Sonntag, 16. Februar 2014
Eine endlose Woche!
arnemr, 12:56h
Endlich ist Sonntag und es ist Wochenende. Teilweise dachte ich diese Woche, dass ich das Wochenende gar nicht mehr erreichen sollte, weil diese eine der wenigen Wochen war, an denen auch Samstags gearbeitet werden "durfte" (musste, wenn man keinen Urlaub nimmt).
Da es gier ja auch keinen Betriebsräte gibt (und vermutlich auch keine Gewerkschaften), kann die Firma auch mal die Arbeitstage auf das Wochenende legen, ohne dass jemand protestiert. Sonntag wird zum Glück nicht dafür genutzt, jedoch sehen die Japaner es nicht so eng mit Ruh- und Feiertagen und die Dienstleister arbeiten daher das ganze Jahr durch (ohne Scherz, hier kann man immer in den Supermarkt gehen).
Das Dienstag ein Feiertag war (also ich musste nicht arbeiten) sehe ich jedoch nicht als Ausgleich für ein kürzeres Wochenende...
Aber gut, nun musste ich da durch und werde nun bei den Ereignissen der Woche anfangen. Oder zumindest bei den spannenden.
Freitag fing es an wieder zu schneien und es wurde ein Schneesturm für den Abend angekündigt, weshalb das Gerücht im Raum war, dass alle ein Tick früher nach Hause geschickt werden.
Das traf jedoch nicht nach der Mittagspause zu und ich arbeitete weiterhin in diesem riesigen Raum mit +/- einhundert Ingenieuren. Die Fenster waren wie immer fest verschlossen und am Ende der Woche war der Sauerstoffpegel im Raum ganz ganz unten angekommen. Dazu kam die höhere Temperatur im Raum und es herrschte ein angemessenes Schlafklima. Um wach zu bleiben lief ich regelmäßig aus dem Raum und atmete vor der Tür auf dem Flur etwas. Bevor ich dann wieder in den Raum ging holte ich mehrfach tief Luft und betrat dann den Raum wieder, als ob ich gerade anfangen würde zu tauchen.
Also wenn da keine Luft im Raum ist, dann kann man das schon mit Tauchen gleichstellen!
Die zweite Maßnahme war, dass ich immer nur einzelne Teile aus dem Labor holte und wieder zurück brachte. Wir haben nämlich ein Labor, wo Maschinen und Werkzeuge aufgebaut sind und dieses liegt auf der anderen Seite des Firmengeländes (ca. 200 Meter). Bei diesen Gängen konnte ich mich dann abkühlen und frische Luft schnappen. Da ich eh mit dem T-Shirt unterwegs war schauten mich die verzweifelten Japaner immer merkwürdig an. Die waren nämlich mit der Temperatur und dem Schnee total überfordert. Sie rannten mit dicken Winterjacken zwischen den Gebäuden hin und her, während ich die gefühlten 8° als angenehme Erfrischung empfand, nachdem ich halt aus den Raum kam, der mal eben 30° Raumtemperatur hat.
Im Labor wurde es dann natürlich wieder mit 30° Raumtemperatur ordentlich wärmer, jedoch waren im Raum nicht so viele Leute und dadurch gab es noch einen Sauerstoffanteil in der Luft.
Man muss sich halt das Büro so vorstellen, wie einige Filme amerikanische Büros zeigen. Das sind riesige Räume, die gefüllt sind mit Unmengen an Menschen. Der Raum hat in diesem Fall die Größe einer größeren Schulaula und überall stehen doppelte Tischreihen (also es sitzen sich immer zwei gegenüber - keine einheitliche Ausrichtung in eine Richtung) mit ca. 1,5 Metern abstand zwischen den Reihen, einen Durchgang, der durch den länglichen Raum geht und jeweils zwischen vier und sechs Arbeitern in einer Reihe. Die Tische sind mit einer Breite von 1,5 Metern und einer Tiefe von einem Meter zu klein, als dass ich mich darauf legen könnte und aber auch zu klein um alle Unterlagen darauf unter zu bringen. Somit sind alle Schreibtische maßlos überfüllt und die Unterlagen und Materialien werden zum Teil vor dem Tisch gestapelt.
Und natürlich gibt es auch keine Trennwände, wodurch jeder jeden sehen kann aber die Leute sich auch nicht zwangsläufig kennen. Man kennt halt nur ein Teil der Leute, mit denen man in einem Büro sitzt.
Ich mag ja wirklich die Arbeit und die Leute, jedoch muss ich unter diesen Umständen jedes Jobangebot ablehnen!
Etwas derartiges habe ich erst hier in Japan gesehen und da es auch wirklich kein offenes Fenster gibt fällt mir das Arbeiten teilweise sehr schwer. Und besonders in einer derartig langen Woche, in der nicht gelüftet wird fällt die Arbeit dann sehr schwer.
Was jedoch sehr lustig ist, dass Deutsche über ihre Arbeitsbedingungen immer sehr stark meckern. In Deutschland werden alle möglichen Sachen kritisiert und verurteilt.
In anderen Ländern herrschen zum Teil viel viel viel schlimmere Bedingungen und niemand würde auf die Idee kommen sich zu beschweren. Daher werde ich jetzt etwas sagen (ok, schreiben...), was vielen Leuten sicherlich nicht gefällt und was sie sicherlich nicht verstehen können und sie daher direkt einer anderen Meinung sind. Aber ok, ich muss es aussprechen:
Ich möchte im Arbeitnehmerdisneyland Deutschland arbeiten.
Japan mag ein sehr schönes Land sein, in dem man gut leben kann. Man muss aber auch sagen, dass Deutschland ein Disneyland für Arbeitnehmer ist. Im Disneyland ist nicht alles gut oder perfekt, aber selbst wenn ich im Einzelhandel arbeiten würde, dann würde ich Deutschland fast allen anderen Ländern vorziehen!
Aber gut, kommen wir zurück zu dem Freitag und meiner langen Woche!
Ich arbeite momentan an einer Steuerung für eine Maschine, die dann auch Motoren und Co. antreiben muss. Für die Leute die sich mit den Details einer derartigen Entwicklung nicht auskennt möchte ich hier einmal den groben Aufbau einer Steuerung erklären (z.B. für meine Großeltern):
Es ist ein elektronische Gerät, welches Motoren, Lampen, Bildschirme und alle anderen möglichen Sachen kontrolliert. Um das zu erreichen benötigt es eine Platine, die elektrische Komponenten und Mikrochips verbindet und eine Intelligenz für die Mikrochips, die beschreibt, wann was wie gemacht werden soll (also das Verhalten beschreibt).
Normal sieht dann der Entwicklungsablauf so aus, dass man zuerst die Funktion plant, die zu verwendenden Bauteile raussucht, sich diese auf Testplatinen bestellt, alles mit einander verbindet und erstmal den groben Schaltplan (elektrischen Aufbau) testet und somit alle Teile kennenlernt. Wenn alles grob funktioniert und man alle Komponenten kennt und ihr verhalten versteht, dann weiß man, dass man keinen groben Planungsfehler hat und man kann dann zu der Entwicklung einer konkreten elektrischen Schaltung übergehen und diese fertigen/fertigen lassen. Danach baut man die Intelligenz der Steuerung aus und verbindet alles.
Ich habe eine fertige Steuerung bekommen, für die ich die Intelligenz erstellen soll...
Das sollte soweit kein Problem sein, wenn ich doch nur die Komponenten kennen würde, bzw. Erfahrungen mit ihnen hätte. Den der Hauptmikrochip kommt von einer japanischen Firma. Diese Firma hat heute noch die unangefochtene Marktherrschaft. Heutzutage sind in allen elektrischen Komponenten Mikrochips, die diese Geräte steuern und diese japanische Firma hat es vor vielen Jahren geschafft auf über 20% Marktanteil für diese Mikrochips zu kommen. Das heißt, dass in über 20% der Geräte weltweit Mikrochips der Firma enthalten waren. Ein Milliarden-Geschäft!
Nur leider hat die Firma die Zeichen der Zeit nicht erkannt und vor einigen Jahren fing ein neuer Trend an, dem sich die Firma nicht angeschlossen hat. Zwar werden die Chips noch immer massenhaft gekauft (man ist immer noch Marktführer), jedoch liegt dies wohl mehr daran, dass sie für zuvor entwickelte Produkte eingesetzt werden. Neue Entwicklungen setzen einfach auf den aktuellen Trend.
Ich habe bisher nur Chips aus dem neueren Trend kennengelernt (die deutlich komfortabler in der Entwicklung der Intelligenz sind) und noch nie mit einem Chip dieser Firma gearbeitet. Also muss ich mich Schritt für Schritt mit der Technik anfreunden.
Das erste Ziel war es den Hauptmikrochip mit der Intelligenz mit einen anderen Mikrochip sprechen zu lassen, der einen Motor kontrolliert.
Soweit, so gut!
Der eine Mikrochip hat eine Dokumentation von 80 Seiten, mit denen ich kämpfen muss und der Hauptmikrochip von etwas über 2000 Seiten, wovon für die Kommunikation jedoch nur 200 interessant sind (vorerst!). Und zu allem Überfluss muss ich die Tests auf einer fertig entwickelten Platine durchführen. Also nicht entsprechend des normalen Ablaufs. Daher kann ich nicht Messgeräte so leicht an den Verbindungen zwischen den Chips anbringen, was ich jedoch machen muss, um das Verhalten der Chips zu beobachten und dann entsprechend Sachen zu verändern.
In der Konsequenz musste ich nun bei der Arbeit mehrere Messspitzen (ok, es waren nur 3) auf einer Fläche platzieren, die die Größe meines Daumens hat (also von der Breite, nicht von der Länge - die Länge ist kürzer). Es handelt sich also um einen wirklich kleinen Bereich. Die Messspitzen haben ungefähr die Größe meines Zeigefingers und müden aber in stecknadelgroßen Metallspitzen, die ich glatten Oberflächen platzieren und natürlich auch halten muss.
Ich musste also zuerst alle Messspitzen auf dieser winzigen Fläche platzieren (dafür brauchte ich beide Hände), sie dann mit der linken Hand exakt auf den Positionen halten und danach mit meinem rechten Arm überall auf dem Tisch rum fummeln, um die Messungen und den Test zu starten.
Das ist schei** schwer und wirklich fehleranfällig!
Ich habe es jedoch mehrere Male erfolgreich geschafft und konnte die Ergebnisse meiner Tests sehen. Jedoch passierte gegen Feierabend dann etwas, was nicht hätte passieren sollen. Ich rutschte mit der einen Messspitze ab und diese setzte sich dann genau zwischen zwei Metallverbindungen des einen Mikrochips und verband diese...
Wie zuvor gesagt, die Messspitzen sind zwar stecknadelgroß, jedoch ist auf einer fertigen Platine alles so klein und eng nebeneinander, dass wirklich gute Augen und/oder eine Lupe braucht um überhaupt die Verbindungen zu sehen. Und der Abstand zwischen den Metallverbindungen war nunmal nicht viel größer als ein Salzkorn.
Es kam also wie es kommen musste und der ganze Testaufbau ging aus. Ich konnte ein kurzes Klacken hören, welches von einem Sicherungselement kam und schwups war alles abgeschaltet.
Kurz verschreckt umgeschaut. Niemand hat etwas gesehen. Ok, dann ist ja gut!
Derartige Fehler passieren nunmal bei derartig kleiner Elektronik und in der Regel schaltet man danach den Strom wieder ein und es geht weiter.
In diesem Fall ist auch nichts anderes geschehen. Zumindest nahm ich es zu diesem Zeitpunkt noch an...
Dann kam aber auch schon eine Ansage, dass aufgrund des kommenden Schneesturms alle eine Stunde früher nach Hause geschickt werden.
Nach der Ansage geschah nicht mehr viel und ich ging dann auch nach Hause, wo ich mir erstmal etwas schönes kochte und ein paar unerledigte Unterlagen durchging.
Als ich dann gegen 23:30 meinen Computer zusammen klappte und gerade auf dem Weg zum Bad war um mich für das Schlafengehen fertig zu machen, klingelte es auf einmal an der Tür. Einer meiner Freunde stand vor der Tür und erklärte mir mit einem breiten Grinsen, dass doch draußen so viel Schnee ist und wir raus gehen sollten. Ich zog mir also ein paar Sachen über und machte noch kurz ein Sturmklingeln bei meinem Nachbarn, der die Tür öffnete und im Pyjama da stand.
Wir erklärten ihm, dass wir jetzt raus in den Schnee gehen müssten und er kam tatsächlich im Pyjama mit...

Draußen gab es dann erstmal ein Geplänkel im Schnee. Die Kollegen hatten ja bisher nur selten so viel Schnee gesehen.
Nachdem wir noch kurz einen Freund besuchten, der jedoch nicht raus kommen wollte, kam einer meiner Freunde auf die Idee einen großen Schneemann zu bauen. Die Beiden gingen also schnell wieder rein, um sich Handschuhe zu holen, bzw. um sich erstmal richtige Klamotten anzuziehen. In der Zeit fing ich schonmal mit der unteren Kugel an, die bis zu deren Rückkehr schnell einen Durchmesser von einem Meter erreichte (also es lag wirklich viel Schnee, selbst in Hamburg schneit es normal nicht so viel Schnee so schnell!).
Die Kollegen waren so sehr von der Größe der Kugel überrascht, dass wir nicht zwei weitere Anfingen, sondern dass sie bei der Kugel erstmal mithelfen wollten.
Wir rollten also die Kugel den Wohnheimsparkplatz entlang und sie wurde immer größer.
Zu groß und zu schwer um genau zu sein!
Meine Freunde wollten die Kugel nicht auf dem Parkplatz lassen (könnte ja andere Leute stören und/oder behindern) und daher wollten sie die Kugel vom Parkplatz runter rollen. Wir waren jedoch schon am anderen Ende des Parkplatzes und sie war mittlerweile größer als ein kleiner Japaner. Aber dementsprechend wurde sie auch immer und immer schwerer.

Auf halben Weg machten wir dann eine Pause und ich kletterte auf die Kugel. Sie war so stabil, dass sie dadurch keinen Schaden nahm oder gar auseinander brach.
Als ich mich dann von meinen Freunden abwandte und in eine andere Richtung schaute lief einer meiner Freunde mit Anlauf gegen die Kugel. Er wollte sie in Bewegung setzen und mich überraschen.
Es funktionierte nicht. Am nächsten Tag tat ihm sein Arm und die Hand immer noch weh und ich hatte seinen Aufprall kaum gemerkt. Die Kugel war einfach zu massiv! Dementsprechend wurde es aber auch immer schwerer die Kugel zu bewegen. In der Regel brauchten wir für einen Meter fünf Minuten, da wir uns einen stabile Trittposition bauen mussten und das Anschieben genau koordinieren mussten.
"Auf Drei! Eins! Zwei! DREI!" (natürlich in Englisch...)

Am Ende haben wir es jedoch geschafft die Kugel zur Seite zu bekommen und machten ein paar Fotos. Dieses Foto zeigt auf der rechten Seite einen Freund von mir, der bis vor kurzem den Ruf des Größten in der Firma hatte. Also die Kugel war wirklich groß am Ende (am nächsten Morgen fing sie an zu tauen und Kinder bauten sie zum Iglu um).
Kurz nach zwei ging es dann total erschöpft ins Bett (fast drei Stunden später als geplant...).
Am nächsten Tag stand ich dann wenig motiviert auf. Es war Samstag und da steht man nicht früh auf und geht zur Arbeit (also nicht auf diese Art und Weise)!
Vor der Tür stand auch mein Nachbar, der in der Nacht gesagt hat, dass er am Tag blau macht, jedoch war er dann doch auf dem Weg zur Arbeit. Und so stapften wir durch den Regen, der mittlerweile eingesetzt hat und kämpften uns durch die Wassermassen.
Der Regen war zwar nicht stark, jedoch hatte es in der Nacht 40 cm Schnee gegeben, der schon teilweise geschmolzen war und in Verbindung mit leichtem Regel alles nass machte. Teilweise waren die Pfützen 20 cm tief und wir brauchten für den Weg, den wir normal in weniger als 10 Minuten gehen etwas über 15 Minuten (da es keine Fußwege gibt mussten wir -wie immer - über auf der Straße laufen und diese wurde halt nicht geräumt).
In der Firma erwarteten uns auch nicht so viele Kollegen. Im Büro waren maximal 40 Leute anwesend, was aber auch nicht viel brachte, da die Luft im Laufe der Woche komplett aufgebraucht wurde. Verteilt im Büro gibt es dann auch noch größere Heizanlagen, die größer sind als ein großer Kleiderschrank.
Eine dieser Anlagen ist direkt neben meinem Arbeitsplatz!
Die Anlagen werden im Laufe der Woche reihum eingeschalten (also an einem Tag die, dann die Nächste und so weiter). An diesem Tag war meine Anlage dran den Raum auf 30° Raumtemperatur zu bringen!
AHHHHH, das kann doch nur ein Scherz sein, oder???
Das war wirklich kein Spaß so zu arbeiten. Die Heizanlage basiert auf einem Gasbrenner und ich konnte die ganze Zeit die Flammen beobachten. Zwar fragen mich die Leute immer, wie ich es im T-Shirt auf der Arbeit aushalten (also selbst im tiefsten Winter), jedoch sollte dann klar sein, dass ich neben der Heizung keinerlei Leistung bringen kann.
Ich saß also NEBEN der Heizung und schwitzte mir einen Wolf ab, während die Japaner in meiner reihe ihren WINTERJACKEN aufmachten und später auch irgendwann auszogen und sich nur noch Decken über die Beine legten.
Das ich trotz viel zu hoher Temperaturen und massiven Sauerstoffmangel durchgehend arbeiten konnte lag nur daran, dass ich mir später einen Tiefkühlbeutel nahm, raus aus dem Gebäude ging, ihn mit Schnee und Eis füllte und mir dann den Beutel dann wahlweise an Kopf oder andere Körperteile hielt.
Nachdem ich den Eisbeutel dann für eine halbe Stunde verwendet hatte war ich wieder in der Lage klar zu denken und die Arbeit fortzusetzen (natürlich habe ich ihn durchgehend weiter verwendet).
Dann kam die Mittagspause und ich ging in die fast leere Kantine. Aufgrund der Schneemassen (und der Tatsache, dass es SAMSTAG war) hatten sich viele Leute freu genommen (das konnte ich nicht). Wir aßen also nur in einer kleinen Runde und danach konnte ich mich noch mit einem Eis aus dem Automaten abkühlen. Auf dem Weg zurück zum Arbeitsplatz schlug dann einer meiner Freunde vor, dass wir das kaputte Wochenende zumindest für eine Yakiniku-Party nutzen sollten und daher am Abend in mein lieblings Restaurant gehen sollten.
Damit gab es dann doch ein schönes Erlebnis in Sichtweite!
Zurück am Arbeitsplatz konnte ich dann doch wesentliche Fortschritte mit der Kommunikation der zuvor erwähnten Mikrochips gewinnen. Als ich jedoch den Testaufbau einschaltete um einen neuen Test zu fahren stellte ich fest, dass die Energiespeicher an dem Mikrochip, der den Motor steuert, sehr heiß wurden. So etwas kann zwar passieren, jedoch aber auch nur unter bestimmten Umständen. Bei den aktuellen Umständen war es jedoch ein Anzeichen dafür, dass es massive Probleme gibt und dass eine Explosion bevorsteht. Da das Büro nicht gelüftet wird musste es nach der Explosion direkt evakuiert werden und so versuchte ich die Tests so kurz wie möglich zu halten und den Aufbau jedes mal komplett abzuschalten, wenn ich nicht gerade etwas teste.
Nun konnte ich aber Fortschritte erreichen und bei einer Messung sahen die Signale auch so aus, wie ich sie mir gewünscht hatte. Jedoch blieb merkwürdiger weise meldete sich der Mikrochip nicht. Oder um genauer zu sein: Der Hauptmikrochip arbeitete normal und hatte endlich einen verständlichen Satz gesprochen, jedoch antwortete der andere Mikrochip nicht auf die Frage.
Ich startete also ein paar Messungen und versuchte alle Signale zu überprüfen, die zum Mikrochip hin gehen. Und da war die Anomalie. Eine Spannung auf einem Bein des Mikrochips, die einfach zu niedrig war, was ich mir einfach nicht erklären konnte. Ich schaltete also die Schaltung ab. Gab ihr ein paar Minuten Zeit, sodass sich alle Speicher leeren konnten und schaltete sie ein.
Auf einmal gab es ein Knacken und ich saß eine Lampe am Mikrochip aufleuchten. Nur leider hatte er keine Lampen!
Die Mikrochips haben flache, schwarze Gehäuse aus einem Kunststoff, der auch sehr hohe Temperaturen aushält (über 400° sollte er aushalten). Was ich also als Licht sah kam vom Innenleben des Mikrochips und es brachte das Gehäuse zum Schmelzen. Der Chip brannte sich nur beim Einschalten ein Loch in sein Gehäuse, wofür man eine wirklich hohe Temperatur braucht.
Ich schaltete die Schaltung also ganz schnell wieder ab und konnte direkt den Strom riechen ("Es riecht nach Strom.", ist eine Redewendung, die einige Elektrotechniker verwenden und die den Geruch beschreibt, der entsteht, wenn Schaltungen sich selbst abbrennen). Zum Glück hat es erst keiner gemerkt, ich bin nicht irgendwie dadurch aufgefallen und hatte erstmal Zeit mir den Schaden anzusehen.
Der Mikrochip hat jetzt wirklich ein Loch und MUSS ausgetauscht werden. Ich konnte auch feststellen, welche Kontakte ich am Vortag verbunden hatte (als der Strom kurz aus ging) und stellte fest, dass man diese Kontakte nicht aus Versehen verbinden kann.
Tatsächlich hatte ich den Chip schon am Vortag getötet und das Erwärmen der Energiespeicher war nur ein Anzeichen des langsam, daneben sterbenden Mikrochips.
Nun muss ich das geschehende morgen meinem Betreuer erklären und wir müssen den Chip und/oder das ganze Board austauschen. Es hilft ja nichts, so etwas geschieht mal und wenigstens habe nicht eine ganze CT-Röhre ins Jenseits gejagt, sondern nur einen kleinen Mikrochip auf einer kleinen Platine (ein ehemalige Arbeitskollege von einem meiner Professoren hat wohl bei einem fehlgeschlagenen Test mal eine ganze CT-Röhre ins Jenseits geschickt - der Kostenpunkt liegt dabei weit höher als ein Auto).
Ärgerlich, aber den Hohn muss ich jetzt morgen ertragen!

Am Ende des Tages machten wir dann aber unsere Yakiniku-Party und aßen vier Stunden lang gegrilltes Fleisch. Es war mit über 40 Euro pro Person zwar nicht günstig, jedoch war es ein Fest für die Geschmacksnerven!

Ein Kumpel kam dabei aber eine Stunde zu spät, wofür er eine direkte Bestrafung bekommen musste und natürlich die indirekte Bestrafung, dass er eine Stunde lang auf das wirklich köstliche Fleisch verzichten musste!
Nachdem wir uns Stundenlang mit leckeren, kleinen Fleischstückchen verwöhnt hatten gingen wir nur für eine Stunde in eine Bar, tranken ein wenig guten Whisky und machten uns dann auf dem Weg nach Hause.
Leider merkte einer meiner Freunde, dass er seinen Schlüssel verloren hatte. In der Bar konnte wir den Schlüssel jedoch nicht finden und das Restaurant hatte schon längst geschlossen.
Glücklicherweise hatte er sein Fenster nicht abgeschlossen.
Also er wohnt im zweiten Stock des Wohnheims...

Ich nehme mal an, dass dies ein Wassertank oder vergleichbares ist. Jedoch kletterte er darauf und sprang dann zu seinem Balkon, von wo aus er in sein Zimmer "einbrechen" konnte.
Ich fand die Aktion jedoch wirklich abenteuerlich!
Zusammenfassend muss ich wirklich sagen, die Arbeitswelt Japan nun wirklich nicht mein Fall ist. Ich habe wirklich kein großes Problem damit am Samstag oder aber auch am Sonntag zu arbeiten. Es muss aber begründet sein!
Im Studium habe ich viel Arbeit auf selbstständiger Basis erledigt und wenn dann ein Abschluss bevorstand, dann arbeitet man halt auch das Wochenende und die Nächte durch. Solange man für seine Aufgabe verantwortlich ist, ist das auch kein Problem. Wenn es dann aber nicht wirklich notwendig ist, dann mag ich nicht am Wochenende arbeiten. Und gerade dies stört mich dann doch, wenn ich dazu aufgefordert werde.
Auch bin ich wirklich nicht von den Büros überzeugt. Ich bin jetzt in der dritten Abteilung während meines Aufenthaltes und in jeder neuen Abteilung wurde das Büro größer und es gab viel mehr Leute in den Büros (zuerst 20, dann 60 und nun 100).
Nein, dass sind zwar Verhältnisse, unter denen man für eine gewisse Zeit Arbeiten kann, jedoch kann ich mir dies nicht für mein Leben vorstellen.
Da es gier ja auch keinen Betriebsräte gibt (und vermutlich auch keine Gewerkschaften), kann die Firma auch mal die Arbeitstage auf das Wochenende legen, ohne dass jemand protestiert. Sonntag wird zum Glück nicht dafür genutzt, jedoch sehen die Japaner es nicht so eng mit Ruh- und Feiertagen und die Dienstleister arbeiten daher das ganze Jahr durch (ohne Scherz, hier kann man immer in den Supermarkt gehen).
Das Dienstag ein Feiertag war (also ich musste nicht arbeiten) sehe ich jedoch nicht als Ausgleich für ein kürzeres Wochenende...
Aber gut, nun musste ich da durch und werde nun bei den Ereignissen der Woche anfangen. Oder zumindest bei den spannenden.
Freitag fing es an wieder zu schneien und es wurde ein Schneesturm für den Abend angekündigt, weshalb das Gerücht im Raum war, dass alle ein Tick früher nach Hause geschickt werden.
Das traf jedoch nicht nach der Mittagspause zu und ich arbeitete weiterhin in diesem riesigen Raum mit +/- einhundert Ingenieuren. Die Fenster waren wie immer fest verschlossen und am Ende der Woche war der Sauerstoffpegel im Raum ganz ganz unten angekommen. Dazu kam die höhere Temperatur im Raum und es herrschte ein angemessenes Schlafklima. Um wach zu bleiben lief ich regelmäßig aus dem Raum und atmete vor der Tür auf dem Flur etwas. Bevor ich dann wieder in den Raum ging holte ich mehrfach tief Luft und betrat dann den Raum wieder, als ob ich gerade anfangen würde zu tauchen.
Also wenn da keine Luft im Raum ist, dann kann man das schon mit Tauchen gleichstellen!
Die zweite Maßnahme war, dass ich immer nur einzelne Teile aus dem Labor holte und wieder zurück brachte. Wir haben nämlich ein Labor, wo Maschinen und Werkzeuge aufgebaut sind und dieses liegt auf der anderen Seite des Firmengeländes (ca. 200 Meter). Bei diesen Gängen konnte ich mich dann abkühlen und frische Luft schnappen. Da ich eh mit dem T-Shirt unterwegs war schauten mich die verzweifelten Japaner immer merkwürdig an. Die waren nämlich mit der Temperatur und dem Schnee total überfordert. Sie rannten mit dicken Winterjacken zwischen den Gebäuden hin und her, während ich die gefühlten 8° als angenehme Erfrischung empfand, nachdem ich halt aus den Raum kam, der mal eben 30° Raumtemperatur hat.
Im Labor wurde es dann natürlich wieder mit 30° Raumtemperatur ordentlich wärmer, jedoch waren im Raum nicht so viele Leute und dadurch gab es noch einen Sauerstoffanteil in der Luft.
Man muss sich halt das Büro so vorstellen, wie einige Filme amerikanische Büros zeigen. Das sind riesige Räume, die gefüllt sind mit Unmengen an Menschen. Der Raum hat in diesem Fall die Größe einer größeren Schulaula und überall stehen doppelte Tischreihen (also es sitzen sich immer zwei gegenüber - keine einheitliche Ausrichtung in eine Richtung) mit ca. 1,5 Metern abstand zwischen den Reihen, einen Durchgang, der durch den länglichen Raum geht und jeweils zwischen vier und sechs Arbeitern in einer Reihe. Die Tische sind mit einer Breite von 1,5 Metern und einer Tiefe von einem Meter zu klein, als dass ich mich darauf legen könnte und aber auch zu klein um alle Unterlagen darauf unter zu bringen. Somit sind alle Schreibtische maßlos überfüllt und die Unterlagen und Materialien werden zum Teil vor dem Tisch gestapelt.
Und natürlich gibt es auch keine Trennwände, wodurch jeder jeden sehen kann aber die Leute sich auch nicht zwangsläufig kennen. Man kennt halt nur ein Teil der Leute, mit denen man in einem Büro sitzt.
Ich mag ja wirklich die Arbeit und die Leute, jedoch muss ich unter diesen Umständen jedes Jobangebot ablehnen!
Etwas derartiges habe ich erst hier in Japan gesehen und da es auch wirklich kein offenes Fenster gibt fällt mir das Arbeiten teilweise sehr schwer. Und besonders in einer derartig langen Woche, in der nicht gelüftet wird fällt die Arbeit dann sehr schwer.
Was jedoch sehr lustig ist, dass Deutsche über ihre Arbeitsbedingungen immer sehr stark meckern. In Deutschland werden alle möglichen Sachen kritisiert und verurteilt.
In anderen Ländern herrschen zum Teil viel viel viel schlimmere Bedingungen und niemand würde auf die Idee kommen sich zu beschweren. Daher werde ich jetzt etwas sagen (ok, schreiben...), was vielen Leuten sicherlich nicht gefällt und was sie sicherlich nicht verstehen können und sie daher direkt einer anderen Meinung sind. Aber ok, ich muss es aussprechen:
Ich möchte im Arbeitnehmerdisneyland Deutschland arbeiten.
Japan mag ein sehr schönes Land sein, in dem man gut leben kann. Man muss aber auch sagen, dass Deutschland ein Disneyland für Arbeitnehmer ist. Im Disneyland ist nicht alles gut oder perfekt, aber selbst wenn ich im Einzelhandel arbeiten würde, dann würde ich Deutschland fast allen anderen Ländern vorziehen!
Aber gut, kommen wir zurück zu dem Freitag und meiner langen Woche!
Ich arbeite momentan an einer Steuerung für eine Maschine, die dann auch Motoren und Co. antreiben muss. Für die Leute die sich mit den Details einer derartigen Entwicklung nicht auskennt möchte ich hier einmal den groben Aufbau einer Steuerung erklären (z.B. für meine Großeltern):
Es ist ein elektronische Gerät, welches Motoren, Lampen, Bildschirme und alle anderen möglichen Sachen kontrolliert. Um das zu erreichen benötigt es eine Platine, die elektrische Komponenten und Mikrochips verbindet und eine Intelligenz für die Mikrochips, die beschreibt, wann was wie gemacht werden soll (also das Verhalten beschreibt).
Normal sieht dann der Entwicklungsablauf so aus, dass man zuerst die Funktion plant, die zu verwendenden Bauteile raussucht, sich diese auf Testplatinen bestellt, alles mit einander verbindet und erstmal den groben Schaltplan (elektrischen Aufbau) testet und somit alle Teile kennenlernt. Wenn alles grob funktioniert und man alle Komponenten kennt und ihr verhalten versteht, dann weiß man, dass man keinen groben Planungsfehler hat und man kann dann zu der Entwicklung einer konkreten elektrischen Schaltung übergehen und diese fertigen/fertigen lassen. Danach baut man die Intelligenz der Steuerung aus und verbindet alles.
Ich habe eine fertige Steuerung bekommen, für die ich die Intelligenz erstellen soll...
Das sollte soweit kein Problem sein, wenn ich doch nur die Komponenten kennen würde, bzw. Erfahrungen mit ihnen hätte. Den der Hauptmikrochip kommt von einer japanischen Firma. Diese Firma hat heute noch die unangefochtene Marktherrschaft. Heutzutage sind in allen elektrischen Komponenten Mikrochips, die diese Geräte steuern und diese japanische Firma hat es vor vielen Jahren geschafft auf über 20% Marktanteil für diese Mikrochips zu kommen. Das heißt, dass in über 20% der Geräte weltweit Mikrochips der Firma enthalten waren. Ein Milliarden-Geschäft!
Nur leider hat die Firma die Zeichen der Zeit nicht erkannt und vor einigen Jahren fing ein neuer Trend an, dem sich die Firma nicht angeschlossen hat. Zwar werden die Chips noch immer massenhaft gekauft (man ist immer noch Marktführer), jedoch liegt dies wohl mehr daran, dass sie für zuvor entwickelte Produkte eingesetzt werden. Neue Entwicklungen setzen einfach auf den aktuellen Trend.
Ich habe bisher nur Chips aus dem neueren Trend kennengelernt (die deutlich komfortabler in der Entwicklung der Intelligenz sind) und noch nie mit einem Chip dieser Firma gearbeitet. Also muss ich mich Schritt für Schritt mit der Technik anfreunden.
Das erste Ziel war es den Hauptmikrochip mit der Intelligenz mit einen anderen Mikrochip sprechen zu lassen, der einen Motor kontrolliert.
Soweit, so gut!
Der eine Mikrochip hat eine Dokumentation von 80 Seiten, mit denen ich kämpfen muss und der Hauptmikrochip von etwas über 2000 Seiten, wovon für die Kommunikation jedoch nur 200 interessant sind (vorerst!). Und zu allem Überfluss muss ich die Tests auf einer fertig entwickelten Platine durchführen. Also nicht entsprechend des normalen Ablaufs. Daher kann ich nicht Messgeräte so leicht an den Verbindungen zwischen den Chips anbringen, was ich jedoch machen muss, um das Verhalten der Chips zu beobachten und dann entsprechend Sachen zu verändern.
In der Konsequenz musste ich nun bei der Arbeit mehrere Messspitzen (ok, es waren nur 3) auf einer Fläche platzieren, die die Größe meines Daumens hat (also von der Breite, nicht von der Länge - die Länge ist kürzer). Es handelt sich also um einen wirklich kleinen Bereich. Die Messspitzen haben ungefähr die Größe meines Zeigefingers und müden aber in stecknadelgroßen Metallspitzen, die ich glatten Oberflächen platzieren und natürlich auch halten muss.
Ich musste also zuerst alle Messspitzen auf dieser winzigen Fläche platzieren (dafür brauchte ich beide Hände), sie dann mit der linken Hand exakt auf den Positionen halten und danach mit meinem rechten Arm überall auf dem Tisch rum fummeln, um die Messungen und den Test zu starten.
Das ist schei** schwer und wirklich fehleranfällig!
Ich habe es jedoch mehrere Male erfolgreich geschafft und konnte die Ergebnisse meiner Tests sehen. Jedoch passierte gegen Feierabend dann etwas, was nicht hätte passieren sollen. Ich rutschte mit der einen Messspitze ab und diese setzte sich dann genau zwischen zwei Metallverbindungen des einen Mikrochips und verband diese...
Wie zuvor gesagt, die Messspitzen sind zwar stecknadelgroß, jedoch ist auf einer fertigen Platine alles so klein und eng nebeneinander, dass wirklich gute Augen und/oder eine Lupe braucht um überhaupt die Verbindungen zu sehen. Und der Abstand zwischen den Metallverbindungen war nunmal nicht viel größer als ein Salzkorn.
Es kam also wie es kommen musste und der ganze Testaufbau ging aus. Ich konnte ein kurzes Klacken hören, welches von einem Sicherungselement kam und schwups war alles abgeschaltet.
Kurz verschreckt umgeschaut. Niemand hat etwas gesehen. Ok, dann ist ja gut!
Derartige Fehler passieren nunmal bei derartig kleiner Elektronik und in der Regel schaltet man danach den Strom wieder ein und es geht weiter.
In diesem Fall ist auch nichts anderes geschehen. Zumindest nahm ich es zu diesem Zeitpunkt noch an...
Dann kam aber auch schon eine Ansage, dass aufgrund des kommenden Schneesturms alle eine Stunde früher nach Hause geschickt werden.
Nach der Ansage geschah nicht mehr viel und ich ging dann auch nach Hause, wo ich mir erstmal etwas schönes kochte und ein paar unerledigte Unterlagen durchging.
Als ich dann gegen 23:30 meinen Computer zusammen klappte und gerade auf dem Weg zum Bad war um mich für das Schlafengehen fertig zu machen, klingelte es auf einmal an der Tür. Einer meiner Freunde stand vor der Tür und erklärte mir mit einem breiten Grinsen, dass doch draußen so viel Schnee ist und wir raus gehen sollten. Ich zog mir also ein paar Sachen über und machte noch kurz ein Sturmklingeln bei meinem Nachbarn, der die Tür öffnete und im Pyjama da stand.
Wir erklärten ihm, dass wir jetzt raus in den Schnee gehen müssten und er kam tatsächlich im Pyjama mit...

Draußen gab es dann erstmal ein Geplänkel im Schnee. Die Kollegen hatten ja bisher nur selten so viel Schnee gesehen.
Nachdem wir noch kurz einen Freund besuchten, der jedoch nicht raus kommen wollte, kam einer meiner Freunde auf die Idee einen großen Schneemann zu bauen. Die Beiden gingen also schnell wieder rein, um sich Handschuhe zu holen, bzw. um sich erstmal richtige Klamotten anzuziehen. In der Zeit fing ich schonmal mit der unteren Kugel an, die bis zu deren Rückkehr schnell einen Durchmesser von einem Meter erreichte (also es lag wirklich viel Schnee, selbst in Hamburg schneit es normal nicht so viel Schnee so schnell!).
Die Kollegen waren so sehr von der Größe der Kugel überrascht, dass wir nicht zwei weitere Anfingen, sondern dass sie bei der Kugel erstmal mithelfen wollten.
Wir rollten also die Kugel den Wohnheimsparkplatz entlang und sie wurde immer größer.
Zu groß und zu schwer um genau zu sein!
Meine Freunde wollten die Kugel nicht auf dem Parkplatz lassen (könnte ja andere Leute stören und/oder behindern) und daher wollten sie die Kugel vom Parkplatz runter rollen. Wir waren jedoch schon am anderen Ende des Parkplatzes und sie war mittlerweile größer als ein kleiner Japaner. Aber dementsprechend wurde sie auch immer und immer schwerer.

Auf halben Weg machten wir dann eine Pause und ich kletterte auf die Kugel. Sie war so stabil, dass sie dadurch keinen Schaden nahm oder gar auseinander brach.
Als ich mich dann von meinen Freunden abwandte und in eine andere Richtung schaute lief einer meiner Freunde mit Anlauf gegen die Kugel. Er wollte sie in Bewegung setzen und mich überraschen.
Es funktionierte nicht. Am nächsten Tag tat ihm sein Arm und die Hand immer noch weh und ich hatte seinen Aufprall kaum gemerkt. Die Kugel war einfach zu massiv! Dementsprechend wurde es aber auch immer schwerer die Kugel zu bewegen. In der Regel brauchten wir für einen Meter fünf Minuten, da wir uns einen stabile Trittposition bauen mussten und das Anschieben genau koordinieren mussten.
"Auf Drei! Eins! Zwei! DREI!" (natürlich in Englisch...)

Am Ende haben wir es jedoch geschafft die Kugel zur Seite zu bekommen und machten ein paar Fotos. Dieses Foto zeigt auf der rechten Seite einen Freund von mir, der bis vor kurzem den Ruf des Größten in der Firma hatte. Also die Kugel war wirklich groß am Ende (am nächsten Morgen fing sie an zu tauen und Kinder bauten sie zum Iglu um).
Kurz nach zwei ging es dann total erschöpft ins Bett (fast drei Stunden später als geplant...).
Am nächsten Tag stand ich dann wenig motiviert auf. Es war Samstag und da steht man nicht früh auf und geht zur Arbeit (also nicht auf diese Art und Weise)!
Vor der Tür stand auch mein Nachbar, der in der Nacht gesagt hat, dass er am Tag blau macht, jedoch war er dann doch auf dem Weg zur Arbeit. Und so stapften wir durch den Regen, der mittlerweile eingesetzt hat und kämpften uns durch die Wassermassen.
Der Regen war zwar nicht stark, jedoch hatte es in der Nacht 40 cm Schnee gegeben, der schon teilweise geschmolzen war und in Verbindung mit leichtem Regel alles nass machte. Teilweise waren die Pfützen 20 cm tief und wir brauchten für den Weg, den wir normal in weniger als 10 Minuten gehen etwas über 15 Minuten (da es keine Fußwege gibt mussten wir -wie immer - über auf der Straße laufen und diese wurde halt nicht geräumt).
In der Firma erwarteten uns auch nicht so viele Kollegen. Im Büro waren maximal 40 Leute anwesend, was aber auch nicht viel brachte, da die Luft im Laufe der Woche komplett aufgebraucht wurde. Verteilt im Büro gibt es dann auch noch größere Heizanlagen, die größer sind als ein großer Kleiderschrank.
Eine dieser Anlagen ist direkt neben meinem Arbeitsplatz!
Die Anlagen werden im Laufe der Woche reihum eingeschalten (also an einem Tag die, dann die Nächste und so weiter). An diesem Tag war meine Anlage dran den Raum auf 30° Raumtemperatur zu bringen!
AHHHHH, das kann doch nur ein Scherz sein, oder???
Das war wirklich kein Spaß so zu arbeiten. Die Heizanlage basiert auf einem Gasbrenner und ich konnte die ganze Zeit die Flammen beobachten. Zwar fragen mich die Leute immer, wie ich es im T-Shirt auf der Arbeit aushalten (also selbst im tiefsten Winter), jedoch sollte dann klar sein, dass ich neben der Heizung keinerlei Leistung bringen kann.
Ich saß also NEBEN der Heizung und schwitzte mir einen Wolf ab, während die Japaner in meiner reihe ihren WINTERJACKEN aufmachten und später auch irgendwann auszogen und sich nur noch Decken über die Beine legten.
Das ich trotz viel zu hoher Temperaturen und massiven Sauerstoffmangel durchgehend arbeiten konnte lag nur daran, dass ich mir später einen Tiefkühlbeutel nahm, raus aus dem Gebäude ging, ihn mit Schnee und Eis füllte und mir dann den Beutel dann wahlweise an Kopf oder andere Körperteile hielt.
Nachdem ich den Eisbeutel dann für eine halbe Stunde verwendet hatte war ich wieder in der Lage klar zu denken und die Arbeit fortzusetzen (natürlich habe ich ihn durchgehend weiter verwendet).
Dann kam die Mittagspause und ich ging in die fast leere Kantine. Aufgrund der Schneemassen (und der Tatsache, dass es SAMSTAG war) hatten sich viele Leute freu genommen (das konnte ich nicht). Wir aßen also nur in einer kleinen Runde und danach konnte ich mich noch mit einem Eis aus dem Automaten abkühlen. Auf dem Weg zurück zum Arbeitsplatz schlug dann einer meiner Freunde vor, dass wir das kaputte Wochenende zumindest für eine Yakiniku-Party nutzen sollten und daher am Abend in mein lieblings Restaurant gehen sollten.
Damit gab es dann doch ein schönes Erlebnis in Sichtweite!
Zurück am Arbeitsplatz konnte ich dann doch wesentliche Fortschritte mit der Kommunikation der zuvor erwähnten Mikrochips gewinnen. Als ich jedoch den Testaufbau einschaltete um einen neuen Test zu fahren stellte ich fest, dass die Energiespeicher an dem Mikrochip, der den Motor steuert, sehr heiß wurden. So etwas kann zwar passieren, jedoch aber auch nur unter bestimmten Umständen. Bei den aktuellen Umständen war es jedoch ein Anzeichen dafür, dass es massive Probleme gibt und dass eine Explosion bevorsteht. Da das Büro nicht gelüftet wird musste es nach der Explosion direkt evakuiert werden und so versuchte ich die Tests so kurz wie möglich zu halten und den Aufbau jedes mal komplett abzuschalten, wenn ich nicht gerade etwas teste.
Nun konnte ich aber Fortschritte erreichen und bei einer Messung sahen die Signale auch so aus, wie ich sie mir gewünscht hatte. Jedoch blieb merkwürdiger weise meldete sich der Mikrochip nicht. Oder um genauer zu sein: Der Hauptmikrochip arbeitete normal und hatte endlich einen verständlichen Satz gesprochen, jedoch antwortete der andere Mikrochip nicht auf die Frage.
Ich startete also ein paar Messungen und versuchte alle Signale zu überprüfen, die zum Mikrochip hin gehen. Und da war die Anomalie. Eine Spannung auf einem Bein des Mikrochips, die einfach zu niedrig war, was ich mir einfach nicht erklären konnte. Ich schaltete also die Schaltung ab. Gab ihr ein paar Minuten Zeit, sodass sich alle Speicher leeren konnten und schaltete sie ein.
Auf einmal gab es ein Knacken und ich saß eine Lampe am Mikrochip aufleuchten. Nur leider hatte er keine Lampen!
Die Mikrochips haben flache, schwarze Gehäuse aus einem Kunststoff, der auch sehr hohe Temperaturen aushält (über 400° sollte er aushalten). Was ich also als Licht sah kam vom Innenleben des Mikrochips und es brachte das Gehäuse zum Schmelzen. Der Chip brannte sich nur beim Einschalten ein Loch in sein Gehäuse, wofür man eine wirklich hohe Temperatur braucht.
Ich schaltete die Schaltung also ganz schnell wieder ab und konnte direkt den Strom riechen ("Es riecht nach Strom.", ist eine Redewendung, die einige Elektrotechniker verwenden und die den Geruch beschreibt, der entsteht, wenn Schaltungen sich selbst abbrennen). Zum Glück hat es erst keiner gemerkt, ich bin nicht irgendwie dadurch aufgefallen und hatte erstmal Zeit mir den Schaden anzusehen.
Der Mikrochip hat jetzt wirklich ein Loch und MUSS ausgetauscht werden. Ich konnte auch feststellen, welche Kontakte ich am Vortag verbunden hatte (als der Strom kurz aus ging) und stellte fest, dass man diese Kontakte nicht aus Versehen verbinden kann.
Tatsächlich hatte ich den Chip schon am Vortag getötet und das Erwärmen der Energiespeicher war nur ein Anzeichen des langsam, daneben sterbenden Mikrochips.
Nun muss ich das geschehende morgen meinem Betreuer erklären und wir müssen den Chip und/oder das ganze Board austauschen. Es hilft ja nichts, so etwas geschieht mal und wenigstens habe nicht eine ganze CT-Röhre ins Jenseits gejagt, sondern nur einen kleinen Mikrochip auf einer kleinen Platine (ein ehemalige Arbeitskollege von einem meiner Professoren hat wohl bei einem fehlgeschlagenen Test mal eine ganze CT-Röhre ins Jenseits geschickt - der Kostenpunkt liegt dabei weit höher als ein Auto).
Ärgerlich, aber den Hohn muss ich jetzt morgen ertragen!

Am Ende des Tages machten wir dann aber unsere Yakiniku-Party und aßen vier Stunden lang gegrilltes Fleisch. Es war mit über 40 Euro pro Person zwar nicht günstig, jedoch war es ein Fest für die Geschmacksnerven!

Ein Kumpel kam dabei aber eine Stunde zu spät, wofür er eine direkte Bestrafung bekommen musste und natürlich die indirekte Bestrafung, dass er eine Stunde lang auf das wirklich köstliche Fleisch verzichten musste!
Nachdem wir uns Stundenlang mit leckeren, kleinen Fleischstückchen verwöhnt hatten gingen wir nur für eine Stunde in eine Bar, tranken ein wenig guten Whisky und machten uns dann auf dem Weg nach Hause.
Leider merkte einer meiner Freunde, dass er seinen Schlüssel verloren hatte. In der Bar konnte wir den Schlüssel jedoch nicht finden und das Restaurant hatte schon längst geschlossen.
Glücklicherweise hatte er sein Fenster nicht abgeschlossen.
Also er wohnt im zweiten Stock des Wohnheims...

Ich nehme mal an, dass dies ein Wassertank oder vergleichbares ist. Jedoch kletterte er darauf und sprang dann zu seinem Balkon, von wo aus er in sein Zimmer "einbrechen" konnte.
Ich fand die Aktion jedoch wirklich abenteuerlich!
Zusammenfassend muss ich wirklich sagen, die Arbeitswelt Japan nun wirklich nicht mein Fall ist. Ich habe wirklich kein großes Problem damit am Samstag oder aber auch am Sonntag zu arbeiten. Es muss aber begründet sein!
Im Studium habe ich viel Arbeit auf selbstständiger Basis erledigt und wenn dann ein Abschluss bevorstand, dann arbeitet man halt auch das Wochenende und die Nächte durch. Solange man für seine Aufgabe verantwortlich ist, ist das auch kein Problem. Wenn es dann aber nicht wirklich notwendig ist, dann mag ich nicht am Wochenende arbeiten. Und gerade dies stört mich dann doch, wenn ich dazu aufgefordert werde.
Auch bin ich wirklich nicht von den Büros überzeugt. Ich bin jetzt in der dritten Abteilung während meines Aufenthaltes und in jeder neuen Abteilung wurde das Büro größer und es gab viel mehr Leute in den Büros (zuerst 20, dann 60 und nun 100).
Nein, dass sind zwar Verhältnisse, unter denen man für eine gewisse Zeit Arbeiten kann, jedoch kann ich mir dies nicht für mein Leben vorstellen.
... link (3 Kommentare) ... comment
Montag, 20. Januar 2014
Wie ich meinen Urlaub "gewann"
arnemr, 15:05h
Anfang Dezember hatte ich ja einen Abteilungswechsel. Direkt zu beginn wurde mir eine größere Aufgabe gestellt, die ich innerhalb von zwei Monaten lösen sollte (also bis Ende Januar). Die Arbeit war dabei Teil eines größeren Projektes und wurde wohl danach eingeteilt, was die japanischen Praktikanten normal in ihren Praktika leisten.
Also für mich stand eine Teilentwicklung an und mir wurden zwei Monate Zeit dafür gegeben.
Nach zwei einhalb Wochen war ich dann fertig, hatte das System nach Anforderung entwickelt und hatte eine Dokumentation für das Teilprojekt geschrieben. Damit hatte ich mich nun wirklich nicht an den Zeitplan der Kollegen gehalten und brachte die Kollegen nun etwas ins Schwitzen.
Zu allem Überfluss kann man mir nun auch nicht jede Aufgabe geben. Firmen haben Firmengeheimnisse und wenn der Praktikant dann noch aus dem Ausland kommt werden die rechtlichen Geschichten sehr kompliziert. Dazu kam, dass das Projekt sich mit der Erprobung von neuen Technologien beschäftigt. Ich bin jedoch nicht ohne jegliche Erfahrungen ins Praktikum gegangen und habe auch schon über ein Jahr Erfahrung in dem Bereich. Somit stellten sich viele Anforderungen für neue Arbeitspakete. Einerseits darf ich nicht zuviel machen, damit die Kompetenz und das Know-How in der Abteilung aufgebaut wird und auf der anderen Seite darf ich auch nicht alles wissen.
Ohhh, ohhh, ohhh.
Also das Problem wurde mittlerweile gelöst.
1. Ich muss jetzt etwas langsamer Arbeiten. Dabei recherchiere ich jetzt auch mehr am Rand und nichtmehr nur noch den Kern des Themas. Das halte ich für eine bessere Lösung als auf der Arbeit zu schlafen.
Jetzt mal ehrlich: Also ich nehme an, dass es an der schlechten Luft liegt (es wird ja nicht gelüftet), jedoch schlafen ab und zu einige Kollegen. Ich sitze neben einem, der es schafft fast jeden Arbeitstag zwei Stunden im Sitzen zu schlafen. Die Augen sind geschlossen, der Kopf nickt immer wieder nach unten und schnellt dann wieder hoch und dabei drückt er entweder wahllos auf die Maus oder die Tastatur.
Die Maus bevorzugt er aber meistens...
Natürlich hat das Tippen keinen Effekt und er beschädigt dabei auch keine Dateien. Soweit konnte ich das schon analysieren, dass seine "Arbeit" auch wirklich keinen Effekt hat (selbst wenn sie zwei Stunden wahllos ist)...
Aber kommen wir zurück zum Thema!
2. Ich recherchiere die Einstiege in die Technologien und schreibe dann Anleitungen für den Einstieg.
3. Ich sollte eine Fabrikbesichtigung außerhalb von Tokyo bekommen. Als der Abteilungsleiter mitbekam, wie schnell ich die Lösungen ablieferte und wie gestresst die Kollegen dabei sind mir neue Arbeit zu suchen, wollte er den Kollegen etwas Luft schaffen. Er rief also bei der Personalabteilung an und beauftragte sie mich zwei Tage lang mit Fabrikbesichtigungen aus der Abteilung zu holen. Diese Tage wurden auf letzte Woche Freitag und Samstag gelegt (Samstag war ein besonderer Tag in der Firma und alle mussten aus irgendeinem Planungsgrund arbeiten).
Welche der vielen Fabriken ich besichtigen sollte stand zuerst nicht fest. Da die Firma im ganzen Land Fabriken hat sollte das noch erst entschieden werden. Die zwei Tage wurden jedoch eingeplant, die für mich verantwortliche Dame aus der Personalabteilung wurde für die Tage freigestellt und man begann mit der Organisation.
Mir wurde sogar angedroht, dass wir vielleicht die Fabrik in Hiroshima besichtigen dürfen, was tatsächlich ein Tripp über zwei Tage geworden wäre, inklusive Übernachtung im Hotel auf kosten der Firma.
Nun habe ich das Wort "wäre" verwendet...
Noch im letzten Jahr kam die Kollegin aus der Personalabteilung dann zu mir und erklärte mir, dass der Tripp gestrichen wurde und ich jedoch für die Tage Urlaub bekommen sollte.
YEAH!!
Langes Wochenende Urlaub, mit 3 Tagen und kein Feiertag in Japan, somit sind interessante Orte nicht überflutet.
BINGO!!!
Spontan entschied ich mich für eine Reise nach Kyoto. Jedoch werde ich heute nicht mehr darüber berichten. Ich will lieber die Geschichte an einem Stück und in der richtigen Reihenfolge erzählen.
Also, die Kollegen durfte für die Tage dann doch arbeiten, mein Fabrikbesuch wurde abgesagt und ich hatte einen Urlaub "gewonnen". Als ich dann in die Abteilung zurück kam wurde ich dann direkt zum Chef bestellt. Dort erklärte man mir dann, dass einige Leute aus der Abteilung zu einem Meeting in eine andere Fabrik fahren werden. Ich soll die Gruppe begleiten, da es nach dem Meeting eine Neujahrsparty gibt und mein Abteilungsleiter mich dabei haben möchte. Die Reise findet jedoch nur für einen Tag statt und ist eine Woche vor dem vorher geplanten Termin (also von jetzt aus vor zwei Wochen).
BINGO und BINGO!!!
Urlaub und einen Fabrikbesuch. Was soll ich mir mehr wünschen?
Ok, die Kollegen musste dafür normal weiter arbeiten, ohne einen Ausflug. Man kann sich ja aber auch mal für das eigene Glück freuen oder?
Also, der Freitag kam, ich fuhr mit einem Kollegen mit dem Shinkansen zur Fabrik, wo die anderen Kollegen schon den ganzen Morgen ein Meeting hatten und bekam dann eine Führung von zwei leitenden Mitarbeitern aus der Fabrik. Einer hatte längere Zeit in Amerika gearbeitet und der Andere in England.
Und beide sprachen fließend Englisch!
Es war so angenehm!
Es war wirklich ein Erlebnis mit denen die Führung zu machen. Also nur das die Kollegen fließend Englisch konnten und auch in der Lage waren Sarkasmus und Ironie einzusetzen, dass hat gereicht um den Ausflug einfach nur spitze zu machen. Das man in der großen Fabrikanlage extra die deutsche Flagge gehisst hat und ich in einem größeren Meetingraum eine Präsentation speziell auf Englisch bekommen habe war wirklich toll. Jedoch waren die Kollegen einfach nur spitze und ich hatte seit Monaten nicht so viel Spaß bei einer direkten Konversation mit einer Persons (also von Angesicht zu Angesicht).
Das ist wirklich schwer mit Worten zu beschreiben, jedoch haben mir die Gespräche in den zwei Stunden wirklich gut gefallen!
Die Feier war dann ja auch ganz nett. Jedoch die Gespräche zuvor. WOW!
Naja, es ging dann mit dem Shinkansen zurück nach Tokyo und mich erwartete das Wochenende.
Und das Wochenende darauf hatte ich Urlaub!!!
Also für mich stand eine Teilentwicklung an und mir wurden zwei Monate Zeit dafür gegeben.
Nach zwei einhalb Wochen war ich dann fertig, hatte das System nach Anforderung entwickelt und hatte eine Dokumentation für das Teilprojekt geschrieben. Damit hatte ich mich nun wirklich nicht an den Zeitplan der Kollegen gehalten und brachte die Kollegen nun etwas ins Schwitzen.
Zu allem Überfluss kann man mir nun auch nicht jede Aufgabe geben. Firmen haben Firmengeheimnisse und wenn der Praktikant dann noch aus dem Ausland kommt werden die rechtlichen Geschichten sehr kompliziert. Dazu kam, dass das Projekt sich mit der Erprobung von neuen Technologien beschäftigt. Ich bin jedoch nicht ohne jegliche Erfahrungen ins Praktikum gegangen und habe auch schon über ein Jahr Erfahrung in dem Bereich. Somit stellten sich viele Anforderungen für neue Arbeitspakete. Einerseits darf ich nicht zuviel machen, damit die Kompetenz und das Know-How in der Abteilung aufgebaut wird und auf der anderen Seite darf ich auch nicht alles wissen.
Ohhh, ohhh, ohhh.
Also das Problem wurde mittlerweile gelöst.
1. Ich muss jetzt etwas langsamer Arbeiten. Dabei recherchiere ich jetzt auch mehr am Rand und nichtmehr nur noch den Kern des Themas. Das halte ich für eine bessere Lösung als auf der Arbeit zu schlafen.
Jetzt mal ehrlich: Also ich nehme an, dass es an der schlechten Luft liegt (es wird ja nicht gelüftet), jedoch schlafen ab und zu einige Kollegen. Ich sitze neben einem, der es schafft fast jeden Arbeitstag zwei Stunden im Sitzen zu schlafen. Die Augen sind geschlossen, der Kopf nickt immer wieder nach unten und schnellt dann wieder hoch und dabei drückt er entweder wahllos auf die Maus oder die Tastatur.
Die Maus bevorzugt er aber meistens...
Natürlich hat das Tippen keinen Effekt und er beschädigt dabei auch keine Dateien. Soweit konnte ich das schon analysieren, dass seine "Arbeit" auch wirklich keinen Effekt hat (selbst wenn sie zwei Stunden wahllos ist)...
Aber kommen wir zurück zum Thema!
2. Ich recherchiere die Einstiege in die Technologien und schreibe dann Anleitungen für den Einstieg.
3. Ich sollte eine Fabrikbesichtigung außerhalb von Tokyo bekommen. Als der Abteilungsleiter mitbekam, wie schnell ich die Lösungen ablieferte und wie gestresst die Kollegen dabei sind mir neue Arbeit zu suchen, wollte er den Kollegen etwas Luft schaffen. Er rief also bei der Personalabteilung an und beauftragte sie mich zwei Tage lang mit Fabrikbesichtigungen aus der Abteilung zu holen. Diese Tage wurden auf letzte Woche Freitag und Samstag gelegt (Samstag war ein besonderer Tag in der Firma und alle mussten aus irgendeinem Planungsgrund arbeiten).
Welche der vielen Fabriken ich besichtigen sollte stand zuerst nicht fest. Da die Firma im ganzen Land Fabriken hat sollte das noch erst entschieden werden. Die zwei Tage wurden jedoch eingeplant, die für mich verantwortliche Dame aus der Personalabteilung wurde für die Tage freigestellt und man begann mit der Organisation.
Mir wurde sogar angedroht, dass wir vielleicht die Fabrik in Hiroshima besichtigen dürfen, was tatsächlich ein Tripp über zwei Tage geworden wäre, inklusive Übernachtung im Hotel auf kosten der Firma.
Nun habe ich das Wort "wäre" verwendet...
Noch im letzten Jahr kam die Kollegin aus der Personalabteilung dann zu mir und erklärte mir, dass der Tripp gestrichen wurde und ich jedoch für die Tage Urlaub bekommen sollte.
YEAH!!
Langes Wochenende Urlaub, mit 3 Tagen und kein Feiertag in Japan, somit sind interessante Orte nicht überflutet.
BINGO!!!
Spontan entschied ich mich für eine Reise nach Kyoto. Jedoch werde ich heute nicht mehr darüber berichten. Ich will lieber die Geschichte an einem Stück und in der richtigen Reihenfolge erzählen.
Also, die Kollegen durfte für die Tage dann doch arbeiten, mein Fabrikbesuch wurde abgesagt und ich hatte einen Urlaub "gewonnen". Als ich dann in die Abteilung zurück kam wurde ich dann direkt zum Chef bestellt. Dort erklärte man mir dann, dass einige Leute aus der Abteilung zu einem Meeting in eine andere Fabrik fahren werden. Ich soll die Gruppe begleiten, da es nach dem Meeting eine Neujahrsparty gibt und mein Abteilungsleiter mich dabei haben möchte. Die Reise findet jedoch nur für einen Tag statt und ist eine Woche vor dem vorher geplanten Termin (also von jetzt aus vor zwei Wochen).
BINGO und BINGO!!!
Urlaub und einen Fabrikbesuch. Was soll ich mir mehr wünschen?
Ok, die Kollegen musste dafür normal weiter arbeiten, ohne einen Ausflug. Man kann sich ja aber auch mal für das eigene Glück freuen oder?
Also, der Freitag kam, ich fuhr mit einem Kollegen mit dem Shinkansen zur Fabrik, wo die anderen Kollegen schon den ganzen Morgen ein Meeting hatten und bekam dann eine Führung von zwei leitenden Mitarbeitern aus der Fabrik. Einer hatte längere Zeit in Amerika gearbeitet und der Andere in England.
Und beide sprachen fließend Englisch!
Es war so angenehm!
Es war wirklich ein Erlebnis mit denen die Führung zu machen. Also nur das die Kollegen fließend Englisch konnten und auch in der Lage waren Sarkasmus und Ironie einzusetzen, dass hat gereicht um den Ausflug einfach nur spitze zu machen. Das man in der großen Fabrikanlage extra die deutsche Flagge gehisst hat und ich in einem größeren Meetingraum eine Präsentation speziell auf Englisch bekommen habe war wirklich toll. Jedoch waren die Kollegen einfach nur spitze und ich hatte seit Monaten nicht so viel Spaß bei einer direkten Konversation mit einer Persons (also von Angesicht zu Angesicht).
Das ist wirklich schwer mit Worten zu beschreiben, jedoch haben mir die Gespräche in den zwei Stunden wirklich gut gefallen!
Die Feier war dann ja auch ganz nett. Jedoch die Gespräche zuvor. WOW!
Naja, es ging dann mit dem Shinkansen zurück nach Tokyo und mich erwartete das Wochenende.
Und das Wochenende darauf hatte ich Urlaub!!!
... link (0 Kommentare) ... comment
Sonntag, 12. Januar 2014
Spätjahresputz
arnemr, 19:47h
Ich habe ja schon zuvor über die Bōnenkai Feier mit der Abteilung gesprochen. Nun möchte ich die Geschichte fortsetzen.
Am Ende des Berichtes hatte ich ja geschrieben, dass der nächste Arbeitstag nicht sehr produktiv war. Genau diesen Tag möchte ich jetzt einmal aufgreifen. Es handelt sich dabei um den letzten Freitag des letzten Jahres und auch um meinen letzten Arbeitstag im letztren Jahr.
Wir kamen also alle zur Firma und der Großteil war noch immer betrunken. Gut, was erwartet man auch anderes nach so einer Nacht, die wir zuvor überstehen mussten. Dementsprechend kämpften alle damit ein Wenig wach und produktiv auszusehen. Das viel mir aber genau wie einigen Kollegen sehr schwer und deswegen bewegten wir uns auch mehr in Schlangenlinien zu dem Kaffeeautomaten...
Aber was muss, das muss und daher reißten wir uns alle zusammen und versuchten unsere Arbeit zumindest so gut zu machen, wie wir es konnten. Und eh man sich versah hatten wir es auch zur Mittagspause geschafft und es gab erstmal eine große Portion Essen in der Kantine.
Hier muss ich ganz kurz die Geschichte unterbrechen:
Zu der Kantine sagen mir immer alle Kollegen, wie schlecht die Kantine doch ist. Ich gehe da meistens jedoch sehr gerne hin!
Ja, das Essen ist nicht wirklich super. Jedoch wenn ich es mit der Mensa aus Hamburg vergleiche...
Beschreiben wir die Qualität des Mensa-Essens mit versuchter Körperverletzung und seit ich aufgehört habe dort zu essen graut es mir vor Großküchen. Diese Kantine hat jedoch meine Angst soweit genommen und ich kann dort auch gut essen gehen (aber nur einmal pro Tag).
Aber wieder zurück zur Geschichte!
Mit einen reich gefüllten Magen kehrte ich zu meinen Arbeitsplatz zurück um zu versuchen, endlich produktiv zu werden.
Kurzum: Es hat nicht geklappt.
Kaum saß ich auf meinen Platz kam ein älterer Kollege vorbei und erklärte mir, dass ich langsam die Arbeit runter fahren sollte (HAHA, als ob ich überhaupt an diesen Tag irgendeine Arbeit geschafft hätte). Zusätzlich erklärte er mir, dass ich anfangen sollte meinen Arbeitsplatz richtig aufzuräumen.
Ich will da jetzt nicht ins Detail gehen. Ich habe Staub gewischt und hab dann noch über fünf Minuten Unterlagen geschreddert, weil ich immer noch nicht in der Lage war zu beurteilen, welche in den normalen Müll dürfen. Also einfach alles schreddern und den Rest sortieren.
Danach ging es dann zu einer Versammlung in den Großraumbüro über uns.
Ganz kurz: Ich arbeite in einem dreistöckigen Gebäude mit einer Fertigung im Erdgeschoss und darüber zwei Etagen mit jeweils einem Großraumbüro, in dem die Leitung der Fertigung und ein Teil der Entwicklung sitzen (bzw. erster Stock Forschung und Entwicklung und ein Teil Fertigungsleitung und zweiter Stock rein Forschung und Entwicklung - ich sitze momentan im ersten Stock).
In dem großen Büro sammelten sich dann die über hundert Mitglieder der Forschung- und Entwicklungsabteilung, die in diesem Gebäude arbeiten. Also sehr viele Leute (Ok, dieses Meeting gibt es sowieso einmal pro Woche).
In der Mitte des Raums waren mehrere Kartons gestapelt und einer aus der Abteilungsleitung hielt dann erstmal eine Rede. Den Inhalt der Rede habe ich nicht wirklich verstanden, jedoch wurden danach die Kartons geöffnet, die Unmengen an Reinigungsmitteln und Putztüchern enthielten.
Danach wurde alles gewischt und geputzt!
Die Leute wurden in Gruppen eingeteilt und es wurde wirklich alles gereinigt. Leider wurde ich trotz meiner Größe nicht für das Putzen der Leuchtstoffröhren eingeteilt und durfte daher für die nächsten 1 1/2 Stunden mit ein paar Leuten (inklusive Abteilungsleiter und Teamleiter) auf dem Boden rum kriechen und den Boden mit der Hand wischen.
Nein, dass ist kein Scherz!
Erst am Ende erfuhr ich, dass unser Team auch für das Staubwischen auf den Oberseiten der Regale zuständig ist...
Das hätte ich von Anfang an machen können. Dann hätte keiner der Japaner auf den Drehstühlen rumturnen müssen. Aber nein, die Planung hatte an der Stelle keinerlei Rücksicht auf die Größen genommen. Somit durften die Kollegen, die die Regale putzten dann feststellen, dass ich als Hobby in den letzten Monaten immer auf die Regale "Putz mich!" (natürlich in Englisch) geschrieben habe.
Ich habe das immer wieder mit einen Fingern in den Staub geschrieben. Das hatte jedoch bisher keiner in der Firma gesehen (gut ich bin ca. 195 groß und es gibt nur eine Hand voll Leute in der Firma, die nicht mindestens ein Kopf kleiner sind als ich). Wirklich keiner hatte meine Texte gelesen und nun wurden sie alle weg gewischt.
Jedoch wurde mir erst in diesen Moment klar, dass jeder sofort wusste, wer das auf die Regale und Schränke geschrieben hat...
Keiner kommt dort Oben an und keiner nutzt freiwillig Englisch, wenn er es nicht muss.
Aber schwamm drüber. Es würde mich aber schon interessieren, was die Kollegen sich dabei gedacht haben...
Ok, also irgendwann war dann die ganze Putztour durch und wir trafen uns endlich alle wieder im oberen Stockwerk. Dort standen nun keine Kartons mehr, sondern "nur noch" Tische voller Bierdosen. Der oberste Leiter der Forschung und Entwicklung hielt dann noch eine Rede und danach nahmen sich die Leiter jeder ein Bier, öffneten es und stießen an. Danach wurde dann weniger offiziell das Bier an alle Mitarbeiter verteilt. Der oberste Leiter kam noch kurz zu mir und wünschte mir einen guten Rutsch, als ich gerade mein Bier in die Hand bekam. Er stieß dann noch einmal mit meiner NOCH geschlossenen Bierdose an und ging weiter.
Ich weiß nicht wie es kam, jedoch hatte ich eine Kurzschlussreaktion.
Zack, mein Bier war offen.
Die Kollegen um mich herum gucken schockiert und schnell wurde mir erklärt, dass nur die Chefs das machen dürfen.
Na toll! Der Zug war jetzt abgefahren!
Aber das Problem löste sich quasi wie von alleine, als mein Abteilungsleider dann auch noch mit mir anstoßen wollte und einen Schluck nahm. Danach kamen dann auch noch ein paar Trainees mit offenen Bieren zu mir und tranken auch noch mit mir.
Ich weiß jedoch nicht ob die Trainees den selben Fehler begangen haben oder einfach aus Mitleid meinem Beispiel gefolgt sind, damit ich nicht ganz so doof dastehen. Das Problem war aber gelöst und ich trank mein Bier nicht alleine.
Danach ging es dann noch mit Leuten aus der Firma zum Essen und die Arbeit war für das Jahr erledigt.
Vergleicht man nun diesen Putztag mit deutschen Gewohnheiten findet man recht schnell den Frühjahresputz. Mir fiel auf, dass die Japaner wirklich sehr, sehr viel Wert auf den Jahreswechsel legen und diesen Putz am Jahresende machen, damit sie vom Sinn her ohne Altlasten in das neue Jahr starten können. Der Start im neuen Jahr ist dann sauber und frisch.
In Deutschland läuft dies jedoch etwas anders...
Wir nehmen uns vielleicht Vorsätze für das neue Jahr, jedoch gehen wir nicht so stark auf das neue Jahr ein wie die Japaner es tun (also mit den Putzen und den Bōnenkai).
Man merkt stattdessen, dass der Jahreswechsel zum Teil zwar zelebriert wird, jedoch viele Ereignisse und Feiern vom Jahreswechsel gelöst sind. So misten sich Deutsche (vermutlich Historisch bedingt) zum Winter ein und wenn das Frühjahr kommt, dann räumt man die Überreste vom Einmisten auf. Dieses Vorgehen ist vom Jahreswechsel losgelöst. Jedoch haben die Japaner es mit dem Jahreswechsel verbunden. Das ist jedoch kein Wunder, da es in Japan nur an wenigen Orten so kalt wird wie in Deutschland im Winter und man sich nicht ganz so stark einmisten muss.
Es ist also eine interessante Erfahrung gewesen, die die Unterschiede in den Kulturen dann doch deutlich machte.
Am Ende des Berichtes hatte ich ja geschrieben, dass der nächste Arbeitstag nicht sehr produktiv war. Genau diesen Tag möchte ich jetzt einmal aufgreifen. Es handelt sich dabei um den letzten Freitag des letzten Jahres und auch um meinen letzten Arbeitstag im letztren Jahr.
Wir kamen also alle zur Firma und der Großteil war noch immer betrunken. Gut, was erwartet man auch anderes nach so einer Nacht, die wir zuvor überstehen mussten. Dementsprechend kämpften alle damit ein Wenig wach und produktiv auszusehen. Das viel mir aber genau wie einigen Kollegen sehr schwer und deswegen bewegten wir uns auch mehr in Schlangenlinien zu dem Kaffeeautomaten...
Aber was muss, das muss und daher reißten wir uns alle zusammen und versuchten unsere Arbeit zumindest so gut zu machen, wie wir es konnten. Und eh man sich versah hatten wir es auch zur Mittagspause geschafft und es gab erstmal eine große Portion Essen in der Kantine.
Hier muss ich ganz kurz die Geschichte unterbrechen:
Zu der Kantine sagen mir immer alle Kollegen, wie schlecht die Kantine doch ist. Ich gehe da meistens jedoch sehr gerne hin!
Ja, das Essen ist nicht wirklich super. Jedoch wenn ich es mit der Mensa aus Hamburg vergleiche...
Beschreiben wir die Qualität des Mensa-Essens mit versuchter Körperverletzung und seit ich aufgehört habe dort zu essen graut es mir vor Großküchen. Diese Kantine hat jedoch meine Angst soweit genommen und ich kann dort auch gut essen gehen (aber nur einmal pro Tag).
Aber wieder zurück zur Geschichte!
Mit einen reich gefüllten Magen kehrte ich zu meinen Arbeitsplatz zurück um zu versuchen, endlich produktiv zu werden.
Kurzum: Es hat nicht geklappt.
Kaum saß ich auf meinen Platz kam ein älterer Kollege vorbei und erklärte mir, dass ich langsam die Arbeit runter fahren sollte (HAHA, als ob ich überhaupt an diesen Tag irgendeine Arbeit geschafft hätte). Zusätzlich erklärte er mir, dass ich anfangen sollte meinen Arbeitsplatz richtig aufzuräumen.
Ich will da jetzt nicht ins Detail gehen. Ich habe Staub gewischt und hab dann noch über fünf Minuten Unterlagen geschreddert, weil ich immer noch nicht in der Lage war zu beurteilen, welche in den normalen Müll dürfen. Also einfach alles schreddern und den Rest sortieren.
Danach ging es dann zu einer Versammlung in den Großraumbüro über uns.
Ganz kurz: Ich arbeite in einem dreistöckigen Gebäude mit einer Fertigung im Erdgeschoss und darüber zwei Etagen mit jeweils einem Großraumbüro, in dem die Leitung der Fertigung und ein Teil der Entwicklung sitzen (bzw. erster Stock Forschung und Entwicklung und ein Teil Fertigungsleitung und zweiter Stock rein Forschung und Entwicklung - ich sitze momentan im ersten Stock).
In dem großen Büro sammelten sich dann die über hundert Mitglieder der Forschung- und Entwicklungsabteilung, die in diesem Gebäude arbeiten. Also sehr viele Leute (Ok, dieses Meeting gibt es sowieso einmal pro Woche).
In der Mitte des Raums waren mehrere Kartons gestapelt und einer aus der Abteilungsleitung hielt dann erstmal eine Rede. Den Inhalt der Rede habe ich nicht wirklich verstanden, jedoch wurden danach die Kartons geöffnet, die Unmengen an Reinigungsmitteln und Putztüchern enthielten.
Danach wurde alles gewischt und geputzt!
Die Leute wurden in Gruppen eingeteilt und es wurde wirklich alles gereinigt. Leider wurde ich trotz meiner Größe nicht für das Putzen der Leuchtstoffröhren eingeteilt und durfte daher für die nächsten 1 1/2 Stunden mit ein paar Leuten (inklusive Abteilungsleiter und Teamleiter) auf dem Boden rum kriechen und den Boden mit der Hand wischen.
Nein, dass ist kein Scherz!
Erst am Ende erfuhr ich, dass unser Team auch für das Staubwischen auf den Oberseiten der Regale zuständig ist...
Das hätte ich von Anfang an machen können. Dann hätte keiner der Japaner auf den Drehstühlen rumturnen müssen. Aber nein, die Planung hatte an der Stelle keinerlei Rücksicht auf die Größen genommen. Somit durften die Kollegen, die die Regale putzten dann feststellen, dass ich als Hobby in den letzten Monaten immer auf die Regale "Putz mich!" (natürlich in Englisch) geschrieben habe.
Ich habe das immer wieder mit einen Fingern in den Staub geschrieben. Das hatte jedoch bisher keiner in der Firma gesehen (gut ich bin ca. 195 groß und es gibt nur eine Hand voll Leute in der Firma, die nicht mindestens ein Kopf kleiner sind als ich). Wirklich keiner hatte meine Texte gelesen und nun wurden sie alle weg gewischt.
Jedoch wurde mir erst in diesen Moment klar, dass jeder sofort wusste, wer das auf die Regale und Schränke geschrieben hat...
Keiner kommt dort Oben an und keiner nutzt freiwillig Englisch, wenn er es nicht muss.
Aber schwamm drüber. Es würde mich aber schon interessieren, was die Kollegen sich dabei gedacht haben...
Ok, also irgendwann war dann die ganze Putztour durch und wir trafen uns endlich alle wieder im oberen Stockwerk. Dort standen nun keine Kartons mehr, sondern "nur noch" Tische voller Bierdosen. Der oberste Leiter der Forschung und Entwicklung hielt dann noch eine Rede und danach nahmen sich die Leiter jeder ein Bier, öffneten es und stießen an. Danach wurde dann weniger offiziell das Bier an alle Mitarbeiter verteilt. Der oberste Leiter kam noch kurz zu mir und wünschte mir einen guten Rutsch, als ich gerade mein Bier in die Hand bekam. Er stieß dann noch einmal mit meiner NOCH geschlossenen Bierdose an und ging weiter.
Ich weiß nicht wie es kam, jedoch hatte ich eine Kurzschlussreaktion.
Zack, mein Bier war offen.
Die Kollegen um mich herum gucken schockiert und schnell wurde mir erklärt, dass nur die Chefs das machen dürfen.
Na toll! Der Zug war jetzt abgefahren!
Aber das Problem löste sich quasi wie von alleine, als mein Abteilungsleider dann auch noch mit mir anstoßen wollte und einen Schluck nahm. Danach kamen dann auch noch ein paar Trainees mit offenen Bieren zu mir und tranken auch noch mit mir.
Ich weiß jedoch nicht ob die Trainees den selben Fehler begangen haben oder einfach aus Mitleid meinem Beispiel gefolgt sind, damit ich nicht ganz so doof dastehen. Das Problem war aber gelöst und ich trank mein Bier nicht alleine.
Danach ging es dann noch mit Leuten aus der Firma zum Essen und die Arbeit war für das Jahr erledigt.
Vergleicht man nun diesen Putztag mit deutschen Gewohnheiten findet man recht schnell den Frühjahresputz. Mir fiel auf, dass die Japaner wirklich sehr, sehr viel Wert auf den Jahreswechsel legen und diesen Putz am Jahresende machen, damit sie vom Sinn her ohne Altlasten in das neue Jahr starten können. Der Start im neuen Jahr ist dann sauber und frisch.
In Deutschland läuft dies jedoch etwas anders...
Wir nehmen uns vielleicht Vorsätze für das neue Jahr, jedoch gehen wir nicht so stark auf das neue Jahr ein wie die Japaner es tun (also mit den Putzen und den Bōnenkai).
Man merkt stattdessen, dass der Jahreswechsel zum Teil zwar zelebriert wird, jedoch viele Ereignisse und Feiern vom Jahreswechsel gelöst sind. So misten sich Deutsche (vermutlich Historisch bedingt) zum Winter ein und wenn das Frühjahr kommt, dann räumt man die Überreste vom Einmisten auf. Dieses Vorgehen ist vom Jahreswechsel losgelöst. Jedoch haben die Japaner es mit dem Jahreswechsel verbunden. Das ist jedoch kein Wunder, da es in Japan nur an wenigen Orten so kalt wird wie in Deutschland im Winter und man sich nicht ganz so stark einmisten muss.
Es ist also eine interessante Erfahrung gewesen, die die Unterschiede in den Kulturen dann doch deutlich machte.
... link (0 Kommentare) ... comment
Freitag, 27. Dezember 2013
Magst du Japan?
arnemr, 14:28h
Ich werde ja immer wieder gefragt, ob ich Japan mag und ob es mir hier gefällt.
Nun kann ich eine passende Antwort darauf geben:
Ja, mir gefällt es hier gut. Deshalb bleibe ich auch zwei Monate länger als zuvor geplant.
Jupp, meine Verlängerung ist durch :D
Nun kann ich eine passende Antwort darauf geben:
Ja, mir gefällt es hier gut. Deshalb bleibe ich auch zwei Monate länger als zuvor geplant.
Jupp, meine Verlängerung ist durch :D
... link (1 Kommentar) ... comment
Mittwoch, 18. Dezember 2013
Gib das mal den Azubi Dr. ... (Teil 2)
arnemr, 15:39h
Das Kommentar von Tama zum Beitrag von gestern hat mir gezeigt, dass ich wohl doch nicht detailliert genug beim letzten Teil meines Beitrags war.
Ich habe daher heute noch ein paar mehr Details eingeholt (10 minütliche Kaffeepause hat dafür gereicht...) und möchte nun das Versäumnis nachholen.
Um noch einmal zu betonen:
Die Japaner haben eine Hierarchie in den Firmen, die Personen mit Studium von den Personen ohne Studium trennt.
Wenn in einer deutschen Entwicklungsabteilung Gesellen und Facharbeiter mit jahrelanger Erfahrung sitzen, so konnte ich dies bisher in Japan nicht entdecken. Hat man kein abgeschlossenes Studium, dann ist man quasi raus aus der Karriereleiter und sollte nicht mehr zu viel erwarten.
Das mag hart klingen, jedoch kennt man hier den Facharbeiter nicht und in Japan studieren nunmal auch viel mehr Leute als in Deutschland. Daher ist der Weg zur Karriere das Studium.
Der perverse Teil mit den Doktoren lässt sich vielleicht im Detail deutlicher machen.
In Deutschland studiert man und sucht sich danach in den Stellenanzeigen einen interessanten Job raus. Auf die Stelle bewirbt man sich dann und mit gut Glück bekommt man dann den Job. Am Arbeitsplatz wird dann festgestellt, welche Skills einen noch fehlen und diese Skills werden dann nachgeholt.
Dieses System kennen die Japaner nicht.
Als ich heute einem japanischen Kollegen deutsche Stellenanzeigen gezeigt hat sagte er mir, dass er etwas derartiges noch nie gesehen hat. Auch die anderen Kollegen konnten mit dem Beispiel nichts anfangen.
Ich habe einen Kollegen, der kaum Englisch sprechen kann. Meistens stottert er nur oder baut seine Sätze auf dem "Wort" "Ähm" auf. Wenn dieser Kollege es jedoch schafft einen Satz in flüssigen Englisch zu sprechen, ohne dabei großartig darüber nachzudenken, dann ist der Inhalt und die Aussage in der Regel genial!
Heute erklärte mir dieser Kollege den Unterschied zwischen Deutschen und Japanern mit einen simplen aber einfach nur genialen Satz!
Deutsche wählen ihren Job aus und Japaner wählen ihre Firma aus.
Die Beschreibung passt wie die Faust aufs Auge und beschreibt wirklich perfekt die Situation!
In Deutschland hatte ich vor meinem Studium eine Ausbildung zum Mechatroniker gemacht. Ich habe dabei die Jobqualifikation und die Firma ausgewählt. Jedoch konnte ich dabei nicht meinen späteren Arbeitsplatz auswählen (ok, die Ausbildung dauert regulär auch 3 1/2 Jahre, wie soll die Firma das vorher wissen?).
Hat man jedoch in Deutschland einen Abschluss (Studium oder Ausbildung), dann wählt man sich einen Arbeitsplatz aus und bewirbt sich auf diesen.
In Japan ist das anders.
Japaner informieren sich, wie nett eine Firma ist und was an was die Firma arbeitet. Danach bewerben sie sich bei der Firma und werden dann gegebenenfalls genommen.
Die Perversion kommt jedoch dann, wenn vom Bachelor, über den Master, bis zum Doktor die neuen Arbeitnehmer ein Training bei der Firma machen. Die Beschriebenen "Azubis" werden im Englischen "Trainees" genannt. Dieses Trainees werden dann für ca. 9 Monate durch das Unternehmen von Abteilung zu Abteilung gescheucht und dürfen dort einfache Arbeiten verrichten.
An dieser Stelle darf man einfache Arbeiten nicht mit einfachen Arbeiten verwechseln.
Bei den einfachen Arbeiten handelt es sich um Aufgaben, die ich zum Teil in komplizierterer Form in meinem Studium an der Fachhochschule lösen musste. Wenn also ein promovierter Doktor drei Wochen in einer Abteilung ist und dort eine Fourier Transformation programmieren soll, dann halte ich dies doch eher für eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Es handelt sich dabei nur um ein einfaches Programmieren Training und es ist weder nützlich für die Firma, noch wirklich nützlich für den Trainee, der später vielleicht gar nicht mehr programmieren muss.
Auch das Training in Präsentationen erreicht seinen Höhepunkt, wenn ein Trainer mit Bachelorabschluss und zwei Jahren Berufserfahrung Leute mit Master und Doktorabschluss betreut. Die Leute mit dem Masterabschluss sind genau der gleiche Jahrgang und waren vermutlich im Studium nur etwas erfolgreicher, wobei sie auch Erfahrungen in Präsentationen gesammelt haben und die Leute mit Doktorabschluss sind älter und haben dann doch schon mehr Erfahrungen als ihr Trainer.
Der lustige Höhepunkt der Ausbildung ist jedoch die Zeit in der Fertigung. Dort werden genau diese Trainees dazu aufgefordert 3 Wochen lang durch die Fertigung zu laufen und sollen dann den Mitarbeitern sagen, wie sie ihre Arbeit besser machen.
Ich verstehe das Kommentar von Tama ja wirklich und sehe das auch ein. Doch sollte nun deutlich sein, dass meine Kritik auf eine andere Ecke abzielte und die Probleme dann doch wesentlich schlimmer sind als erwartet (ich hätte gestern detaillierter schreiben sollen!).
Ist das Training übrigens nach ca. 9 Monaten abgeschlossen, so erfährt man in welche Abteilung und in welches Land man geht.
WAS?!? WELCHES LAND?!?
Genau!
(Welches Land?)!
Man entscheidet sich immerhin für eine Firma und nicht für einen Arbeitsplatz mit gewissen Aufgaben an einem gewissen Ort...
Ein Freund von mir (mit Doktortitel) hat nun die letzten Tage seines Trainings angefangen und wird am Ende des Monats wissen, wo er in Zukunft arbeiten wird. Er kann es sich nach dem Training nicht aussuchen und wird irgendwo hin versetzt. Als realistisches Ziel gab er heute Hokkaidō, was wirklich sehr sehr weit von seinen Freunden und seiner Familie ist. Dazu kommt der lustige Fakt, dass Hokkaidō der kälteste Ort Japans ist und für die meisten Japaner viel, viel zu kalt ist.
Man sucht sich halt nicht den Job, sondern die Firma aus.
Ich halten diesen Umgang mit Frischlingen von der Universität doch für pervers. Die Meinungen können hier aber variieren.
Das mit dem Doktor und dem Azubi habe ich vielleicht falsch erklärt. Ich stimme seiner Meinung voll zu, jedoch würdest du meiner hier vermutlich auch zustimmen.
Ich habe zuvor von den Unterschiedlichen im Bildungssystem geschrieben. Die Azubis sind nur Azubis für ein paar wenige Monate. Dazu kommt, dass Leute ohne Studium immer noch eine niedrigere Position einnehmen. Der Jungspund ist daher erst Chef nach 9 Monaten hat vorher aber nichts mit den anderen Leuten zu tun.
Ein Freund von mir hat gerade als Ingenieur in München bei einer Firma angefangen. Dort ist er zwar der Neuling, der sich einarbeiten muss, jedoch hat er sein Arbeitsplatz und richtige Projekte. Hier wird man erstmal rum gescheucht und selbst Leute, die vorher eine Forschungsgelder hatten verzichten keine richtigen arbeiten mehr und wissen auch nicht an welchem Arbeitsplatz sie später arbeiten werden.
Ich finde das nicht gut. Man sollte die Leute ein wenig als Erwachsene ansehen.
Ich habe daher heute noch ein paar mehr Details eingeholt (10 minütliche Kaffeepause hat dafür gereicht...) und möchte nun das Versäumnis nachholen.
Um noch einmal zu betonen:
Die Japaner haben eine Hierarchie in den Firmen, die Personen mit Studium von den Personen ohne Studium trennt.
Wenn in einer deutschen Entwicklungsabteilung Gesellen und Facharbeiter mit jahrelanger Erfahrung sitzen, so konnte ich dies bisher in Japan nicht entdecken. Hat man kein abgeschlossenes Studium, dann ist man quasi raus aus der Karriereleiter und sollte nicht mehr zu viel erwarten.
Das mag hart klingen, jedoch kennt man hier den Facharbeiter nicht und in Japan studieren nunmal auch viel mehr Leute als in Deutschland. Daher ist der Weg zur Karriere das Studium.
Der perverse Teil mit den Doktoren lässt sich vielleicht im Detail deutlicher machen.
In Deutschland studiert man und sucht sich danach in den Stellenanzeigen einen interessanten Job raus. Auf die Stelle bewirbt man sich dann und mit gut Glück bekommt man dann den Job. Am Arbeitsplatz wird dann festgestellt, welche Skills einen noch fehlen und diese Skills werden dann nachgeholt.
Dieses System kennen die Japaner nicht.
Als ich heute einem japanischen Kollegen deutsche Stellenanzeigen gezeigt hat sagte er mir, dass er etwas derartiges noch nie gesehen hat. Auch die anderen Kollegen konnten mit dem Beispiel nichts anfangen.
Ich habe einen Kollegen, der kaum Englisch sprechen kann. Meistens stottert er nur oder baut seine Sätze auf dem "Wort" "Ähm" auf. Wenn dieser Kollege es jedoch schafft einen Satz in flüssigen Englisch zu sprechen, ohne dabei großartig darüber nachzudenken, dann ist der Inhalt und die Aussage in der Regel genial!
Heute erklärte mir dieser Kollege den Unterschied zwischen Deutschen und Japanern mit einen simplen aber einfach nur genialen Satz!
Deutsche wählen ihren Job aus und Japaner wählen ihre Firma aus.
Die Beschreibung passt wie die Faust aufs Auge und beschreibt wirklich perfekt die Situation!
In Deutschland hatte ich vor meinem Studium eine Ausbildung zum Mechatroniker gemacht. Ich habe dabei die Jobqualifikation und die Firma ausgewählt. Jedoch konnte ich dabei nicht meinen späteren Arbeitsplatz auswählen (ok, die Ausbildung dauert regulär auch 3 1/2 Jahre, wie soll die Firma das vorher wissen?).
Hat man jedoch in Deutschland einen Abschluss (Studium oder Ausbildung), dann wählt man sich einen Arbeitsplatz aus und bewirbt sich auf diesen.
In Japan ist das anders.
Japaner informieren sich, wie nett eine Firma ist und was an was die Firma arbeitet. Danach bewerben sie sich bei der Firma und werden dann gegebenenfalls genommen.
Die Perversion kommt jedoch dann, wenn vom Bachelor, über den Master, bis zum Doktor die neuen Arbeitnehmer ein Training bei der Firma machen. Die Beschriebenen "Azubis" werden im Englischen "Trainees" genannt. Dieses Trainees werden dann für ca. 9 Monate durch das Unternehmen von Abteilung zu Abteilung gescheucht und dürfen dort einfache Arbeiten verrichten.
An dieser Stelle darf man einfache Arbeiten nicht mit einfachen Arbeiten verwechseln.
Bei den einfachen Arbeiten handelt es sich um Aufgaben, die ich zum Teil in komplizierterer Form in meinem Studium an der Fachhochschule lösen musste. Wenn also ein promovierter Doktor drei Wochen in einer Abteilung ist und dort eine Fourier Transformation programmieren soll, dann halte ich dies doch eher für eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Es handelt sich dabei nur um ein einfaches Programmieren Training und es ist weder nützlich für die Firma, noch wirklich nützlich für den Trainee, der später vielleicht gar nicht mehr programmieren muss.
Auch das Training in Präsentationen erreicht seinen Höhepunkt, wenn ein Trainer mit Bachelorabschluss und zwei Jahren Berufserfahrung Leute mit Master und Doktorabschluss betreut. Die Leute mit dem Masterabschluss sind genau der gleiche Jahrgang und waren vermutlich im Studium nur etwas erfolgreicher, wobei sie auch Erfahrungen in Präsentationen gesammelt haben und die Leute mit Doktorabschluss sind älter und haben dann doch schon mehr Erfahrungen als ihr Trainer.
Der lustige Höhepunkt der Ausbildung ist jedoch die Zeit in der Fertigung. Dort werden genau diese Trainees dazu aufgefordert 3 Wochen lang durch die Fertigung zu laufen und sollen dann den Mitarbeitern sagen, wie sie ihre Arbeit besser machen.
Ich verstehe das Kommentar von Tama ja wirklich und sehe das auch ein. Doch sollte nun deutlich sein, dass meine Kritik auf eine andere Ecke abzielte und die Probleme dann doch wesentlich schlimmer sind als erwartet (ich hätte gestern detaillierter schreiben sollen!).
Ist das Training übrigens nach ca. 9 Monaten abgeschlossen, so erfährt man in welche Abteilung und in welches Land man geht.
WAS?!? WELCHES LAND?!?
Genau!
(Welches Land?)!
Man entscheidet sich immerhin für eine Firma und nicht für einen Arbeitsplatz mit gewissen Aufgaben an einem gewissen Ort...
Ein Freund von mir (mit Doktortitel) hat nun die letzten Tage seines Trainings angefangen und wird am Ende des Monats wissen, wo er in Zukunft arbeiten wird. Er kann es sich nach dem Training nicht aussuchen und wird irgendwo hin versetzt. Als realistisches Ziel gab er heute Hokkaidō, was wirklich sehr sehr weit von seinen Freunden und seiner Familie ist. Dazu kommt der lustige Fakt, dass Hokkaidō der kälteste Ort Japans ist und für die meisten Japaner viel, viel zu kalt ist.
Man sucht sich halt nicht den Job, sondern die Firma aus.
Ich halten diesen Umgang mit Frischlingen von der Universität doch für pervers. Die Meinungen können hier aber variieren.
Das mit dem Doktor und dem Azubi habe ich vielleicht falsch erklärt. Ich stimme seiner Meinung voll zu, jedoch würdest du meiner hier vermutlich auch zustimmen.
Ich habe zuvor von den Unterschiedlichen im Bildungssystem geschrieben. Die Azubis sind nur Azubis für ein paar wenige Monate. Dazu kommt, dass Leute ohne Studium immer noch eine niedrigere Position einnehmen. Der Jungspund ist daher erst Chef nach 9 Monaten hat vorher aber nichts mit den anderen Leuten zu tun.
Ein Freund von mir hat gerade als Ingenieur in München bei einer Firma angefangen. Dort ist er zwar der Neuling, der sich einarbeiten muss, jedoch hat er sein Arbeitsplatz und richtige Projekte. Hier wird man erstmal rum gescheucht und selbst Leute, die vorher eine Forschungsgelder hatten verzichten keine richtigen arbeiten mehr und wissen auch nicht an welchem Arbeitsplatz sie später arbeiten werden.
Ich finde das nicht gut. Man sollte die Leute ein wenig als Erwachsene ansehen.
... link (0 Kommentare) ... comment
Dienstag, 17. Dezember 2013
Gib das mal den Azubi Dr. ...
arnemr, 15:55h
Ja, es gibt anscheinend noch eine lange Liste von Sachen, von denen ich berichten muss. Immer wenn ich denke, dass ich ich nichts mehr zu berichten habe, dann fallen mir die bisher vergessenen Punkte ein und dazu kommen dann noch neue Erlebnisse, wobei ich doch schon gedacht habe, dass ich fast alles erlebt habe...
Auch wenn ich von meinem letzten Wochenende viel berichten könnte nutze ich die Ereignisse des heutigen Tages für meinen aktuellen Beitrag (das Schreiben eines Beitrages ist tatsächlich Arbeit!).
Ja, heute möchte ich über das japanische Bildungssystem berichten. Den gerade dieses Bildungssystem sorgt ab und zu für ungewohnte Momente.
Aber fangen wir am Anfang an.
In Japan gibt es Schulen.
Wer hätte das gedacht?
Diese Schulen sind jedoch anders strukturiert als die deutschen Schulen. Das äußert sich besonders dadurch, dass Japaner das Sitzenbleiben nicht kennen. Ja, man wird einfach versetzt und die Leistungen sind quasi egal.
Das ganze Martyrium beginnt jedoch einfach mit einer Grundschule, die alle Kinder für 6 Jahre besuchen müssen und einige von den armen Kindern müssen dabei sogar Schuluniformen tragen (jedoch nicht die Grundschüler, die jeden morgen in meiner Gegend herum marodieren).
Nachdem die japanischen Kinder die erste Folter überstanden haben und nach 6 Jahren mit dem Alter von 12 die Grundschule abgeschlossen haben dürfen sie zur Mittelschule. Die Streber können sogar nach einer Aufnahmeprüfung zu einer privaten Mittelschule gehen und dort das Geld ihrer Eltern verprassen.
In dieser Stufe gibt es dann auch eine Schuluniform, an der man die Schüler gut erkennen kann. Oftmals laufen diese auch am Samstag oder Sonntag mit der Uniform rum, was das Identifizieren auch am Wochenende leicht macht (die haben am Wochenende irgendwelche schulischen Veranstaltungen und müssen daher die Uniformen tragen...).
In der Mittelschule werden alle Kinder ansonsten zusammen unterrichtet (keine Trennung wie Haupt-, Realschule und Gymnasium). Und wenn ein Mädchen sich vorher geweigert hat einen Rock zu tragen... dann muss es spätestens jetzt einen ziemlich kurzen Rock als Schuluniform tragen.
Es sieht wirklich schön aus, wie einige Japanerinnen mit ihren kurzen Röcken rumlaufen aber Kinder, vor der Pubertät? Hier geht man doch ein wenig zu weit...
Besonders auffällig ist auch die Disziplin in den Schulen oder zumindest die versuchte Disziplin.
In der Nähe meiner Arbeit ist eine Mittelschule und an den letzten Kreuzungen vor der Schule stehen normal Schüler mit Stoppuhren. Die Schüler sehen nach Lehrersliebling aus und oft steht auch ein Lehrer neben diesen vermuteten Strebern, der sich mit den Schüler unterhält.
Ich habe keinen Plan was die da machen. Das passt so gar nicht zu den Bild meiner Schule, in meiner Erinnerung.
Aber ok!
Hat man dann die Mittelschule nach drei Jahren beendet, so stehen zwei mögliche Pfade an, die man wählen kann. Tatsächlich ist es nur ein Pfad, da der Andere wirklich "beschissen" wirkt.
Man kann sich entscheiden ob man sich mir einer Aufnahmeprüfung einen Platz in einer Oberschule sichert oder ob man an eine Fachoberschule geht.
Und alles hängt von einer Aufnahmeprüfung ab...
Aus diesem Grund ist die Mittelschule eigentlich nur eine Vorbereitung für die Zulassungsprüfung.
Aber fangen wir zuerst mit der Fachoberschule an. Oder nennen wir sie die Verarschung der Schüler (meine Sicht).
Diese Verarschung dauert 5 Jahre und simuliert etwas wie eine Berufsschule. Wenn man den Abschluss nach 5 Jahren hat, dann hat man gewisse fachliche Kenntnisse aber keinerlei praktische Erfahrung, was einem Fachlich weit unter die Stufe eines deutschen Gesellen stellt.
Ja, ich kann wirklich nichts mit dieser Schule anfangen, da ich auch niemanden mit einem derartigen Abschluss kenne. Ich kann nur soviel sagen, dass man mit dem Abschluss alle Aufstiegschancen verspielt hat und dennoch 5 Jahre zu einer speziellen Schule gegangen ist. Oder um es mit anderen Worten zu beschreiben:
Wenn der Japaner nach der Mittelschule nach Deutschland geht und dort eine Ausbildung macht, hat er nach 3 Jahren viel mehr als ein Japaner, der die Fachoberstufe für 5 Jahre besucht.
Aber betrachten wir kurz die Oberstufe. Diese Stufe entspricht dem deutschen Gymnasium und ist die einzige Stufe, die einen zu einer erfolgreichen Zukunft führen kann (in Deutschland geht es zum Glück auch ohne - ich kann mit meinen Händen zählen, wie oft ich ein deutsches Gymnasium von innen gesehen habe).
Die Oberstufe geht 3 Jahre und bis zu deren Ende hat man nur eine Fremdsprache gelernt (Englisch). Nach der Oberstufe darf man dann wiederum studieren, was viele Japaner dann auch tun.
Nun treten die Japaner nach 12 Jahren Schule in die Universität ein.
Zweite Fremdsprache...
Während in Deutschland der Unterricht mit den Fremdsprachen zum Studium aufhört, so geht er in Japan mit dem Studium erst richtig los!
Damit klärt sich aber auch auf, warum ich oft mit einfachen, deutschen Sätzen angesprochen werde.
Im Studium kommt die zweite Fremdsprache und Japaner glauben an die deutsche Ingenieurskunst!
Wenn der Ingenieur in Japan ein Studium anfängt, dann wird ihm gesagt, dass er doch Deutsch als zweiten Fremdsprache studieren soll/muss. Daher können viele meiner japanischen Kollegen zumindest noch ein paar Bruchstücke Deutsch sprechen. Dies trifft sogar bei älteren Semestern zu, die normal nicht sehr positiv gegenüber von Ausländern gesinnt sind.
Als ich am Wochenende zu der Familie eines Managers eingeladen wurde traf ich dessen 80 jährigen Vater, der Ingenieur war und auch in seinem Studium vor ca. 60 Jahren Deutsch gelernt hat.
Ja, wer Ingenieur werden möchte, der sollte Deutsch lernen...
Aber nun Schluss mit dem Huldigen der deutschen Sprache!
(Ich beherrsche sie ja selbst nicht gut...)
Für die Universität gibt es dann wieder einen Aufnahmetest (was für ein Wunder...).
Dort kann man dann in vier Jahren seinen Bachelor erwerben, mit zusätzlichen zwei Jahren seinen Master und wenn man dann noch drei Jahre drauf legt, dann hat man seinen Doktortitel (auf die Kurzuniversität gehe ich jetzt nicht weiter ein - ich kenne keinen, der sie besucht hat und weiß auch zu wenig davon).
Nun mag man versuchen das mit dem deutschen System zu vergleichen und für den Laien mag das dann auch leicht möglich sein.
Aufgrund meines krummen Bildungswegs in Deutschland habe ich mich jedoch mit dem deutschen Bildungssystem beschäftigt. Als mich dann die Japaner gefragt haben, wie das deutsche System aussieht habe ich es mit einer vereinfachten Version versucht, die nur die Grundlagen des Deutschen Systems erfasst und daher alle Optionen vereinfacht.
Am Ende war es dennoch viel komplexer!
Das japanische Bildungssystem basiert rein auf Schulen und Zulassungsprüfungen. Wer hier durchfällt hat einfach verloren.
Normal redet man davon, dass begabte Schüler gerne im System unter gehen und deshalb schlechte Leistungen bringen. Vergesst diese Aussage in Japan.
Japan basiert auf dem Konzept, dass diese Schüler untergehen und sich nicht entfalten können.
Wenn die Eltern einen nicht zum Lernen zwingen, dann ist es vorbei!
Das ich das japanische System nicht bewundere sollte nun klar sein. Die Rechnung kommt jedoch mit dem Wirt und bringt weitere Konsequenzen mit sich.
Da das japanische System rein auf Schulen basiert kommen Arbeitnehmer normal ohne Erfahrungen in die Firmen. Um diese Probleme zu lösen haben die Firmen eine Art Ausbildungsprogramm, welches man häufig bei größeren Firmen, wie auch bei meiner Praktikumsfirma anzufinden ist.
In diesem Programm werden neue Angestellte erst einmal wie Azubis behandelt. Dabei werden sie von Abteilung zu Abteilung geschickt, dürfen dort kleine Arbeiten erledigen und werden dann am Ende einer Abteilung zugewiesen, wobei das Ende bei meiner Firma 9 Monate ist (für Leute in der Forschung und Entwicklung - in der Fertigung dauert das Training / die Ausbildung nicht so lange).
Dieses Programm ist daher notwendig, da neue Mitarbeiter in der Regel ohne praktische Erfahrungen kommen. In der Konsequenz muss das Programm von jeden gemeistert werden, der nicht schon mehrere Jahre (mehrere Jahre sind ungefähr 10 Jahre) seine Fähigkeiten in einer anderen Firma bewiesen hat.
Die Perversion kommt aber dann, wenn die Trainer für das Programm zum Teil 26 Jahre alt sind, einen Bachelorabschluss haben und die "Azubis" mit 30 Jahren in die Firma kommen und einen Doktorabschluss haben.
Ein Freund von mir ist auf jeden Fall von dieser Situation nicht überzeugt. Mit 30 Jahren hat er 2 Thesen und sogar ein Doktor Thesis geschrieben. Einer der Höhepunkte seiner Kariere war ein Vortrag über seine Forschung beim Cern. Nun darf er sich in der Firma anhören, wie man eine Präsentation hält, von jemanden, der 4 Jahre jünger ist, einen viel niedrigeren Bildungsabschluss hat und von den fachlichen Details nur ein Bruchteil versteht.
Als weitere Konsequenz kann man sich nicht direkt auf einen Job bewerben und sowohl die Fähigkeiten, als auch das Know-How einer Person werden einfach ignoriert, da sie sich nicht direkt für eine Position bewerben können, sondern nach der Probephase einfach zugewiesen werden.
Das japanische System mag an einigen Stellen seine Vorteile haben, jedoch ist es schon pervers, einen Doktor wie einen Azubi zu behandeln.
Auch vermisse ich in der japanischen Arbeitswelt eine einfache Ausbildung wie in Deutschland.
Durch das japanische Modell wird sichergestellt, dass man ohne Studium nicht weit kommen kann und die Weichen dafür werden auch zu früh gestellt.
Jedoch kommt eine gewisse Aufmunterung dazu!
Vor ein paar Tagen unterhielt ich mich über die Systeme mit einen Freund. Da das Erklären nicht so einfach war rief ich einfach die Wikipedia-Seite des deutschen Ausbildungssystems auf und wählte die japanische Sprache aus, damit er die Grundlagen verstehen konnte.
Bei 95% der Wikipedia Artikel funktioniert das gut. Bei diesem Artikel jedoch nicht. Die Beschreibung war nicht über das deutsche Ausbildungssystem, sondern darüber, dass die Deutschen mal wieder als Vorbild fungieren und man schon seit ein paar Jahren versucht die Grundlagen für eine Ausbildung nach deutschem System zu schaffen.
Man mag über Deutschland sagen, was man will. Aber eines der erfolgreichsten Länder auf der Welt nimmt selbst die in Deutschland kritisierten Dinge als Vorbild für seine Verbesserungen.
Auch wenn ich von meinem letzten Wochenende viel berichten könnte nutze ich die Ereignisse des heutigen Tages für meinen aktuellen Beitrag (das Schreiben eines Beitrages ist tatsächlich Arbeit!).
Ja, heute möchte ich über das japanische Bildungssystem berichten. Den gerade dieses Bildungssystem sorgt ab und zu für ungewohnte Momente.
Aber fangen wir am Anfang an.
In Japan gibt es Schulen.
Wer hätte das gedacht?
Diese Schulen sind jedoch anders strukturiert als die deutschen Schulen. Das äußert sich besonders dadurch, dass Japaner das Sitzenbleiben nicht kennen. Ja, man wird einfach versetzt und die Leistungen sind quasi egal.
Das ganze Martyrium beginnt jedoch einfach mit einer Grundschule, die alle Kinder für 6 Jahre besuchen müssen und einige von den armen Kindern müssen dabei sogar Schuluniformen tragen (jedoch nicht die Grundschüler, die jeden morgen in meiner Gegend herum marodieren).
Nachdem die japanischen Kinder die erste Folter überstanden haben und nach 6 Jahren mit dem Alter von 12 die Grundschule abgeschlossen haben dürfen sie zur Mittelschule. Die Streber können sogar nach einer Aufnahmeprüfung zu einer privaten Mittelschule gehen und dort das Geld ihrer Eltern verprassen.
In dieser Stufe gibt es dann auch eine Schuluniform, an der man die Schüler gut erkennen kann. Oftmals laufen diese auch am Samstag oder Sonntag mit der Uniform rum, was das Identifizieren auch am Wochenende leicht macht (die haben am Wochenende irgendwelche schulischen Veranstaltungen und müssen daher die Uniformen tragen...).
In der Mittelschule werden alle Kinder ansonsten zusammen unterrichtet (keine Trennung wie Haupt-, Realschule und Gymnasium). Und wenn ein Mädchen sich vorher geweigert hat einen Rock zu tragen... dann muss es spätestens jetzt einen ziemlich kurzen Rock als Schuluniform tragen.
Es sieht wirklich schön aus, wie einige Japanerinnen mit ihren kurzen Röcken rumlaufen aber Kinder, vor der Pubertät? Hier geht man doch ein wenig zu weit...
Besonders auffällig ist auch die Disziplin in den Schulen oder zumindest die versuchte Disziplin.
In der Nähe meiner Arbeit ist eine Mittelschule und an den letzten Kreuzungen vor der Schule stehen normal Schüler mit Stoppuhren. Die Schüler sehen nach Lehrersliebling aus und oft steht auch ein Lehrer neben diesen vermuteten Strebern, der sich mit den Schüler unterhält.
Ich habe keinen Plan was die da machen. Das passt so gar nicht zu den Bild meiner Schule, in meiner Erinnerung.
Aber ok!
Hat man dann die Mittelschule nach drei Jahren beendet, so stehen zwei mögliche Pfade an, die man wählen kann. Tatsächlich ist es nur ein Pfad, da der Andere wirklich "beschissen" wirkt.
Man kann sich entscheiden ob man sich mir einer Aufnahmeprüfung einen Platz in einer Oberschule sichert oder ob man an eine Fachoberschule geht.
Und alles hängt von einer Aufnahmeprüfung ab...
Aus diesem Grund ist die Mittelschule eigentlich nur eine Vorbereitung für die Zulassungsprüfung.
Aber fangen wir zuerst mit der Fachoberschule an. Oder nennen wir sie die Verarschung der Schüler (meine Sicht).
Diese Verarschung dauert 5 Jahre und simuliert etwas wie eine Berufsschule. Wenn man den Abschluss nach 5 Jahren hat, dann hat man gewisse fachliche Kenntnisse aber keinerlei praktische Erfahrung, was einem Fachlich weit unter die Stufe eines deutschen Gesellen stellt.
Ja, ich kann wirklich nichts mit dieser Schule anfangen, da ich auch niemanden mit einem derartigen Abschluss kenne. Ich kann nur soviel sagen, dass man mit dem Abschluss alle Aufstiegschancen verspielt hat und dennoch 5 Jahre zu einer speziellen Schule gegangen ist. Oder um es mit anderen Worten zu beschreiben:
Wenn der Japaner nach der Mittelschule nach Deutschland geht und dort eine Ausbildung macht, hat er nach 3 Jahren viel mehr als ein Japaner, der die Fachoberstufe für 5 Jahre besucht.
Aber betrachten wir kurz die Oberstufe. Diese Stufe entspricht dem deutschen Gymnasium und ist die einzige Stufe, die einen zu einer erfolgreichen Zukunft führen kann (in Deutschland geht es zum Glück auch ohne - ich kann mit meinen Händen zählen, wie oft ich ein deutsches Gymnasium von innen gesehen habe).
Die Oberstufe geht 3 Jahre und bis zu deren Ende hat man nur eine Fremdsprache gelernt (Englisch). Nach der Oberstufe darf man dann wiederum studieren, was viele Japaner dann auch tun.
Nun treten die Japaner nach 12 Jahren Schule in die Universität ein.
Zweite Fremdsprache...
Während in Deutschland der Unterricht mit den Fremdsprachen zum Studium aufhört, so geht er in Japan mit dem Studium erst richtig los!
Damit klärt sich aber auch auf, warum ich oft mit einfachen, deutschen Sätzen angesprochen werde.
Im Studium kommt die zweite Fremdsprache und Japaner glauben an die deutsche Ingenieurskunst!
Wenn der Ingenieur in Japan ein Studium anfängt, dann wird ihm gesagt, dass er doch Deutsch als zweiten Fremdsprache studieren soll/muss. Daher können viele meiner japanischen Kollegen zumindest noch ein paar Bruchstücke Deutsch sprechen. Dies trifft sogar bei älteren Semestern zu, die normal nicht sehr positiv gegenüber von Ausländern gesinnt sind.
Als ich am Wochenende zu der Familie eines Managers eingeladen wurde traf ich dessen 80 jährigen Vater, der Ingenieur war und auch in seinem Studium vor ca. 60 Jahren Deutsch gelernt hat.
Ja, wer Ingenieur werden möchte, der sollte Deutsch lernen...
Aber nun Schluss mit dem Huldigen der deutschen Sprache!
(Ich beherrsche sie ja selbst nicht gut...)
Für die Universität gibt es dann wieder einen Aufnahmetest (was für ein Wunder...).
Dort kann man dann in vier Jahren seinen Bachelor erwerben, mit zusätzlichen zwei Jahren seinen Master und wenn man dann noch drei Jahre drauf legt, dann hat man seinen Doktortitel (auf die Kurzuniversität gehe ich jetzt nicht weiter ein - ich kenne keinen, der sie besucht hat und weiß auch zu wenig davon).
Nun mag man versuchen das mit dem deutschen System zu vergleichen und für den Laien mag das dann auch leicht möglich sein.
Aufgrund meines krummen Bildungswegs in Deutschland habe ich mich jedoch mit dem deutschen Bildungssystem beschäftigt. Als mich dann die Japaner gefragt haben, wie das deutsche System aussieht habe ich es mit einer vereinfachten Version versucht, die nur die Grundlagen des Deutschen Systems erfasst und daher alle Optionen vereinfacht.
Am Ende war es dennoch viel komplexer!
Das japanische Bildungssystem basiert rein auf Schulen und Zulassungsprüfungen. Wer hier durchfällt hat einfach verloren.
Normal redet man davon, dass begabte Schüler gerne im System unter gehen und deshalb schlechte Leistungen bringen. Vergesst diese Aussage in Japan.
Japan basiert auf dem Konzept, dass diese Schüler untergehen und sich nicht entfalten können.
Wenn die Eltern einen nicht zum Lernen zwingen, dann ist es vorbei!
Das ich das japanische System nicht bewundere sollte nun klar sein. Die Rechnung kommt jedoch mit dem Wirt und bringt weitere Konsequenzen mit sich.
Da das japanische System rein auf Schulen basiert kommen Arbeitnehmer normal ohne Erfahrungen in die Firmen. Um diese Probleme zu lösen haben die Firmen eine Art Ausbildungsprogramm, welches man häufig bei größeren Firmen, wie auch bei meiner Praktikumsfirma anzufinden ist.
In diesem Programm werden neue Angestellte erst einmal wie Azubis behandelt. Dabei werden sie von Abteilung zu Abteilung geschickt, dürfen dort kleine Arbeiten erledigen und werden dann am Ende einer Abteilung zugewiesen, wobei das Ende bei meiner Firma 9 Monate ist (für Leute in der Forschung und Entwicklung - in der Fertigung dauert das Training / die Ausbildung nicht so lange).
Dieses Programm ist daher notwendig, da neue Mitarbeiter in der Regel ohne praktische Erfahrungen kommen. In der Konsequenz muss das Programm von jeden gemeistert werden, der nicht schon mehrere Jahre (mehrere Jahre sind ungefähr 10 Jahre) seine Fähigkeiten in einer anderen Firma bewiesen hat.
Die Perversion kommt aber dann, wenn die Trainer für das Programm zum Teil 26 Jahre alt sind, einen Bachelorabschluss haben und die "Azubis" mit 30 Jahren in die Firma kommen und einen Doktorabschluss haben.
Ein Freund von mir ist auf jeden Fall von dieser Situation nicht überzeugt. Mit 30 Jahren hat er 2 Thesen und sogar ein Doktor Thesis geschrieben. Einer der Höhepunkte seiner Kariere war ein Vortrag über seine Forschung beim Cern. Nun darf er sich in der Firma anhören, wie man eine Präsentation hält, von jemanden, der 4 Jahre jünger ist, einen viel niedrigeren Bildungsabschluss hat und von den fachlichen Details nur ein Bruchteil versteht.
Als weitere Konsequenz kann man sich nicht direkt auf einen Job bewerben und sowohl die Fähigkeiten, als auch das Know-How einer Person werden einfach ignoriert, da sie sich nicht direkt für eine Position bewerben können, sondern nach der Probephase einfach zugewiesen werden.
Das japanische System mag an einigen Stellen seine Vorteile haben, jedoch ist es schon pervers, einen Doktor wie einen Azubi zu behandeln.
Auch vermisse ich in der japanischen Arbeitswelt eine einfache Ausbildung wie in Deutschland.
Durch das japanische Modell wird sichergestellt, dass man ohne Studium nicht weit kommen kann und die Weichen dafür werden auch zu früh gestellt.
Jedoch kommt eine gewisse Aufmunterung dazu!
Vor ein paar Tagen unterhielt ich mich über die Systeme mit einen Freund. Da das Erklären nicht so einfach war rief ich einfach die Wikipedia-Seite des deutschen Ausbildungssystems auf und wählte die japanische Sprache aus, damit er die Grundlagen verstehen konnte.
Bei 95% der Wikipedia Artikel funktioniert das gut. Bei diesem Artikel jedoch nicht. Die Beschreibung war nicht über das deutsche Ausbildungssystem, sondern darüber, dass die Deutschen mal wieder als Vorbild fungieren und man schon seit ein paar Jahren versucht die Grundlagen für eine Ausbildung nach deutschem System zu schaffen.
Man mag über Deutschland sagen, was man will. Aber eines der erfolgreichsten Länder auf der Welt nimmt selbst die in Deutschland kritisierten Dinge als Vorbild für seine Verbesserungen.
... link (4 Kommentare) ... comment
Mittwoch, 16. Oktober 2013
Das Reinigen des Arbeitsplatzes
arnemr, 09:00h
Japaner haben ihre unterschiedlichen Wege mit Sachen umzugehen. Dabei haben sie mehrere Wege, die eine natürliche Verbindung zu den Sachen ermöglicht, die sie machen.
Dieser Zusammenhang äußert sich öfters auf unterschiedliche Arten und Weisen. So essen Japaner Sachen gerne roh. So essen sie nicht nur Fisch gerne roh, sondern auch auch Geflügel.
Dies ist jedoch erstmal nicht Inhalt der aktuellen Geschichte.
Die kurze Geschichte fängt an meinem ersten Freitag in der Firma an. Ich war schon ein paar Tage in der Firma und hatte auch schon mit meiner Arbeit aktiv begonnen.
Nun kam der erste Freitag in der Firma und der Arbeitstag näherte sich dem Ende. Auf einmal tauchte meine Supervisor auf und sagte mir, dass ich nun sauber machen muss. Zuerst dachte ich mir, dass ich meinen Arbeitsplatz zum Wochenende aufgeräumt hinterlassen sollte. Als er mir dann aber einen Besen in die Hand drückte und mir sagte, dass ich im Labor fegen soll, dachte ich zuerst an einen Scherz. Da studiert man drei Jahre und soll dann das Labor fegen. Ein wirklich verwirrender Gedanke, wenn man aus Deutschland kommt.
Ich gestehe, dass ich dieses Bild überhaupt nicht gewöhnt bin. In allen Firmen, die ich kenne reinigen Reinigungskräfte und öfters auch Azubis. Aber das studierte Fachpersonal?
Ok das musste dann wohl mit dem Praktikum zusammen hängen und somit blieb mir kaum eine andere Wahl, als meinen Stolz runter zu schlucken und mit dem Putzen zu beginnen.
Der verwirrendere Moment kam aber direkt danach. Den auf einmal griff jeder einen Besen oder Staubsauger und fing an das Labor zu putzen. Vom Trainee (vergleichbar mit einem Azubi), bis zum Manager griffen alle irgendwelche Utensilien und fingen an den Raum zu reinigen.
Ich lies mir später die Situation erklären und es ist wohl so, dass Japaner eine andere Beziehung zum Reinigen ihres Arbeitsplatzes haben. Es gehört in Japan dazu und jeder beteiligt sich an der Aktion.
Dieser Zusammenhang äußert sich öfters auf unterschiedliche Arten und Weisen. So essen Japaner Sachen gerne roh. So essen sie nicht nur Fisch gerne roh, sondern auch auch Geflügel.
Dies ist jedoch erstmal nicht Inhalt der aktuellen Geschichte.
Die kurze Geschichte fängt an meinem ersten Freitag in der Firma an. Ich war schon ein paar Tage in der Firma und hatte auch schon mit meiner Arbeit aktiv begonnen.
Nun kam der erste Freitag in der Firma und der Arbeitstag näherte sich dem Ende. Auf einmal tauchte meine Supervisor auf und sagte mir, dass ich nun sauber machen muss. Zuerst dachte ich mir, dass ich meinen Arbeitsplatz zum Wochenende aufgeräumt hinterlassen sollte. Als er mir dann aber einen Besen in die Hand drückte und mir sagte, dass ich im Labor fegen soll, dachte ich zuerst an einen Scherz. Da studiert man drei Jahre und soll dann das Labor fegen. Ein wirklich verwirrender Gedanke, wenn man aus Deutschland kommt.
Ich gestehe, dass ich dieses Bild überhaupt nicht gewöhnt bin. In allen Firmen, die ich kenne reinigen Reinigungskräfte und öfters auch Azubis. Aber das studierte Fachpersonal?
Ok das musste dann wohl mit dem Praktikum zusammen hängen und somit blieb mir kaum eine andere Wahl, als meinen Stolz runter zu schlucken und mit dem Putzen zu beginnen.
Der verwirrendere Moment kam aber direkt danach. Den auf einmal griff jeder einen Besen oder Staubsauger und fing an das Labor zu putzen. Vom Trainee (vergleichbar mit einem Azubi), bis zum Manager griffen alle irgendwelche Utensilien und fingen an den Raum zu reinigen.
Ich lies mir später die Situation erklären und es ist wohl so, dass Japaner eine andere Beziehung zum Reinigen ihres Arbeitsplatzes haben. Es gehört in Japan dazu und jeder beteiligt sich an der Aktion.
... link (1 Kommentar) ... comment
Dienstag, 8. Oktober 2013
Arbeiten mit Arbeitskleidung
arnemr, 18:52h
Ich kann und will nicht auf jeden meiner Tage im Detail eingehen. Meine Hauptbeschäftigung ist zwangsweise das Arbeiten in der Firma, worüber ich aus rechtlichen Gründen nur eingeschränkt berichten kann. Jedoch möchte (und darf auch) ein paar interessante Punkte über die Arbeit berichten.
Ein sehr interessanter Punkt an meiner Arbeit ist, dass ich eine Arbeitskleidung tragen muss. Nun sollte ich noch erwähnen, dass ich ein Praktikum als Ingenieur machen und am Computer Sachen entwickle. Diese Kombination passt also nicht direkt zu den Erfahrungen, die ich in deutschen Betrieben sammeln durfte.
Am ersten Tag erhielt ich meine Arbeitskleidung, die das größte war, was die Firma hat (ok die Ärmel sind etwas zu kurz geraten). Schon vor dem Übergeben wurde mit von meiner Arbeitskollegin gesagt, dass es keine schöne Kleidung ist und sie das ganze auch noch so toll findet. So wurde mein Schock beim ersten sehen der Arbeitskleidung etwas gelindert... Ja, sie sieht echt nicht gut aus. Ich kenne mich zwar nicht mit Mode aus, aber diese Kleidung dürfte heute in keinem Land der Welt in Mode sein. Naja, shit happens, da muss ich nun durch.
Das große wunder für mich war jedoch, dass alle Personen in der Firma, die nur entfernt etwas mit der Technik zu tun haben diese Kleidung tragen. Ja das inkludiert auch Führungspersonal. Man darf sich das folgendermaßen vorstellen:
Die Personen kommen morgens mit schicken Anzügen zur Arbeit, ziehen sich dann um und gehen mit der gleichen Kleidung wie Putzkräfte, Fließbandarbeiter oder sonstige Mitarbeiter in wichtige Meetings.
Für mich war dies eine doch sehr neue Erfahrung!
Eine interessante Konsequenz ergab sich daraus in der Kantine. Ich bin es zwar gewöhnt mit Doktoranden und Doktoren mich beim Mittag zu unterhalten, jedoch sind normal die Ränge und Positionen klar. Durch die hübsche Kleidung und jegliche Fehlende Markierungen, die auf den Titel hinweisen gelingt mir dies hier nicht. Als Konsequenz sitzen alle gleich am Tisch und ich hatte schon mehrere Gespräche mit Doktoren auf der "Du"-Ebene (also Inhaltlich), weil keine Grenzen klar waren. Es waren einfach nur weitere Mitarbeiter, die nunmal nicht so alt aussehen, wie sie sind (darauf werde ich vermutlich später noch einmal zurück kommen, jedoch sehen Japaner jünger aus, als sie sind).
Ein sehr interessanter Punkt an meiner Arbeit ist, dass ich eine Arbeitskleidung tragen muss. Nun sollte ich noch erwähnen, dass ich ein Praktikum als Ingenieur machen und am Computer Sachen entwickle. Diese Kombination passt also nicht direkt zu den Erfahrungen, die ich in deutschen Betrieben sammeln durfte.
Am ersten Tag erhielt ich meine Arbeitskleidung, die das größte war, was die Firma hat (ok die Ärmel sind etwas zu kurz geraten). Schon vor dem Übergeben wurde mit von meiner Arbeitskollegin gesagt, dass es keine schöne Kleidung ist und sie das ganze auch noch so toll findet. So wurde mein Schock beim ersten sehen der Arbeitskleidung etwas gelindert... Ja, sie sieht echt nicht gut aus. Ich kenne mich zwar nicht mit Mode aus, aber diese Kleidung dürfte heute in keinem Land der Welt in Mode sein. Naja, shit happens, da muss ich nun durch.
Das große wunder für mich war jedoch, dass alle Personen in der Firma, die nur entfernt etwas mit der Technik zu tun haben diese Kleidung tragen. Ja das inkludiert auch Führungspersonal. Man darf sich das folgendermaßen vorstellen:
Die Personen kommen morgens mit schicken Anzügen zur Arbeit, ziehen sich dann um und gehen mit der gleichen Kleidung wie Putzkräfte, Fließbandarbeiter oder sonstige Mitarbeiter in wichtige Meetings.
Für mich war dies eine doch sehr neue Erfahrung!
Eine interessante Konsequenz ergab sich daraus in der Kantine. Ich bin es zwar gewöhnt mit Doktoranden und Doktoren mich beim Mittag zu unterhalten, jedoch sind normal die Ränge und Positionen klar. Durch die hübsche Kleidung und jegliche Fehlende Markierungen, die auf den Titel hinweisen gelingt mir dies hier nicht. Als Konsequenz sitzen alle gleich am Tisch und ich hatte schon mehrere Gespräche mit Doktoren auf der "Du"-Ebene (also Inhaltlich), weil keine Grenzen klar waren. Es waren einfach nur weitere Mitarbeiter, die nunmal nicht so alt aussehen, wie sie sind (darauf werde ich vermutlich später noch einmal zurück kommen, jedoch sehen Japaner jünger aus, als sie sind).
... link (0 Kommentare) ... comment