieren Training und es ist weder nützlich für die Firma, noch wirklich nützlich für den Trainee, der später vielleicht gar nicht mehr programmieren muss.
Auch das Training in Präsentationen erreicht seinen Höhepunkt, wenn ein Trainer mit Bachelorabschluss und zwei Jahren Berufserfahrung Leute mit Master und Doktorabschluss betreut. Die Leute mit dem Masterabschluss sind genau der gleiche Jahrgang und waren vermutlich im Studium nur etwas erfolgreicher, wobei sie auch Erfahrungen in Präsentationen gesammelt haben und die Leute mit Doktorabschluss sind älter und haben dann doch schon mehr Erfahrungen als ihr Trainer.
Der lustige Höhepunkt der Ausbildung ist jedoch die Zeit in der Fertigung. Dort werden genau diese Trainees dazu aufgefordert 3 Wochen lang durch die Fertigung zu laufen und sollen dann den Mitarbeitern sagen, wie sie ihre Arbeit besser machen.
Ich verstehe das Kommentar von Tama ja wirklich und sehe das auch ein. Doch sollte nun deutlich sein, dass meine Kritik auf eine andere Ecke abzielte und die Probleme dann doch wesentlich schlimmer sind als erwartet (ich hätte gestern detaillierter schreiben sollen!).
Ist das Training übrigens nach ca. 9 Monaten abgeschlossen, so erfährt man in welche Abteilung und in welches Land man geht.
WAS?!? WELCHES LAND?!?
Genau!
(Welches Land?)!
Man entscheidet sich immerhin für eine Firma und nicht für einen Arbeitsplatz mit gewissen Aufgaben an einem gewissen Ort...
Ein Freund von mir (mit Doktortitel) hat nun die letzten Tage seines Trainings angefangen und wird am Ende des Monats wissen, wo er in Zukunft arbeiten wird. Er kann es sich nach dem Training nicht aussuchen und wird irgendwo hin versetzt. Als realistisches Ziel gab er heute Hokkaidō, was wirklich sehr sehr weit von seinen Freunden und seiner Familie ist. Dazu kommt der lustige Fakt, dass Hokkaidō der kälteste Ort Japans ist und für die meisten Japaner viel, viel zu kalt ist.
Man sucht sich halt nicht den Job, sondern die Firma aus.
Ich halten diesen Umgang mit Frischlingen von der Universität doch für pervers. Die Meinungen können hier aber variieren.
Das mit dem Doktor und dem Azubi habe ich vielleicht falsch erklärt. Ich stimme seiner Meinung voll zu, jedoch würdest du meiner hier vermutlich auch zustimmen.
Ich habe zuvor von den Unterschiedlichen im Bildungssystem geschrieben. Die Azubis sind nur Azubis für ein paar wenige Monate. Dazu kommt, dass Leute ohne Studium immer noch eine niedrigere Position einnehmen. Der Jungspund ist daher erst Chef nach 9 Monaten hat vorher aber nichts mit den anderen Leuten zu tun.
Ein Freund von mir hat gerade als Ingenieur in München bei einer Firma angefangen. Dort ist er zwar der Neuling, der sich einarbeiten muss, jedoch hat er sein Arbeitsplatz und richtige Projekte. Hier wird man erstmal rum gescheucht und selbst Leute, die vorher eine Forschungsgelder hatten verzichten keine richtigen arbeiten mehr und wissen auch nicht an welchem Arbeitsplatz sie später arbeiten werden.
Ich finde das nicht gut. Man sollte die Leute ein wenig als Erwachsene ansehen.
Ich habe daher heute noch ein paar mehr Details eingeholt (10 minütliche Kaffeepause hat dafür gereicht...) und möchte nun das Versäumnis nachholen.
Um noch einmal zu betonen:
Die Japaner haben eine Hierarchie in den Firmen, die Personen mit Studium von den Personen ohne Studium trennt.
Wenn in einer deutschen Entwicklungsabteilung Gesellen und Facharbeiter mit jahrelanger Erfahrung sitzen, so konnte ich dies bisher in Japan nicht entdecken. Hat man kein abgeschlossenes Studium, dann ist man quasi raus aus der Karriereleiter und sollte nicht mehr zu viel erwarten.
Das mag hart klingen, jedoch kennt man hier den Facharbeiter nicht und in Japan studieren nunmal auch viel mehr Leute als in Deutschland. Daher ist der Weg zur Karriere das Studium.
Der perverse Teil mit den Doktoren lässt sich vielleicht im Detail deutlicher machen.
In Deutschland studiert man und sucht sich danach in den Stellenanzeigen einen interessanten Job raus. Auf die Stelle bewirbt man sich dann und mit gut Glück bekommt man dann den Job. Am Arbeitsplatz wird dann festgestellt, welche Skills einen noch fehlen und diese Skills werden dann nachgeholt.
Dieses System kennen die Japaner nicht.
Als ich heute einem japanischen Kollegen deutsche Stellenanzeigen gezeigt hat sagte er mir, dass er etwas derartiges noch nie gesehen hat. Auch die anderen Kollegen konnten mit dem Beispiel nichts anfangen.
Ich habe einen Kollegen, der kaum Englisch sprechen kann. Meistens stottert er nur oder baut seine Sätze auf dem "Wort" "Ähm" auf. Wenn dieser Kollege es jedoch schafft einen Satz in flüssigen Englisch zu sprechen, ohne dabei großartig darüber nachzudenken, dann ist der Inhalt und die Aussage in der Regel genial!
Heute erklärte mir dieser Kollege den Unterschied zwischen Deutschen und Japanern mit einen simplen aber einfach nur genialen Satz!
Deutsche wählen ihren Job aus und Japaner wählen ihre Firma aus.
Die Beschreibung passt wie die Faust aufs Auge und beschreibt wirklich perfekt die Situation!
In Deutschland hatte ich vor meinem Studium eine Ausbildung zum Mechatroniker gemacht. Ich habe dabei die Jobqualifikation und die Firma ausgewählt. Jedoch konnte ich dabei nicht meinen späteren Arbeitsplatz auswählen (ok, die Ausbildung dauert regulär auch 3 1/2 Jahre, wie soll die Firma das vorher wissen?).
Hat man jedoch in Deutschland einen Abschluss (Studium oder Ausbildung), dann wählt man sich einen Arbeitsplatz aus und bewirbt sich auf diesen.
In Japan ist das anders.
Japaner informieren sich, wie nett eine Firma ist und was an was die Firma arbeitet. Danach bewerben sie sich bei der Firma und werden dann gegebenenfalls genommen.
Die Perversion kommt jedoch dann, wenn vom Bachelor, über den Master, bis zum Doktor die neuen Arbeitnehmer ein Training bei der Firma machen. Die Beschriebenen "Azubis" werden im Englischen "Trainees" genannt. Dieses Trainees werden dann für ca. 9 Monate durch das Unternehmen von Abteilung zu Abteilung gescheucht und dürfen dort einfache Arbeiten verrichten.
An dieser Stelle darf man einfache Arbeiten nicht mit einfachen Arbeiten verwechseln.
Bei den einfachen Arbeiten handelt es sich um Aufgaben, die ich zum Teil in komplizierterer Form in meinem Studium an der Fachhochschule lösen musste. Wenn also ein promovierter Doktor drei Wochen in einer Abteilung ist und dort eine Fourier Transformation programmieren soll, dann halte ich dies doch eher für eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Es handelt sich dabei nur um ein einfaches Programmieren Training und es ist weder nützlich für die Firma, noch wirklich nützlich für den Trainee, der später vielleicht gar nicht mehr programmieren muss.
Auch das Training in Präsentationen erreicht seinen Höhepunkt, wenn ein Trainer mit Bachelorabschluss und zwei Jahren Berufserfahrung Leute mit Master und Doktorabschluss betreut. Die Leute mit dem Masterabschluss sind genau der gleiche Jahrgang und waren vermutlich im Studium nur etwas erfolgreicher, wobei sie auch Erfahrungen in Präsentationen gesammelt haben und die Leute mit Doktorabschluss sind älter und haben dann doch schon mehr Erfahrungen als ihr Trainer.
Der lustige Höhepunkt der Ausbildung ist jedoch die Zeit in der Fertigung. Dort werden genau diese Trainees dazu aufgefordert 3 Wochen lang durch die Fertigung zu laufen und sollen dann den Mitarbeitern sagen, wie sie ihre Arbeit besser machen.
Ich verstehe das Kommentar von Tama ja wirklich und sehe das auch ein. Doch sollte nun deutlich sein, dass meine Kritik auf eine andere Ecke abzielte und die Probleme dann doch wesentlich schlimmer sind als erwartet (ich hätte gestern detaillierter schreiben sollen!).
Ist das Training übrigens nach ca. 9 Monaten abgeschlossen, so erfährt man in welche Abteilung und in welches Land man geht.
WAS?!? WELCHES LAND?!?
Genau!
(Welches Land?)!
Man entscheidet sich immerhin für eine Firma und nicht für einen Arbeitsplatz mit gewissen Aufgaben an einem gewissen Ort...
Ein Freund von mir (mit Doktortitel) hat nun die letzten Tage seines Trainings angefangen und wird am Ende des Monats wissen, wo er in Zukunft arbeiten wird. Er kann es sich nach dem Training nicht aussuchen und wird irgendwo hin versetzt. Als realistisches Ziel gab er heute Hokkaidō, was wirklich sehr sehr weit von seinen Freunden und seiner Familie ist. Dazu kommt der lustige Fakt, dass Hokkaidō der kälteste Ort Japans ist und für die meisten Japaner viel, viel zu kalt ist.
Man sucht sich halt nicht den Job, sondern die Firma aus.
Ich halten diesen Umgang mit Frischlingen von der Universität doch für pervers. Die Meinungen können hier aber variieren.
Das mit dem Doktor und dem Azubi habe ich vielleicht falsch erklärt. Ich stimme seiner Meinung voll zu, jedoch würdest du meiner hier vermutlich auch zustimmen.
Ich habe zuvor von den Unterschiedlichen im Bildungssystem geschrieben. Die Azubis sind nur Azubis für ein paar wenige Monate. Dazu kommt, dass Leute ohne Studium immer noch eine niedrigere Position einnehmen. Der Jungspund ist daher erst Chef nach 9 Monaten hat vorher aber nichts mit den anderen Leuten zu tun.
Ein Freund von mir hat gerade als Ingenieur in München bei einer Firma angefangen. Dort ist er zwar der Neuling, der sich einarbeiten muss, jedoch hat er sein Arbeitsplatz und richtige Projekte. Hier wird man erstmal rum gescheucht und selbst Leute, die vorher eine Forschungsgelder hatten verzichten keine richtigen arbeiten mehr und wissen auch nicht an welchem Arbeitsplatz sie später arbeiten werden.
Ich finde das nicht gut. Man sollte die Leute ein wenig als Erwachsene ansehen.
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