Montag, 23. Dezember 2013
Frohe Weihnachten
Das Jahr nähert sich dem Ende und Weihnachten steht vor der Tür. Entsprechend dieser Situation fragen mich viele Leute, was ich Weihnachten mache und ob ich zu meiner Familie nach Deutschland reisen werde.

Die Antwort ist immer nein!

Während meiner Zeit in Japan bleibe ich in Japan. So einfach ist das.

Aber ein wichtiger Hintergrund ist, dass ich die selben Feiertage wie die Japaner habe...
Japaner haben keine Weihnachtsfeiertage...
In Japan ist das Christentum nur eine kleine Religion mit sehr wenigen Anhängern und daher hat Weihnachten keine wirkliche Bedeutung für die Japaner und folglich ist vor dem Jahresende Arbeit angesagt.
Am 23. Dezember ist der Geburtstag des Kaisers und daher ist der Tag ein Feiertag für die Japaner. Dementsprechend hatte ich gestern am 23. einen freien Tag und konnte mich endlich mal von den Ausflügen und der Arbeit erholen und hatte einen ersten Tag ohne einen Termin in Wochen.
Am 24., 25., 26. und am 27. darf ich jedoch arbeiten und mich den Japanern anschließen. Jedoch nutze ich die Tage um mit einer Weihnachtsmannmütze Weihnachtsstimmung zu verbreiten.

Jedoch muss man nun eine „Kleinigkeit“ erwähnen.


Dieses Foto durfte ich Mitte November schießen.

Jup, Japan bereitete sich seit Mitte November auf Weihnachten vor!

Das Bild zeigt den Eingang zu einer berühmten Straße in Shibuya, welches das Modezentrum Japans ist. Und ja, hier bereitete man sich auf Weihnachten vor.


Es dauerte also auch nicht lange, bis Bahnstation um die Ecke mit einer Weihnachtsbeleuchtung versehen wurde...


Und auch die nächste, große Station in der Nähe fing an mit einer festlichen Beleuchtung die Personen in Weihnachtsstimmung zu bringen.


Ja, so kamen schleichend die Weihnachtsdekorationen und die Weihnachtsbäume. Dazu kam eine Vielzahl von Weihnachtssongs, die immer überall gespielt wurden.

Man konnte der Stimmung also kaum entkommen, auch wenn keine Weihnachtsferien bevorstanden.

Ohhhh, wie ich die Weihnachtsferien vermisse!

Ich bin zwar kein Christ, jedoch sind die freien Tage vor Neujahr ein wirkliches Geschenk!

Naja, ich könnte nun ewig weiter über die Zustände weinen oder aber alternativ die interessanten Punkte erwähnen.


Nach längerer Suche war ich doch tatsächlich in der Lage einen Adventskalender aufzutreiben. Jedoch konnte der Adventskalender meine Erwartungen nicht erfüllen...

Es war mein erster Adventskalender ohne Nummern für die Tage. Ich wusste also nicht, welche Türen ich öffnen musste. Ich war wirklich bei jeder Tür aufs neue überfordert und musste schon auf zufällige Verfahren zurück greifen.
Das gefiel mir nicht!

Auch gefiel mir nicht die Qualität des Adventskalenders. Die Schokoladenstücke waren immer in Talerform und sie waren nur sehr bescheiden aus dem Kalender rauszubekommen.
Ja, selbst die billigen Adventskalender bei Aldi haben eine bessere Qualität als der Kalender, den ich hier in Japan auftreiben konnte.
Er war sehr labil und es war bei jedem Stück ein Kampf, die Schokolade aus dem Kalender zu bekommen.

Naja, kein Problem soweit!

Ich habe ja zuvor berichtet, dass ich an den einen Abend mit ein paar Managern aus der Firma essen gehen sollte. Die Manager hatten zuvor in Deutschland für ca. 8 Jahre gelebt und konnten daher auch Deutsch sprechen.
Einer dieser Manager erzähle mir, dass seine Frau, bevor sie sich kennengelernt haben schon 2 Jahre in Deutschland gelebt hat. Nachdem sie sich dann in Japan kennengelernt haben und geheiratet haben sind sie dann gemeinsam nach Deutschland gegangen, weil er (also der Manager aus meiner Firma) in Deutschland arbeiten sollte. Dementsprechend haben beide relativ viel Zeit in Deutschland verbracht und besonders seine Frau fühlt sich sehr stark zu Deutschland verbunden.

Als ich also beim Essen meine Geschichte mit dem Klopapier erzählte, erzählte mir der Kollege aus dem Management direkt, dass die ganze Familie Sachen aus Deutschland und Europa vermisst. Es fängt an bei Brötchen (die es hier einfach nicht gibt) und geht weiter zu Taschentüchern (die es in der deutschen Art hier nicht gibt).

Bevor ich also im Detail auf die Taschentücher eingehe, möchte ich auf eine der wesentlichen Erkenntnisse des Abends eingehen.

Man kann interessante Gastgeschenke aus Deutschland mitnehmen, wie Marzipan, Tassen und kleine Andenken. Jedoch sind diese Geschenke nur halb so interessant, wenn die Japaner vorher Zeit in Deutschland verbracht haben!

Ich habe herausgefunden, dass ein Urlaub in Deutschland ausreicht, dass Japaner deutsches Brot vermissen und besonders Personen, die längere Zeit in Deutschland gelebt haben vermissen gewisse Kleinigkeiten, die einem niemals auffallen würden.

Ich musste also dringend meine Gastgeschenken umstellen, zu Geschenken, die wirklich die Menschen erfreuen.

Angefangen bei Tempo Taschentücher als Weihnachtsgeschenk für den einen Arbeitskollegen, der mich zu ein paar Aktivitäten eingeladen hat.


Eine große Verpackung mit Tempo Taschentüchern als Weihnachtsgeschenk ist mehr als nur ein gelungenes Weihnachtsgeschenk und sollte als Gastgeschenk im Vorfeld ausreichen (ich bin zu der Familie erst in ein paar Tagen eingeladen).

Aber Step by Step (Schritt für Schritt – mein Deutsch ist etwas kaputt).

Ich habe also meinen Kontakten in Deutschland gemeldet, was ich benötige. Daraufhin haben meine Eltern mit ein Packet vorbereitet, welches alle wichtigen Elemente enthielt (unter anderen zwei große Packen Tempo Taschentücher).

Als das Packet dann ankam versuchte ich den Arbeitskollegen das Geschenk zu überbringen (ein Vorrat an Tempo Taschentüchern – hört sich wirklich merkwürdig an...). Ich ging also das erste Mal in das Stockwerk, in dem er arbeitet (ich musste auch das Gebäude wechseln, die Anlage der Firma ist wirklich groß). Ich wusste leider nicht wo er genau sitzt und kam daher erst einmal in einen Raum mit vielen Leuten und noch viel mehr Arbeitsplätzen.

Ohhh mein „Gott“.

Ich konnte den Kollegen nicht ausfindig machen und sprach daher die nächste Mittarbeiterin in meiner Nähe an.
Auch wenn dies ein internationales Büro war, so wirkte die Kollegin doch sehr überrascht, dass sie auf einmal Englisch sprechen durfte.
Sie konnte mir also erzählen, dass ich das Geschenk erst später überbringen kann, da der Kollege gerade beschäftigt und nicht da ist.

Doch dann kam der Fehler.

Sie fragte mich noch einmal, ob ich aus Deutschland komme und erzählte dann, dass sie ein wenig Deutsch spricht.
Auf meine Aufforderung etwas in Deutsch zu sagen wirkte sie dann wirklich schüchtern und brachte etwas stottern folgenden Satz hervor:

„Ich spreche ein wenig Deutsch.“

Ich konnte es nun nicht dabei sein lassen und musste natürlich mir „Sehr gut!“ antworten. Damit war es dann aber auch zu ende mit den Sprachfähigkeiten. Sie wurde nur noch rot und ein weiteres Gespräch wirkte kaum noch möglich.
Sie zog sich also mit rotem Gesicht schnell zurück und ich kam später wieder um mein Geschenk dem Kollegen zu überbringen.

„Das ist aber ein sehr großes Weihnachtsgeschenk!“, hieß es dann.

Japaner wirken immer sehr höfflich bezüglich solchen Aussagen, dass hat aber vielleicht wirklich den Grund, dass sie wirklich erfreut darüber sind.

In diesem Beispiel mit den Taschentüchern lässt es sich auch klar vor Augen führen.

Japanische Taschentücher sind nicht so toll!


Dies ist eine Verpackung für japanische Taschentücher, die teilweise als Werbegeschenke verschenkt werden.


Aus der Verpackung kann man einzelne Taschentücher rausziehen.


Die Taschentücher sind jedoch so dünn, das man durch sie hindurch die Verpackung sehen kann.

Wer die Tempo Werbung mit den Klitschko Brüdern kennt (Tempo Werbung), der kann vermuten, dass dieses Taschentuch den Test nicht stand hält.


Ja, die japanischen Taschentücher sind für den Einmalnutzen gedacht und die Verpackungen haben extra eine Tasche auf der Rückseite, für gebrauchte Taschentücher.

Kurzum: Ich verstehe, warum Tempo als ein wirkliches Geschenk angesehen wird!

Japanische Taschentücher sind einfach nur nervig und produzieren einfach viel Müll in der Tasche!


Für mich gab es übrigens 4 Nutella Gläser zu Weihnachten!

Warum?

Lasst es mich mit einem Bild veranschaulichen!


Das kleinteste Glas in der Reihe ist ein kleines Nutella Glas in Japan. Das mittlere Glas in der Reihe ist ein großes Nutella Glas in Japan. Und das größte Glas in der Reihe ist ein normal großes Nutella Glas aus Deutschland.

Den Rest könnt ihr euch denken!

Frohe Weihnachten!

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Mittwoch, 18. Dezember 2013
Gib das mal den Azubi Dr. ... (Teil 2)
Das Kommentar von Tama zum Beitrag von gestern hat mir gezeigt, dass ich wohl doch nicht detailliert genug beim letzten Teil meines Beitrags war.
Ich habe daher heute noch ein paar mehr Details eingeholt (10 minütliche Kaffeepause hat dafür gereicht...) und möchte nun das Versäumnis nachholen.

Um noch einmal zu betonen:
Die Japaner haben eine Hierarchie in den Firmen, die Personen mit Studium von den Personen ohne Studium trennt.
Wenn in einer deutschen Entwicklungsabteilung Gesellen und Facharbeiter mit jahrelanger Erfahrung sitzen, so konnte ich dies bisher in Japan nicht entdecken. Hat man kein abgeschlossenes Studium, dann ist man quasi raus aus der Karriereleiter und sollte nicht mehr zu viel erwarten.
Das mag hart klingen, jedoch kennt man hier den Facharbeiter nicht und in Japan studieren nunmal auch viel mehr Leute als in Deutschland. Daher ist der Weg zur Karriere das Studium.

Der perverse Teil mit den Doktoren lässt sich vielleicht im Detail deutlicher machen.

In Deutschland studiert man und sucht sich danach in den Stellenanzeigen einen interessanten Job raus. Auf die Stelle bewirbt man sich dann und mit gut Glück bekommt man dann den Job. Am Arbeitsplatz wird dann festgestellt, welche Skills einen noch fehlen und diese Skills werden dann nachgeholt.

Dieses System kennen die Japaner nicht.

Als ich heute einem japanischen Kollegen deutsche Stellenanzeigen gezeigt hat sagte er mir, dass er etwas derartiges noch nie gesehen hat. Auch die anderen Kollegen konnten mit dem Beispiel nichts anfangen.

Ich habe einen Kollegen, der kaum Englisch sprechen kann. Meistens stottert er nur oder baut seine Sätze auf dem "Wort" "Ähm" auf. Wenn dieser Kollege es jedoch schafft einen Satz in flüssigen Englisch zu sprechen, ohne dabei großartig darüber nachzudenken, dann ist der Inhalt und die Aussage in der Regel genial!
Heute erklärte mir dieser Kollege den Unterschied zwischen Deutschen und Japanern mit einen simplen aber einfach nur genialen Satz!

Deutsche wählen ihren Job aus und Japaner wählen ihre Firma aus.

Die Beschreibung passt wie die Faust aufs Auge und beschreibt wirklich perfekt die Situation!

In Deutschland hatte ich vor meinem Studium eine Ausbildung zum Mechatroniker gemacht. Ich habe dabei die Jobqualifikation und die Firma ausgewählt. Jedoch konnte ich dabei nicht meinen späteren Arbeitsplatz auswählen (ok, die Ausbildung dauert regulär auch 3 1/2 Jahre, wie soll die Firma das vorher wissen?).
Hat man jedoch in Deutschland einen Abschluss (Studium oder Ausbildung), dann wählt man sich einen Arbeitsplatz aus und bewirbt sich auf diesen.

In Japan ist das anders.

Japaner informieren sich, wie nett eine Firma ist und was an was die Firma arbeitet. Danach bewerben sie sich bei der Firma und werden dann gegebenenfalls genommen.

Die Perversion kommt jedoch dann, wenn vom Bachelor, über den Master, bis zum Doktor die neuen Arbeitnehmer ein Training bei der Firma machen. Die Beschriebenen "Azubis" werden im Englischen "Trainees" genannt. Dieses Trainees werden dann für ca. 9 Monate durch das Unternehmen von Abteilung zu Abteilung gescheucht und dürfen dort einfache Arbeiten verrichten.

An dieser Stelle darf man einfache Arbeiten nicht mit einfachen Arbeiten verwechseln.

Bei den einfachen Arbeiten handelt es sich um Aufgaben, die ich zum Teil in komplizierterer Form in meinem Studium an der Fachhochschule lösen musste. Wenn also ein promovierter Doktor drei Wochen in einer Abteilung ist und dort eine Fourier Transformation programmieren soll, dann halte ich dies doch eher für eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Es handelt sich dabei nur um ein einfaches Programmieren Training und es ist weder nützlich für die Firma, noch wirklich nützlich für den Trainee, der später vielleicht gar nicht mehr programmieren muss.

Auch das Training in Präsentationen erreicht seinen Höhepunkt, wenn ein Trainer mit Bachelorabschluss und zwei Jahren Berufserfahrung Leute mit Master und Doktorabschluss betreut. Die Leute mit dem Masterabschluss sind genau der gleiche Jahrgang und waren vermutlich im Studium nur etwas erfolgreicher, wobei sie auch Erfahrungen in Präsentationen gesammelt haben und die Leute mit Doktorabschluss sind älter und haben dann doch schon mehr Erfahrungen als ihr Trainer.

Der lustige Höhepunkt der Ausbildung ist jedoch die Zeit in der Fertigung. Dort werden genau diese Trainees dazu aufgefordert 3 Wochen lang durch die Fertigung zu laufen und sollen dann den Mitarbeitern sagen, wie sie ihre Arbeit besser machen.
Ich verstehe das Kommentar von Tama ja wirklich und sehe das auch ein. Doch sollte nun deutlich sein, dass meine Kritik auf eine andere Ecke abzielte und die Probleme dann doch wesentlich schlimmer sind als erwartet (ich hätte gestern detaillierter schreiben sollen!).

Ist das Training übrigens nach ca. 9 Monaten abgeschlossen, so erfährt man in welche Abteilung und in welches Land man geht.

WAS?!? WELCHES LAND?!?

Genau!

(Welches Land?)!

Man entscheidet sich immerhin für eine Firma und nicht für einen Arbeitsplatz mit gewissen Aufgaben an einem gewissen Ort...

Ein Freund von mir (mit Doktortitel) hat nun die letzten Tage seines Trainings angefangen und wird am Ende des Monats wissen, wo er in Zukunft arbeiten wird. Er kann es sich nach dem Training nicht aussuchen und wird irgendwo hin versetzt. Als realistisches Ziel gab er heute Hokkaidō, was wirklich sehr sehr weit von seinen Freunden und seiner Familie ist. Dazu kommt der lustige Fakt, dass Hokkaidō der kälteste Ort Japans ist und für die meisten Japaner viel, viel zu kalt ist.

Man sucht sich halt nicht den Job, sondern die Firma aus.

Ich halten diesen Umgang mit Frischlingen von der Universität doch für pervers. Die Meinungen können hier aber variieren.



Das mit dem Doktor und dem Azubi habe ich vielleicht falsch erklärt. Ich stimme seiner Meinung voll zu, jedoch würdest du meiner hier vermutlich auch zustimmen.
Ich habe zuvor von den Unterschiedlichen im Bildungssystem geschrieben. Die Azubis sind nur Azubis für ein paar wenige Monate. Dazu kommt, dass Leute ohne Studium immer noch eine niedrigere Position einnehmen. Der Jungspund ist daher erst Chef nach 9 Monaten hat vorher aber nichts mit den anderen Leuten zu tun.
Ein Freund von mir hat gerade als Ingenieur in München bei einer Firma angefangen. Dort ist er zwar der Neuling, der sich einarbeiten muss, jedoch hat er sein Arbeitsplatz und richtige Projekte. Hier wird man erstmal rum gescheucht und selbst Leute, die vorher eine Forschungsgelder hatten verzichten keine richtigen arbeiten mehr und wissen auch nicht an welchem Arbeitsplatz sie später arbeiten werden.
Ich finde das nicht gut. Man sollte die Leute ein wenig als Erwachsene ansehen.

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Dienstag, 17. Dezember 2013
Gib das mal den Azubi Dr. ...
Ja, es gibt anscheinend noch eine lange Liste von Sachen, von denen ich berichten muss. Immer wenn ich denke, dass ich ich nichts mehr zu berichten habe, dann fallen mir die bisher vergessenen Punkte ein und dazu kommen dann noch neue Erlebnisse, wobei ich doch schon gedacht habe, dass ich fast alles erlebt habe...
Auch wenn ich von meinem letzten Wochenende viel berichten könnte nutze ich die Ereignisse des heutigen Tages für meinen aktuellen Beitrag (das Schreiben eines Beitrages ist tatsächlich Arbeit!).

Ja, heute möchte ich über das japanische Bildungssystem berichten. Den gerade dieses Bildungssystem sorgt ab und zu für ungewohnte Momente.

Aber fangen wir am Anfang an.

In Japan gibt es Schulen.

Wer hätte das gedacht?

Diese Schulen sind jedoch anders strukturiert als die deutschen Schulen. Das äußert sich besonders dadurch, dass Japaner das Sitzenbleiben nicht kennen. Ja, man wird einfach versetzt und die Leistungen sind quasi egal.
Das ganze Martyrium beginnt jedoch einfach mit einer Grundschule, die alle Kinder für 6 Jahre besuchen müssen und einige von den armen Kindern müssen dabei sogar Schuluniformen tragen (jedoch nicht die Grundschüler, die jeden morgen in meiner Gegend herum marodieren).

Nachdem die japanischen Kinder die erste Folter überstanden haben und nach 6 Jahren mit dem Alter von 12 die Grundschule abgeschlossen haben dürfen sie zur Mittelschule. Die Streber können sogar nach einer Aufnahmeprüfung zu einer privaten Mittelschule gehen und dort das Geld ihrer Eltern verprassen.
In dieser Stufe gibt es dann auch eine Schuluniform, an der man die Schüler gut erkennen kann. Oftmals laufen diese auch am Samstag oder Sonntag mit der Uniform rum, was das Identifizieren auch am Wochenende leicht macht (die haben am Wochenende irgendwelche schulischen Veranstaltungen und müssen daher die Uniformen tragen...).

In der Mittelschule werden alle Kinder ansonsten zusammen unterrichtet (keine Trennung wie Haupt-, Realschule und Gymnasium). Und wenn ein Mädchen sich vorher geweigert hat einen Rock zu tragen... dann muss es spätestens jetzt einen ziemlich kurzen Rock als Schuluniform tragen.

Es sieht wirklich schön aus, wie einige Japanerinnen mit ihren kurzen Röcken rumlaufen aber Kinder, vor der Pubertät? Hier geht man doch ein wenig zu weit...

Besonders auffällig ist auch die Disziplin in den Schulen oder zumindest die versuchte Disziplin.
In der Nähe meiner Arbeit ist eine Mittelschule und an den letzten Kreuzungen vor der Schule stehen normal Schüler mit Stoppuhren. Die Schüler sehen nach Lehrersliebling aus und oft steht auch ein Lehrer neben diesen vermuteten Strebern, der sich mit den Schüler unterhält.
Ich habe keinen Plan was die da machen. Das passt so gar nicht zu den Bild meiner Schule, in meiner Erinnerung.

Aber ok!

Hat man dann die Mittelschule nach drei Jahren beendet, so stehen zwei mögliche Pfade an, die man wählen kann. Tatsächlich ist es nur ein Pfad, da der Andere wirklich "beschissen" wirkt.
Man kann sich entscheiden ob man sich mir einer Aufnahmeprüfung einen Platz in einer Oberschule sichert oder ob man an eine Fachoberschule geht.

Und alles hängt von einer Aufnahmeprüfung ab...

Aus diesem Grund ist die Mittelschule eigentlich nur eine Vorbereitung für die Zulassungsprüfung.

Aber fangen wir zuerst mit der Fachoberschule an. Oder nennen wir sie die Verarschung der Schüler (meine Sicht).
Diese Verarschung dauert 5 Jahre und simuliert etwas wie eine Berufsschule. Wenn man den Abschluss nach 5 Jahren hat, dann hat man gewisse fachliche Kenntnisse aber keinerlei praktische Erfahrung, was einem Fachlich weit unter die Stufe eines deutschen Gesellen stellt.
Ja, ich kann wirklich nichts mit dieser Schule anfangen, da ich auch niemanden mit einem derartigen Abschluss kenne. Ich kann nur soviel sagen, dass man mit dem Abschluss alle Aufstiegschancen verspielt hat und dennoch 5 Jahre zu einer speziellen Schule gegangen ist. Oder um es mit anderen Worten zu beschreiben:
Wenn der Japaner nach der Mittelschule nach Deutschland geht und dort eine Ausbildung macht, hat er nach 3 Jahren viel mehr als ein Japaner, der die Fachoberstufe für 5 Jahre besucht.

Aber betrachten wir kurz die Oberstufe. Diese Stufe entspricht dem deutschen Gymnasium und ist die einzige Stufe, die einen zu einer erfolgreichen Zukunft führen kann (in Deutschland geht es zum Glück auch ohne - ich kann mit meinen Händen zählen, wie oft ich ein deutsches Gymnasium von innen gesehen habe).

Die Oberstufe geht 3 Jahre und bis zu deren Ende hat man nur eine Fremdsprache gelernt (Englisch). Nach der Oberstufe darf man dann wiederum studieren, was viele Japaner dann auch tun.

Nun treten die Japaner nach 12 Jahren Schule in die Universität ein.

Zweite Fremdsprache...

Während in Deutschland der Unterricht mit den Fremdsprachen zum Studium aufhört, so geht er in Japan mit dem Studium erst richtig los!

Damit klärt sich aber auch auf, warum ich oft mit einfachen, deutschen Sätzen angesprochen werde.
Im Studium kommt die zweite Fremdsprache und Japaner glauben an die deutsche Ingenieurskunst!

Wenn der Ingenieur in Japan ein Studium anfängt, dann wird ihm gesagt, dass er doch Deutsch als zweiten Fremdsprache studieren soll/muss. Daher können viele meiner japanischen Kollegen zumindest noch ein paar Bruchstücke Deutsch sprechen. Dies trifft sogar bei älteren Semestern zu, die normal nicht sehr positiv gegenüber von Ausländern gesinnt sind.
Als ich am Wochenende zu der Familie eines Managers eingeladen wurde traf ich dessen 80 jährigen Vater, der Ingenieur war und auch in seinem Studium vor ca. 60 Jahren Deutsch gelernt hat.

Ja, wer Ingenieur werden möchte, der sollte Deutsch lernen...

Aber nun Schluss mit dem Huldigen der deutschen Sprache!
(Ich beherrsche sie ja selbst nicht gut...)

Für die Universität gibt es dann wieder einen Aufnahmetest (was für ein Wunder...).
Dort kann man dann in vier Jahren seinen Bachelor erwerben, mit zusätzlichen zwei Jahren seinen Master und wenn man dann noch drei Jahre drauf legt, dann hat man seinen Doktortitel (auf die Kurzuniversität gehe ich jetzt nicht weiter ein - ich kenne keinen, der sie besucht hat und weiß auch zu wenig davon).

Nun mag man versuchen das mit dem deutschen System zu vergleichen und für den Laien mag das dann auch leicht möglich sein.
Aufgrund meines krummen Bildungswegs in Deutschland habe ich mich jedoch mit dem deutschen Bildungssystem beschäftigt. Als mich dann die Japaner gefragt haben, wie das deutsche System aussieht habe ich es mit einer vereinfachten Version versucht, die nur die Grundlagen des Deutschen Systems erfasst und daher alle Optionen vereinfacht.

Am Ende war es dennoch viel komplexer!

Das japanische Bildungssystem basiert rein auf Schulen und Zulassungsprüfungen. Wer hier durchfällt hat einfach verloren.
Normal redet man davon, dass begabte Schüler gerne im System unter gehen und deshalb schlechte Leistungen bringen. Vergesst diese Aussage in Japan.
Japan basiert auf dem Konzept, dass diese Schüler untergehen und sich nicht entfalten können.

Wenn die Eltern einen nicht zum Lernen zwingen, dann ist es vorbei!

Das ich das japanische System nicht bewundere sollte nun klar sein. Die Rechnung kommt jedoch mit dem Wirt und bringt weitere Konsequenzen mit sich.

Da das japanische System rein auf Schulen basiert kommen Arbeitnehmer normal ohne Erfahrungen in die Firmen. Um diese Probleme zu lösen haben die Firmen eine Art Ausbildungsprogramm, welches man häufig bei größeren Firmen, wie auch bei meiner Praktikumsfirma anzufinden ist.

In diesem Programm werden neue Angestellte erst einmal wie Azubis behandelt. Dabei werden sie von Abteilung zu Abteilung geschickt, dürfen dort kleine Arbeiten erledigen und werden dann am Ende einer Abteilung zugewiesen, wobei das Ende bei meiner Firma 9 Monate ist (für Leute in der Forschung und Entwicklung - in der Fertigung dauert das Training / die Ausbildung nicht so lange).
Dieses Programm ist daher notwendig, da neue Mitarbeiter in der Regel ohne praktische Erfahrungen kommen. In der Konsequenz muss das Programm von jeden gemeistert werden, der nicht schon mehrere Jahre (mehrere Jahre sind ungefähr 10 Jahre) seine Fähigkeiten in einer anderen Firma bewiesen hat.

Die Perversion kommt aber dann, wenn die Trainer für das Programm zum Teil 26 Jahre alt sind, einen Bachelorabschluss haben und die "Azubis" mit 30 Jahren in die Firma kommen und einen Doktorabschluss haben.

Ein Freund von mir ist auf jeden Fall von dieser Situation nicht überzeugt. Mit 30 Jahren hat er 2 Thesen und sogar ein Doktor Thesis geschrieben. Einer der Höhepunkte seiner Kariere war ein Vortrag über seine Forschung beim Cern. Nun darf er sich in der Firma anhören, wie man eine Präsentation hält, von jemanden, der 4 Jahre jünger ist, einen viel niedrigeren Bildungsabschluss hat und von den fachlichen Details nur ein Bruchteil versteht.

Als weitere Konsequenz kann man sich nicht direkt auf einen Job bewerben und sowohl die Fähigkeiten, als auch das Know-How einer Person werden einfach ignoriert, da sie sich nicht direkt für eine Position bewerben können, sondern nach der Probephase einfach zugewiesen werden.

Das japanische System mag an einigen Stellen seine Vorteile haben, jedoch ist es schon pervers, einen Doktor wie einen Azubi zu behandeln.

Auch vermisse ich in der japanischen Arbeitswelt eine einfache Ausbildung wie in Deutschland.
Durch das japanische Modell wird sichergestellt, dass man ohne Studium nicht weit kommen kann und die Weichen dafür werden auch zu früh gestellt.

Jedoch kommt eine gewisse Aufmunterung dazu!

Vor ein paar Tagen unterhielt ich mich über die Systeme mit einen Freund. Da das Erklären nicht so einfach war rief ich einfach die Wikipedia-Seite des deutschen Ausbildungssystems auf und wählte die japanische Sprache aus, damit er die Grundlagen verstehen konnte.
Bei 95% der Wikipedia Artikel funktioniert das gut. Bei diesem Artikel jedoch nicht. Die Beschreibung war nicht über das deutsche Ausbildungssystem, sondern darüber, dass die Deutschen mal wieder als Vorbild fungieren und man schon seit ein paar Jahren versucht die Grundlagen für eine Ausbildung nach deutschem System zu schaffen.

Man mag über Deutschland sagen, was man will. Aber eines der erfolgreichsten Länder auf der Welt nimmt selbst die in Deutschland kritisierten Dinge als Vorbild für seine Verbesserungen.

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