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Montag, 24. Februar 2014
Endlich mal ein Wochenende
arnemr, 15:33h
Auch die unendlich lange Woche hat dann tatsächlich mal ein Ende gefunden und ich bekam mein "wohlverdientes" Wochenende. Ok, so einfach war es natürlich doch nicht. Am Mittwoch musste ich noch mit meiner Reha anfangen (irgendeine Wärmetherapie) und mit einigen Kollegen feiern gehen (der neuen Runde, mit denen ich in der neuen Abteilung zum Mittagessen gehe) und am Freitag stand dann noch eine Willkommensfeier mit der neuen Abteilung an.
Bei der ersten Feier wollte mal mir unbedingt Tori Niku (übersetzt: gebratenes Hähnchen) zeigen. Dabei handelt es sich um ein Restauranttyp, in dem Hähnchenprodukte serviert werden. Die Kollegen wollten mir halt unbedingt die japanische Küche zeigen, was jedoch alle in den letzten fünf Monaten machen wollten. Dadurch kannte ich sogar schon das Restaurant, in das wir gingen. Das war für mich dann ärgerlich, weil die Leute mir unbedingt das zeigen mussten und wir deshalb nicht zu meinem geliebten Yakiniku gegangen sind.
Ja, ich rede mittlerweile von Liebe und man hat mir auch schon ein passendes T-Shirt geschenkt, das die übliche Abbildung hat: Das I für I, dann ein Herz für das Love und darunter, was man liebt (in meinem Fall die Kanji für Yakiniku). Also wirklich ein tolles Geschenk für mich! Im letzten Yakiniku Restaurant hat es dann auch dafür gesorgt, dass zwei Mädels von ihrem Tisch aufsprangen, irgendwas von wegen Toll und Schön auf Japanisch sagten und ein Foto machen wollten. Die beiden Jungs mit denen die Mädels wohl ein Doppeldate hatten guckten zwar nicht so erfreut aber ich fand es in dem Moment schon lustig.
Aber kehren wir zurück: Das Essen war schön und wir hatten ein lustigen Abend. Einige Kollegen könnten wie gewohnt mit steigenden Alkoholpegel besser Englisch sprechen und ein Kollege konnte auf einmal fließend Englisch sprechen, dass aber auch erst kurz bevor er sich auf dem Bad übergeben musste (und interessanter weise auch danach, nur nicht am nicht an den anderen Tagen).
Als ich später zurück nach Hause kam fand ich ein Paket vor meiner Tür.

ESSEN!!! AUS DEUTSCHLAND!!!
Damit sollten die nächsten Wochen einfach nur köstlich werden. Für einen Deutschen sind das zwar normale Güter, jedoch sind die Sachen in Japan Delikatessen, die schwer zu bekommen sind und ein Vermögen kosten.
Am Freitag ging es dann nach der Arbeit zu einer weiteren Party von meiner neuen Abteilung. Nun wurde die organisieren Person von allen Seiten mehrfach darauf hingewiesen, dass ich ein Meeresfrüchte esse. Ich probiere zwar alle Fischgerichte, Planzen aus dem Meer und so weiter, jedoch finde ich immer die gleiche Grundlage im Geschmack, welche mir wirklich nicht gefällt.
Daraufhin wurde dann für das Restaurant ein Menü geplant, welches keinen Meeresfrüchte enthalten sollte. Im Restaurant wurde dann jedoch genau das Menü serviert, welches nur aus Shrimps, Muscheln und Fisch besteht.
Zum Glück wurde der Fehler schnell erkannt und schon der zweite Gang wurde direkt ausgetauscht. Den Salat durfte ich aber noch mit Shrimps probieren, was wirklich nicht meinen Geschmack traf und mich daran zweifeln ließ, dass ich an den Tag satt werde. Aber mit dem neuen Menü wurde es dann doch besser und wir hatten ein wirklich leckeres Essen.

Am Wochenende versuchte ich dann den Tokyo Skytree zu besichtigen. Die drei Stunden Wartezeit haben mich dann aber doch etwas sehr abgeschreckt und nach einer Stunde warten hatte ich keine Lust mehr und entschied mich um, sodass ich an einem anderen Wochenende mit vorheriger Reservierung wiederkehren möchte.

Am Ende durfte ich dann aber noch die Kostenanzeige einer Tankstelle fotografieren. Rechnet man jetzt die Preise in Euro um, dann sieht es in Japan mit dem Tanken nicht ganz so teuer aus wie in Deutschland.
Man muss jedoch bedenken, dass die Japaner zusätzliche Gebühren für die Autobahn bezahlen müssen. Das gent zum Teil sogar soweit, dass die Gebühren für eine Zugfahrt günstiger sind als alleine die Autobahngebühren für die selbe Strecke. Von daher mag Tanken in Japan günstiger sein, jedoch ist das Autofahren an sich teurer als in Deutschland.
Heute am Montag durfte ich dann noch einmal das Gleiche erleben, was ich auch mit meinem MacBook erlebt habe. Eine Schaltung mit der ich eine Präsentation machen sollte hatte über das Wochenende weiter gearbeitet. Die chemischen Prozesse liefen über mehrere Wochen weiter und am Wochenende hat es dann tatsächlich die Schaltung ruiniert. Ein Widerstand hatte sich ver-750-facht und eine Vorführung damit unmöglich gemacht. Zwar kam es noch zu einem anderen Problem, jedoch hat mich alleine das beheben des ersten Problems einen ganzen Tag gekostet. Das Reparieren hat mich so viel Zeit gekostet, da alleine der Entwickler der Schaltung Zeit sparen wollte und die Platine so entwickelt hat, dass eine Änderung/Reparatur kaum möglich war. Ich musste Teile neu verlöten, die die Größe hatten von ein halben Millimeter mal ein drittel Millimeter. Der Untergrund wirkte aufgrund des vereinfachten Designs der Schaltung mit ein Kühlkörper. Kaum war das Lötzinn halbwegs erhitzt kühlte die Platine alles runter und klebte den 500° heißen Lötkolben fest an die Platine. In diesen Moment musste ich dann den Lötkolben wieder mit Gewalt entfernen und die ganze Arbeit von vorne beginnen.
Das gestaltete sich zu viel Arbeit, jedoch konnte ich sie dann am Ende endlich abschließen.
Bei der ersten Feier wollte mal mir unbedingt Tori Niku (übersetzt: gebratenes Hähnchen) zeigen. Dabei handelt es sich um ein Restauranttyp, in dem Hähnchenprodukte serviert werden. Die Kollegen wollten mir halt unbedingt die japanische Küche zeigen, was jedoch alle in den letzten fünf Monaten machen wollten. Dadurch kannte ich sogar schon das Restaurant, in das wir gingen. Das war für mich dann ärgerlich, weil die Leute mir unbedingt das zeigen mussten und wir deshalb nicht zu meinem geliebten Yakiniku gegangen sind.
Ja, ich rede mittlerweile von Liebe und man hat mir auch schon ein passendes T-Shirt geschenkt, das die übliche Abbildung hat: Das I für I, dann ein Herz für das Love und darunter, was man liebt (in meinem Fall die Kanji für Yakiniku). Also wirklich ein tolles Geschenk für mich! Im letzten Yakiniku Restaurant hat es dann auch dafür gesorgt, dass zwei Mädels von ihrem Tisch aufsprangen, irgendwas von wegen Toll und Schön auf Japanisch sagten und ein Foto machen wollten. Die beiden Jungs mit denen die Mädels wohl ein Doppeldate hatten guckten zwar nicht so erfreut aber ich fand es in dem Moment schon lustig.
Aber kehren wir zurück: Das Essen war schön und wir hatten ein lustigen Abend. Einige Kollegen könnten wie gewohnt mit steigenden Alkoholpegel besser Englisch sprechen und ein Kollege konnte auf einmal fließend Englisch sprechen, dass aber auch erst kurz bevor er sich auf dem Bad übergeben musste (und interessanter weise auch danach, nur nicht am nicht an den anderen Tagen).
Als ich später zurück nach Hause kam fand ich ein Paket vor meiner Tür.

ESSEN!!! AUS DEUTSCHLAND!!!
Damit sollten die nächsten Wochen einfach nur köstlich werden. Für einen Deutschen sind das zwar normale Güter, jedoch sind die Sachen in Japan Delikatessen, die schwer zu bekommen sind und ein Vermögen kosten.
Am Freitag ging es dann nach der Arbeit zu einer weiteren Party von meiner neuen Abteilung. Nun wurde die organisieren Person von allen Seiten mehrfach darauf hingewiesen, dass ich ein Meeresfrüchte esse. Ich probiere zwar alle Fischgerichte, Planzen aus dem Meer und so weiter, jedoch finde ich immer die gleiche Grundlage im Geschmack, welche mir wirklich nicht gefällt.
Daraufhin wurde dann für das Restaurant ein Menü geplant, welches keinen Meeresfrüchte enthalten sollte. Im Restaurant wurde dann jedoch genau das Menü serviert, welches nur aus Shrimps, Muscheln und Fisch besteht.
Zum Glück wurde der Fehler schnell erkannt und schon der zweite Gang wurde direkt ausgetauscht. Den Salat durfte ich aber noch mit Shrimps probieren, was wirklich nicht meinen Geschmack traf und mich daran zweifeln ließ, dass ich an den Tag satt werde. Aber mit dem neuen Menü wurde es dann doch besser und wir hatten ein wirklich leckeres Essen.

Am Wochenende versuchte ich dann den Tokyo Skytree zu besichtigen. Die drei Stunden Wartezeit haben mich dann aber doch etwas sehr abgeschreckt und nach einer Stunde warten hatte ich keine Lust mehr und entschied mich um, sodass ich an einem anderen Wochenende mit vorheriger Reservierung wiederkehren möchte.

Am Ende durfte ich dann aber noch die Kostenanzeige einer Tankstelle fotografieren. Rechnet man jetzt die Preise in Euro um, dann sieht es in Japan mit dem Tanken nicht ganz so teuer aus wie in Deutschland.
Man muss jedoch bedenken, dass die Japaner zusätzliche Gebühren für die Autobahn bezahlen müssen. Das gent zum Teil sogar soweit, dass die Gebühren für eine Zugfahrt günstiger sind als alleine die Autobahngebühren für die selbe Strecke. Von daher mag Tanken in Japan günstiger sein, jedoch ist das Autofahren an sich teurer als in Deutschland.
Heute am Montag durfte ich dann noch einmal das Gleiche erleben, was ich auch mit meinem MacBook erlebt habe. Eine Schaltung mit der ich eine Präsentation machen sollte hatte über das Wochenende weiter gearbeitet. Die chemischen Prozesse liefen über mehrere Wochen weiter und am Wochenende hat es dann tatsächlich die Schaltung ruiniert. Ein Widerstand hatte sich ver-750-facht und eine Vorführung damit unmöglich gemacht. Zwar kam es noch zu einem anderen Problem, jedoch hat mich alleine das beheben des ersten Problems einen ganzen Tag gekostet. Das Reparieren hat mich so viel Zeit gekostet, da alleine der Entwickler der Schaltung Zeit sparen wollte und die Platine so entwickelt hat, dass eine Änderung/Reparatur kaum möglich war. Ich musste Teile neu verlöten, die die Größe hatten von ein halben Millimeter mal ein drittel Millimeter. Der Untergrund wirkte aufgrund des vereinfachten Designs der Schaltung mit ein Kühlkörper. Kaum war das Lötzinn halbwegs erhitzt kühlte die Platine alles runter und klebte den 500° heißen Lötkolben fest an die Platine. In diesen Moment musste ich dann den Lötkolben wieder mit Gewalt entfernen und die ganze Arbeit von vorne beginnen.
Das gestaltete sich zu viel Arbeit, jedoch konnte ich sie dann am Ende endlich abschließen.
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Donnerstag, 20. Februar 2014
Der Tod meiner Pflegeprodukte.
arnemr, 12:56h
Wie auch meine Zahnpasta zuvor haben sich auch meine anderen Pflegeprodukte nach und nach geleert.

Darf ich vorstellen: Baby Axe Deo.
Wie in Deutschland heißt Axe in Japan Axe und nicht wie in England, wo Axe LYNX heißt. Somit wusste ich schon einmal, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Deo handelt. Ich wollte mir nämlich kein Haarspray unter die Arme sprühen.
Aber der Geruch, die Verpackung und der Name der Marke verweisen darauf, dass es wirklich Deo ist. Nur bin ich bezüglich der Größe des Deos nicht positiv überrascht.
Die linke Dose ist aus Deutschland und die rechte Dose ist die einzige Größe von Axe Dose, die ich hier finden konnte.

Auch beim Duschgel habe ich mich auf bekannte Marken verlassen, damit ich mich nicht beim Duschen mit Baby Öl ein „schäume“.
Es schäumt zumindest, jedoch ist im Unterschied zur Version in Deutschland die Farbe und der Geruch wie bei Baby Öl...

Darf ich vorstellen: Baby Axe Deo.
Wie in Deutschland heißt Axe in Japan Axe und nicht wie in England, wo Axe LYNX heißt. Somit wusste ich schon einmal, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Deo handelt. Ich wollte mir nämlich kein Haarspray unter die Arme sprühen.
Aber der Geruch, die Verpackung und der Name der Marke verweisen darauf, dass es wirklich Deo ist. Nur bin ich bezüglich der Größe des Deos nicht positiv überrascht.
Die linke Dose ist aus Deutschland und die rechte Dose ist die einzige Größe von Axe Dose, die ich hier finden konnte.

Auch beim Duschgel habe ich mich auf bekannte Marken verlassen, damit ich mich nicht beim Duschen mit Baby Öl ein „schäume“.
Es schäumt zumindest, jedoch ist im Unterschied zur Version in Deutschland die Farbe und der Geruch wie bei Baby Öl...
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Sonntag, 16. Februar 2014
Eine endlose Woche!
arnemr, 12:56h
Endlich ist Sonntag und es ist Wochenende. Teilweise dachte ich diese Woche, dass ich das Wochenende gar nicht mehr erreichen sollte, weil diese eine der wenigen Wochen war, an denen auch Samstags gearbeitet werden "durfte" (musste, wenn man keinen Urlaub nimmt).
Da es gier ja auch keinen Betriebsräte gibt (und vermutlich auch keine Gewerkschaften), kann die Firma auch mal die Arbeitstage auf das Wochenende legen, ohne dass jemand protestiert. Sonntag wird zum Glück nicht dafür genutzt, jedoch sehen die Japaner es nicht so eng mit Ruh- und Feiertagen und die Dienstleister arbeiten daher das ganze Jahr durch (ohne Scherz, hier kann man immer in den Supermarkt gehen).
Das Dienstag ein Feiertag war (also ich musste nicht arbeiten) sehe ich jedoch nicht als Ausgleich für ein kürzeres Wochenende...
Aber gut, nun musste ich da durch und werde nun bei den Ereignissen der Woche anfangen. Oder zumindest bei den spannenden.
Freitag fing es an wieder zu schneien und es wurde ein Schneesturm für den Abend angekündigt, weshalb das Gerücht im Raum war, dass alle ein Tick früher nach Hause geschickt werden.
Das traf jedoch nicht nach der Mittagspause zu und ich arbeitete weiterhin in diesem riesigen Raum mit +/- einhundert Ingenieuren. Die Fenster waren wie immer fest verschlossen und am Ende der Woche war der Sauerstoffpegel im Raum ganz ganz unten angekommen. Dazu kam die höhere Temperatur im Raum und es herrschte ein angemessenes Schlafklima. Um wach zu bleiben lief ich regelmäßig aus dem Raum und atmete vor der Tür auf dem Flur etwas. Bevor ich dann wieder in den Raum ging holte ich mehrfach tief Luft und betrat dann den Raum wieder, als ob ich gerade anfangen würde zu tauchen.
Also wenn da keine Luft im Raum ist, dann kann man das schon mit Tauchen gleichstellen!
Die zweite Maßnahme war, dass ich immer nur einzelne Teile aus dem Labor holte und wieder zurück brachte. Wir haben nämlich ein Labor, wo Maschinen und Werkzeuge aufgebaut sind und dieses liegt auf der anderen Seite des Firmengeländes (ca. 200 Meter). Bei diesen Gängen konnte ich mich dann abkühlen und frische Luft schnappen. Da ich eh mit dem T-Shirt unterwegs war schauten mich die verzweifelten Japaner immer merkwürdig an. Die waren nämlich mit der Temperatur und dem Schnee total überfordert. Sie rannten mit dicken Winterjacken zwischen den Gebäuden hin und her, während ich die gefühlten 8° als angenehme Erfrischung empfand, nachdem ich halt aus den Raum kam, der mal eben 30° Raumtemperatur hat.
Im Labor wurde es dann natürlich wieder mit 30° Raumtemperatur ordentlich wärmer, jedoch waren im Raum nicht so viele Leute und dadurch gab es noch einen Sauerstoffanteil in der Luft.
Man muss sich halt das Büro so vorstellen, wie einige Filme amerikanische Büros zeigen. Das sind riesige Räume, die gefüllt sind mit Unmengen an Menschen. Der Raum hat in diesem Fall die Größe einer größeren Schulaula und überall stehen doppelte Tischreihen (also es sitzen sich immer zwei gegenüber - keine einheitliche Ausrichtung in eine Richtung) mit ca. 1,5 Metern abstand zwischen den Reihen, einen Durchgang, der durch den länglichen Raum geht und jeweils zwischen vier und sechs Arbeitern in einer Reihe. Die Tische sind mit einer Breite von 1,5 Metern und einer Tiefe von einem Meter zu klein, als dass ich mich darauf legen könnte und aber auch zu klein um alle Unterlagen darauf unter zu bringen. Somit sind alle Schreibtische maßlos überfüllt und die Unterlagen und Materialien werden zum Teil vor dem Tisch gestapelt.
Und natürlich gibt es auch keine Trennwände, wodurch jeder jeden sehen kann aber die Leute sich auch nicht zwangsläufig kennen. Man kennt halt nur ein Teil der Leute, mit denen man in einem Büro sitzt.
Ich mag ja wirklich die Arbeit und die Leute, jedoch muss ich unter diesen Umständen jedes Jobangebot ablehnen!
Etwas derartiges habe ich erst hier in Japan gesehen und da es auch wirklich kein offenes Fenster gibt fällt mir das Arbeiten teilweise sehr schwer. Und besonders in einer derartig langen Woche, in der nicht gelüftet wird fällt die Arbeit dann sehr schwer.
Was jedoch sehr lustig ist, dass Deutsche über ihre Arbeitsbedingungen immer sehr stark meckern. In Deutschland werden alle möglichen Sachen kritisiert und verurteilt.
In anderen Ländern herrschen zum Teil viel viel viel schlimmere Bedingungen und niemand würde auf die Idee kommen sich zu beschweren. Daher werde ich jetzt etwas sagen (ok, schreiben...), was vielen Leuten sicherlich nicht gefällt und was sie sicherlich nicht verstehen können und sie daher direkt einer anderen Meinung sind. Aber ok, ich muss es aussprechen:
Ich möchte im Arbeitnehmerdisneyland Deutschland arbeiten.
Japan mag ein sehr schönes Land sein, in dem man gut leben kann. Man muss aber auch sagen, dass Deutschland ein Disneyland für Arbeitnehmer ist. Im Disneyland ist nicht alles gut oder perfekt, aber selbst wenn ich im Einzelhandel arbeiten würde, dann würde ich Deutschland fast allen anderen Ländern vorziehen!
Aber gut, kommen wir zurück zu dem Freitag und meiner langen Woche!
Ich arbeite momentan an einer Steuerung für eine Maschine, die dann auch Motoren und Co. antreiben muss. Für die Leute die sich mit den Details einer derartigen Entwicklung nicht auskennt möchte ich hier einmal den groben Aufbau einer Steuerung erklären (z.B. für meine Großeltern):
Es ist ein elektronische Gerät, welches Motoren, Lampen, Bildschirme und alle anderen möglichen Sachen kontrolliert. Um das zu erreichen benötigt es eine Platine, die elektrische Komponenten und Mikrochips verbindet und eine Intelligenz für die Mikrochips, die beschreibt, wann was wie gemacht werden soll (also das Verhalten beschreibt).
Normal sieht dann der Entwicklungsablauf so aus, dass man zuerst die Funktion plant, die zu verwendenden Bauteile raussucht, sich diese auf Testplatinen bestellt, alles mit einander verbindet und erstmal den groben Schaltplan (elektrischen Aufbau) testet und somit alle Teile kennenlernt. Wenn alles grob funktioniert und man alle Komponenten kennt und ihr verhalten versteht, dann weiß man, dass man keinen groben Planungsfehler hat und man kann dann zu der Entwicklung einer konkreten elektrischen Schaltung übergehen und diese fertigen/fertigen lassen. Danach baut man die Intelligenz der Steuerung aus und verbindet alles.
Ich habe eine fertige Steuerung bekommen, für die ich die Intelligenz erstellen soll...
Das sollte soweit kein Problem sein, wenn ich doch nur die Komponenten kennen würde, bzw. Erfahrungen mit ihnen hätte. Den der Hauptmikrochip kommt von einer japanischen Firma. Diese Firma hat heute noch die unangefochtene Marktherrschaft. Heutzutage sind in allen elektrischen Komponenten Mikrochips, die diese Geräte steuern und diese japanische Firma hat es vor vielen Jahren geschafft auf über 20% Marktanteil für diese Mikrochips zu kommen. Das heißt, dass in über 20% der Geräte weltweit Mikrochips der Firma enthalten waren. Ein Milliarden-Geschäft!
Nur leider hat die Firma die Zeichen der Zeit nicht erkannt und vor einigen Jahren fing ein neuer Trend an, dem sich die Firma nicht angeschlossen hat. Zwar werden die Chips noch immer massenhaft gekauft (man ist immer noch Marktführer), jedoch liegt dies wohl mehr daran, dass sie für zuvor entwickelte Produkte eingesetzt werden. Neue Entwicklungen setzen einfach auf den aktuellen Trend.
Ich habe bisher nur Chips aus dem neueren Trend kennengelernt (die deutlich komfortabler in der Entwicklung der Intelligenz sind) und noch nie mit einem Chip dieser Firma gearbeitet. Also muss ich mich Schritt für Schritt mit der Technik anfreunden.
Das erste Ziel war es den Hauptmikrochip mit der Intelligenz mit einen anderen Mikrochip sprechen zu lassen, der einen Motor kontrolliert.
Soweit, so gut!
Der eine Mikrochip hat eine Dokumentation von 80 Seiten, mit denen ich kämpfen muss und der Hauptmikrochip von etwas über 2000 Seiten, wovon für die Kommunikation jedoch nur 200 interessant sind (vorerst!). Und zu allem Überfluss muss ich die Tests auf einer fertig entwickelten Platine durchführen. Also nicht entsprechend des normalen Ablaufs. Daher kann ich nicht Messgeräte so leicht an den Verbindungen zwischen den Chips anbringen, was ich jedoch machen muss, um das Verhalten der Chips zu beobachten und dann entsprechend Sachen zu verändern.
In der Konsequenz musste ich nun bei der Arbeit mehrere Messspitzen (ok, es waren nur 3) auf einer Fläche platzieren, die die Größe meines Daumens hat (also von der Breite, nicht von der Länge - die Länge ist kürzer). Es handelt sich also um einen wirklich kleinen Bereich. Die Messspitzen haben ungefähr die Größe meines Zeigefingers und müden aber in stecknadelgroßen Metallspitzen, die ich glatten Oberflächen platzieren und natürlich auch halten muss.
Ich musste also zuerst alle Messspitzen auf dieser winzigen Fläche platzieren (dafür brauchte ich beide Hände), sie dann mit der linken Hand exakt auf den Positionen halten und danach mit meinem rechten Arm überall auf dem Tisch rum fummeln, um die Messungen und den Test zu starten.
Das ist schei** schwer und wirklich fehleranfällig!
Ich habe es jedoch mehrere Male erfolgreich geschafft und konnte die Ergebnisse meiner Tests sehen. Jedoch passierte gegen Feierabend dann etwas, was nicht hätte passieren sollen. Ich rutschte mit der einen Messspitze ab und diese setzte sich dann genau zwischen zwei Metallverbindungen des einen Mikrochips und verband diese...
Wie zuvor gesagt, die Messspitzen sind zwar stecknadelgroß, jedoch ist auf einer fertigen Platine alles so klein und eng nebeneinander, dass wirklich gute Augen und/oder eine Lupe braucht um überhaupt die Verbindungen zu sehen. Und der Abstand zwischen den Metallverbindungen war nunmal nicht viel größer als ein Salzkorn.
Es kam also wie es kommen musste und der ganze Testaufbau ging aus. Ich konnte ein kurzes Klacken hören, welches von einem Sicherungselement kam und schwups war alles abgeschaltet.
Kurz verschreckt umgeschaut. Niemand hat etwas gesehen. Ok, dann ist ja gut!
Derartige Fehler passieren nunmal bei derartig kleiner Elektronik und in der Regel schaltet man danach den Strom wieder ein und es geht weiter.
In diesem Fall ist auch nichts anderes geschehen. Zumindest nahm ich es zu diesem Zeitpunkt noch an...
Dann kam aber auch schon eine Ansage, dass aufgrund des kommenden Schneesturms alle eine Stunde früher nach Hause geschickt werden.
Nach der Ansage geschah nicht mehr viel und ich ging dann auch nach Hause, wo ich mir erstmal etwas schönes kochte und ein paar unerledigte Unterlagen durchging.
Als ich dann gegen 23:30 meinen Computer zusammen klappte und gerade auf dem Weg zum Bad war um mich für das Schlafengehen fertig zu machen, klingelte es auf einmal an der Tür. Einer meiner Freunde stand vor der Tür und erklärte mir mit einem breiten Grinsen, dass doch draußen so viel Schnee ist und wir raus gehen sollten. Ich zog mir also ein paar Sachen über und machte noch kurz ein Sturmklingeln bei meinem Nachbarn, der die Tür öffnete und im Pyjama da stand.
Wir erklärten ihm, dass wir jetzt raus in den Schnee gehen müssten und er kam tatsächlich im Pyjama mit...

Draußen gab es dann erstmal ein Geplänkel im Schnee. Die Kollegen hatten ja bisher nur selten so viel Schnee gesehen.
Nachdem wir noch kurz einen Freund besuchten, der jedoch nicht raus kommen wollte, kam einer meiner Freunde auf die Idee einen großen Schneemann zu bauen. Die Beiden gingen also schnell wieder rein, um sich Handschuhe zu holen, bzw. um sich erstmal richtige Klamotten anzuziehen. In der Zeit fing ich schonmal mit der unteren Kugel an, die bis zu deren Rückkehr schnell einen Durchmesser von einem Meter erreichte (also es lag wirklich viel Schnee, selbst in Hamburg schneit es normal nicht so viel Schnee so schnell!).
Die Kollegen waren so sehr von der Größe der Kugel überrascht, dass wir nicht zwei weitere Anfingen, sondern dass sie bei der Kugel erstmal mithelfen wollten.
Wir rollten also die Kugel den Wohnheimsparkplatz entlang und sie wurde immer größer.
Zu groß und zu schwer um genau zu sein!
Meine Freunde wollten die Kugel nicht auf dem Parkplatz lassen (könnte ja andere Leute stören und/oder behindern) und daher wollten sie die Kugel vom Parkplatz runter rollen. Wir waren jedoch schon am anderen Ende des Parkplatzes und sie war mittlerweile größer als ein kleiner Japaner. Aber dementsprechend wurde sie auch immer und immer schwerer.

Auf halben Weg machten wir dann eine Pause und ich kletterte auf die Kugel. Sie war so stabil, dass sie dadurch keinen Schaden nahm oder gar auseinander brach.
Als ich mich dann von meinen Freunden abwandte und in eine andere Richtung schaute lief einer meiner Freunde mit Anlauf gegen die Kugel. Er wollte sie in Bewegung setzen und mich überraschen.
Es funktionierte nicht. Am nächsten Tag tat ihm sein Arm und die Hand immer noch weh und ich hatte seinen Aufprall kaum gemerkt. Die Kugel war einfach zu massiv! Dementsprechend wurde es aber auch immer schwerer die Kugel zu bewegen. In der Regel brauchten wir für einen Meter fünf Minuten, da wir uns einen stabile Trittposition bauen mussten und das Anschieben genau koordinieren mussten.
"Auf Drei! Eins! Zwei! DREI!" (natürlich in Englisch...)

Am Ende haben wir es jedoch geschafft die Kugel zur Seite zu bekommen und machten ein paar Fotos. Dieses Foto zeigt auf der rechten Seite einen Freund von mir, der bis vor kurzem den Ruf des Größten in der Firma hatte. Also die Kugel war wirklich groß am Ende (am nächsten Morgen fing sie an zu tauen und Kinder bauten sie zum Iglu um).
Kurz nach zwei ging es dann total erschöpft ins Bett (fast drei Stunden später als geplant...).
Am nächsten Tag stand ich dann wenig motiviert auf. Es war Samstag und da steht man nicht früh auf und geht zur Arbeit (also nicht auf diese Art und Weise)!
Vor der Tür stand auch mein Nachbar, der in der Nacht gesagt hat, dass er am Tag blau macht, jedoch war er dann doch auf dem Weg zur Arbeit. Und so stapften wir durch den Regen, der mittlerweile eingesetzt hat und kämpften uns durch die Wassermassen.
Der Regen war zwar nicht stark, jedoch hatte es in der Nacht 40 cm Schnee gegeben, der schon teilweise geschmolzen war und in Verbindung mit leichtem Regel alles nass machte. Teilweise waren die Pfützen 20 cm tief und wir brauchten für den Weg, den wir normal in weniger als 10 Minuten gehen etwas über 15 Minuten (da es keine Fußwege gibt mussten wir -wie immer - über auf der Straße laufen und diese wurde halt nicht geräumt).
In der Firma erwarteten uns auch nicht so viele Kollegen. Im Büro waren maximal 40 Leute anwesend, was aber auch nicht viel brachte, da die Luft im Laufe der Woche komplett aufgebraucht wurde. Verteilt im Büro gibt es dann auch noch größere Heizanlagen, die größer sind als ein großer Kleiderschrank.
Eine dieser Anlagen ist direkt neben meinem Arbeitsplatz!
Die Anlagen werden im Laufe der Woche reihum eingeschalten (also an einem Tag die, dann die Nächste und so weiter). An diesem Tag war meine Anlage dran den Raum auf 30° Raumtemperatur zu bringen!
AHHHHH, das kann doch nur ein Scherz sein, oder???
Das war wirklich kein Spaß so zu arbeiten. Die Heizanlage basiert auf einem Gasbrenner und ich konnte die ganze Zeit die Flammen beobachten. Zwar fragen mich die Leute immer, wie ich es im T-Shirt auf der Arbeit aushalten (also selbst im tiefsten Winter), jedoch sollte dann klar sein, dass ich neben der Heizung keinerlei Leistung bringen kann.
Ich saß also NEBEN der Heizung und schwitzte mir einen Wolf ab, während die Japaner in meiner reihe ihren WINTERJACKEN aufmachten und später auch irgendwann auszogen und sich nur noch Decken über die Beine legten.
Das ich trotz viel zu hoher Temperaturen und massiven Sauerstoffmangel durchgehend arbeiten konnte lag nur daran, dass ich mir später einen Tiefkühlbeutel nahm, raus aus dem Gebäude ging, ihn mit Schnee und Eis füllte und mir dann den Beutel dann wahlweise an Kopf oder andere Körperteile hielt.
Nachdem ich den Eisbeutel dann für eine halbe Stunde verwendet hatte war ich wieder in der Lage klar zu denken und die Arbeit fortzusetzen (natürlich habe ich ihn durchgehend weiter verwendet).
Dann kam die Mittagspause und ich ging in die fast leere Kantine. Aufgrund der Schneemassen (und der Tatsache, dass es SAMSTAG war) hatten sich viele Leute freu genommen (das konnte ich nicht). Wir aßen also nur in einer kleinen Runde und danach konnte ich mich noch mit einem Eis aus dem Automaten abkühlen. Auf dem Weg zurück zum Arbeitsplatz schlug dann einer meiner Freunde vor, dass wir das kaputte Wochenende zumindest für eine Yakiniku-Party nutzen sollten und daher am Abend in mein lieblings Restaurant gehen sollten.
Damit gab es dann doch ein schönes Erlebnis in Sichtweite!
Zurück am Arbeitsplatz konnte ich dann doch wesentliche Fortschritte mit der Kommunikation der zuvor erwähnten Mikrochips gewinnen. Als ich jedoch den Testaufbau einschaltete um einen neuen Test zu fahren stellte ich fest, dass die Energiespeicher an dem Mikrochip, der den Motor steuert, sehr heiß wurden. So etwas kann zwar passieren, jedoch aber auch nur unter bestimmten Umständen. Bei den aktuellen Umständen war es jedoch ein Anzeichen dafür, dass es massive Probleme gibt und dass eine Explosion bevorsteht. Da das Büro nicht gelüftet wird musste es nach der Explosion direkt evakuiert werden und so versuchte ich die Tests so kurz wie möglich zu halten und den Aufbau jedes mal komplett abzuschalten, wenn ich nicht gerade etwas teste.
Nun konnte ich aber Fortschritte erreichen und bei einer Messung sahen die Signale auch so aus, wie ich sie mir gewünscht hatte. Jedoch blieb merkwürdiger weise meldete sich der Mikrochip nicht. Oder um genauer zu sein: Der Hauptmikrochip arbeitete normal und hatte endlich einen verständlichen Satz gesprochen, jedoch antwortete der andere Mikrochip nicht auf die Frage.
Ich startete also ein paar Messungen und versuchte alle Signale zu überprüfen, die zum Mikrochip hin gehen. Und da war die Anomalie. Eine Spannung auf einem Bein des Mikrochips, die einfach zu niedrig war, was ich mir einfach nicht erklären konnte. Ich schaltete also die Schaltung ab. Gab ihr ein paar Minuten Zeit, sodass sich alle Speicher leeren konnten und schaltete sie ein.
Auf einmal gab es ein Knacken und ich saß eine Lampe am Mikrochip aufleuchten. Nur leider hatte er keine Lampen!
Die Mikrochips haben flache, schwarze Gehäuse aus einem Kunststoff, der auch sehr hohe Temperaturen aushält (über 400° sollte er aushalten). Was ich also als Licht sah kam vom Innenleben des Mikrochips und es brachte das Gehäuse zum Schmelzen. Der Chip brannte sich nur beim Einschalten ein Loch in sein Gehäuse, wofür man eine wirklich hohe Temperatur braucht.
Ich schaltete die Schaltung also ganz schnell wieder ab und konnte direkt den Strom riechen ("Es riecht nach Strom.", ist eine Redewendung, die einige Elektrotechniker verwenden und die den Geruch beschreibt, der entsteht, wenn Schaltungen sich selbst abbrennen). Zum Glück hat es erst keiner gemerkt, ich bin nicht irgendwie dadurch aufgefallen und hatte erstmal Zeit mir den Schaden anzusehen.
Der Mikrochip hat jetzt wirklich ein Loch und MUSS ausgetauscht werden. Ich konnte auch feststellen, welche Kontakte ich am Vortag verbunden hatte (als der Strom kurz aus ging) und stellte fest, dass man diese Kontakte nicht aus Versehen verbinden kann.
Tatsächlich hatte ich den Chip schon am Vortag getötet und das Erwärmen der Energiespeicher war nur ein Anzeichen des langsam, daneben sterbenden Mikrochips.
Nun muss ich das geschehende morgen meinem Betreuer erklären und wir müssen den Chip und/oder das ganze Board austauschen. Es hilft ja nichts, so etwas geschieht mal und wenigstens habe nicht eine ganze CT-Röhre ins Jenseits gejagt, sondern nur einen kleinen Mikrochip auf einer kleinen Platine (ein ehemalige Arbeitskollege von einem meiner Professoren hat wohl bei einem fehlgeschlagenen Test mal eine ganze CT-Röhre ins Jenseits geschickt - der Kostenpunkt liegt dabei weit höher als ein Auto).
Ärgerlich, aber den Hohn muss ich jetzt morgen ertragen!

Am Ende des Tages machten wir dann aber unsere Yakiniku-Party und aßen vier Stunden lang gegrilltes Fleisch. Es war mit über 40 Euro pro Person zwar nicht günstig, jedoch war es ein Fest für die Geschmacksnerven!

Ein Kumpel kam dabei aber eine Stunde zu spät, wofür er eine direkte Bestrafung bekommen musste und natürlich die indirekte Bestrafung, dass er eine Stunde lang auf das wirklich köstliche Fleisch verzichten musste!
Nachdem wir uns Stundenlang mit leckeren, kleinen Fleischstückchen verwöhnt hatten gingen wir nur für eine Stunde in eine Bar, tranken ein wenig guten Whisky und machten uns dann auf dem Weg nach Hause.
Leider merkte einer meiner Freunde, dass er seinen Schlüssel verloren hatte. In der Bar konnte wir den Schlüssel jedoch nicht finden und das Restaurant hatte schon längst geschlossen.
Glücklicherweise hatte er sein Fenster nicht abgeschlossen.
Also er wohnt im zweiten Stock des Wohnheims...

Ich nehme mal an, dass dies ein Wassertank oder vergleichbares ist. Jedoch kletterte er darauf und sprang dann zu seinem Balkon, von wo aus er in sein Zimmer "einbrechen" konnte.
Ich fand die Aktion jedoch wirklich abenteuerlich!
Zusammenfassend muss ich wirklich sagen, die Arbeitswelt Japan nun wirklich nicht mein Fall ist. Ich habe wirklich kein großes Problem damit am Samstag oder aber auch am Sonntag zu arbeiten. Es muss aber begründet sein!
Im Studium habe ich viel Arbeit auf selbstständiger Basis erledigt und wenn dann ein Abschluss bevorstand, dann arbeitet man halt auch das Wochenende und die Nächte durch. Solange man für seine Aufgabe verantwortlich ist, ist das auch kein Problem. Wenn es dann aber nicht wirklich notwendig ist, dann mag ich nicht am Wochenende arbeiten. Und gerade dies stört mich dann doch, wenn ich dazu aufgefordert werde.
Auch bin ich wirklich nicht von den Büros überzeugt. Ich bin jetzt in der dritten Abteilung während meines Aufenthaltes und in jeder neuen Abteilung wurde das Büro größer und es gab viel mehr Leute in den Büros (zuerst 20, dann 60 und nun 100).
Nein, dass sind zwar Verhältnisse, unter denen man für eine gewisse Zeit Arbeiten kann, jedoch kann ich mir dies nicht für mein Leben vorstellen.
Da es gier ja auch keinen Betriebsräte gibt (und vermutlich auch keine Gewerkschaften), kann die Firma auch mal die Arbeitstage auf das Wochenende legen, ohne dass jemand protestiert. Sonntag wird zum Glück nicht dafür genutzt, jedoch sehen die Japaner es nicht so eng mit Ruh- und Feiertagen und die Dienstleister arbeiten daher das ganze Jahr durch (ohne Scherz, hier kann man immer in den Supermarkt gehen).
Das Dienstag ein Feiertag war (also ich musste nicht arbeiten) sehe ich jedoch nicht als Ausgleich für ein kürzeres Wochenende...
Aber gut, nun musste ich da durch und werde nun bei den Ereignissen der Woche anfangen. Oder zumindest bei den spannenden.
Freitag fing es an wieder zu schneien und es wurde ein Schneesturm für den Abend angekündigt, weshalb das Gerücht im Raum war, dass alle ein Tick früher nach Hause geschickt werden.
Das traf jedoch nicht nach der Mittagspause zu und ich arbeitete weiterhin in diesem riesigen Raum mit +/- einhundert Ingenieuren. Die Fenster waren wie immer fest verschlossen und am Ende der Woche war der Sauerstoffpegel im Raum ganz ganz unten angekommen. Dazu kam die höhere Temperatur im Raum und es herrschte ein angemessenes Schlafklima. Um wach zu bleiben lief ich regelmäßig aus dem Raum und atmete vor der Tür auf dem Flur etwas. Bevor ich dann wieder in den Raum ging holte ich mehrfach tief Luft und betrat dann den Raum wieder, als ob ich gerade anfangen würde zu tauchen.
Also wenn da keine Luft im Raum ist, dann kann man das schon mit Tauchen gleichstellen!
Die zweite Maßnahme war, dass ich immer nur einzelne Teile aus dem Labor holte und wieder zurück brachte. Wir haben nämlich ein Labor, wo Maschinen und Werkzeuge aufgebaut sind und dieses liegt auf der anderen Seite des Firmengeländes (ca. 200 Meter). Bei diesen Gängen konnte ich mich dann abkühlen und frische Luft schnappen. Da ich eh mit dem T-Shirt unterwegs war schauten mich die verzweifelten Japaner immer merkwürdig an. Die waren nämlich mit der Temperatur und dem Schnee total überfordert. Sie rannten mit dicken Winterjacken zwischen den Gebäuden hin und her, während ich die gefühlten 8° als angenehme Erfrischung empfand, nachdem ich halt aus den Raum kam, der mal eben 30° Raumtemperatur hat.
Im Labor wurde es dann natürlich wieder mit 30° Raumtemperatur ordentlich wärmer, jedoch waren im Raum nicht so viele Leute und dadurch gab es noch einen Sauerstoffanteil in der Luft.
Man muss sich halt das Büro so vorstellen, wie einige Filme amerikanische Büros zeigen. Das sind riesige Räume, die gefüllt sind mit Unmengen an Menschen. Der Raum hat in diesem Fall die Größe einer größeren Schulaula und überall stehen doppelte Tischreihen (also es sitzen sich immer zwei gegenüber - keine einheitliche Ausrichtung in eine Richtung) mit ca. 1,5 Metern abstand zwischen den Reihen, einen Durchgang, der durch den länglichen Raum geht und jeweils zwischen vier und sechs Arbeitern in einer Reihe. Die Tische sind mit einer Breite von 1,5 Metern und einer Tiefe von einem Meter zu klein, als dass ich mich darauf legen könnte und aber auch zu klein um alle Unterlagen darauf unter zu bringen. Somit sind alle Schreibtische maßlos überfüllt und die Unterlagen und Materialien werden zum Teil vor dem Tisch gestapelt.
Und natürlich gibt es auch keine Trennwände, wodurch jeder jeden sehen kann aber die Leute sich auch nicht zwangsläufig kennen. Man kennt halt nur ein Teil der Leute, mit denen man in einem Büro sitzt.
Ich mag ja wirklich die Arbeit und die Leute, jedoch muss ich unter diesen Umständen jedes Jobangebot ablehnen!
Etwas derartiges habe ich erst hier in Japan gesehen und da es auch wirklich kein offenes Fenster gibt fällt mir das Arbeiten teilweise sehr schwer. Und besonders in einer derartig langen Woche, in der nicht gelüftet wird fällt die Arbeit dann sehr schwer.
Was jedoch sehr lustig ist, dass Deutsche über ihre Arbeitsbedingungen immer sehr stark meckern. In Deutschland werden alle möglichen Sachen kritisiert und verurteilt.
In anderen Ländern herrschen zum Teil viel viel viel schlimmere Bedingungen und niemand würde auf die Idee kommen sich zu beschweren. Daher werde ich jetzt etwas sagen (ok, schreiben...), was vielen Leuten sicherlich nicht gefällt und was sie sicherlich nicht verstehen können und sie daher direkt einer anderen Meinung sind. Aber ok, ich muss es aussprechen:
Ich möchte im Arbeitnehmerdisneyland Deutschland arbeiten.
Japan mag ein sehr schönes Land sein, in dem man gut leben kann. Man muss aber auch sagen, dass Deutschland ein Disneyland für Arbeitnehmer ist. Im Disneyland ist nicht alles gut oder perfekt, aber selbst wenn ich im Einzelhandel arbeiten würde, dann würde ich Deutschland fast allen anderen Ländern vorziehen!
Aber gut, kommen wir zurück zu dem Freitag und meiner langen Woche!
Ich arbeite momentan an einer Steuerung für eine Maschine, die dann auch Motoren und Co. antreiben muss. Für die Leute die sich mit den Details einer derartigen Entwicklung nicht auskennt möchte ich hier einmal den groben Aufbau einer Steuerung erklären (z.B. für meine Großeltern):
Es ist ein elektronische Gerät, welches Motoren, Lampen, Bildschirme und alle anderen möglichen Sachen kontrolliert. Um das zu erreichen benötigt es eine Platine, die elektrische Komponenten und Mikrochips verbindet und eine Intelligenz für die Mikrochips, die beschreibt, wann was wie gemacht werden soll (also das Verhalten beschreibt).
Normal sieht dann der Entwicklungsablauf so aus, dass man zuerst die Funktion plant, die zu verwendenden Bauteile raussucht, sich diese auf Testplatinen bestellt, alles mit einander verbindet und erstmal den groben Schaltplan (elektrischen Aufbau) testet und somit alle Teile kennenlernt. Wenn alles grob funktioniert und man alle Komponenten kennt und ihr verhalten versteht, dann weiß man, dass man keinen groben Planungsfehler hat und man kann dann zu der Entwicklung einer konkreten elektrischen Schaltung übergehen und diese fertigen/fertigen lassen. Danach baut man die Intelligenz der Steuerung aus und verbindet alles.
Ich habe eine fertige Steuerung bekommen, für die ich die Intelligenz erstellen soll...
Das sollte soweit kein Problem sein, wenn ich doch nur die Komponenten kennen würde, bzw. Erfahrungen mit ihnen hätte. Den der Hauptmikrochip kommt von einer japanischen Firma. Diese Firma hat heute noch die unangefochtene Marktherrschaft. Heutzutage sind in allen elektrischen Komponenten Mikrochips, die diese Geräte steuern und diese japanische Firma hat es vor vielen Jahren geschafft auf über 20% Marktanteil für diese Mikrochips zu kommen. Das heißt, dass in über 20% der Geräte weltweit Mikrochips der Firma enthalten waren. Ein Milliarden-Geschäft!
Nur leider hat die Firma die Zeichen der Zeit nicht erkannt und vor einigen Jahren fing ein neuer Trend an, dem sich die Firma nicht angeschlossen hat. Zwar werden die Chips noch immer massenhaft gekauft (man ist immer noch Marktführer), jedoch liegt dies wohl mehr daran, dass sie für zuvor entwickelte Produkte eingesetzt werden. Neue Entwicklungen setzen einfach auf den aktuellen Trend.
Ich habe bisher nur Chips aus dem neueren Trend kennengelernt (die deutlich komfortabler in der Entwicklung der Intelligenz sind) und noch nie mit einem Chip dieser Firma gearbeitet. Also muss ich mich Schritt für Schritt mit der Technik anfreunden.
Das erste Ziel war es den Hauptmikrochip mit der Intelligenz mit einen anderen Mikrochip sprechen zu lassen, der einen Motor kontrolliert.
Soweit, so gut!
Der eine Mikrochip hat eine Dokumentation von 80 Seiten, mit denen ich kämpfen muss und der Hauptmikrochip von etwas über 2000 Seiten, wovon für die Kommunikation jedoch nur 200 interessant sind (vorerst!). Und zu allem Überfluss muss ich die Tests auf einer fertig entwickelten Platine durchführen. Also nicht entsprechend des normalen Ablaufs. Daher kann ich nicht Messgeräte so leicht an den Verbindungen zwischen den Chips anbringen, was ich jedoch machen muss, um das Verhalten der Chips zu beobachten und dann entsprechend Sachen zu verändern.
In der Konsequenz musste ich nun bei der Arbeit mehrere Messspitzen (ok, es waren nur 3) auf einer Fläche platzieren, die die Größe meines Daumens hat (also von der Breite, nicht von der Länge - die Länge ist kürzer). Es handelt sich also um einen wirklich kleinen Bereich. Die Messspitzen haben ungefähr die Größe meines Zeigefingers und müden aber in stecknadelgroßen Metallspitzen, die ich glatten Oberflächen platzieren und natürlich auch halten muss.
Ich musste also zuerst alle Messspitzen auf dieser winzigen Fläche platzieren (dafür brauchte ich beide Hände), sie dann mit der linken Hand exakt auf den Positionen halten und danach mit meinem rechten Arm überall auf dem Tisch rum fummeln, um die Messungen und den Test zu starten.
Das ist schei** schwer und wirklich fehleranfällig!
Ich habe es jedoch mehrere Male erfolgreich geschafft und konnte die Ergebnisse meiner Tests sehen. Jedoch passierte gegen Feierabend dann etwas, was nicht hätte passieren sollen. Ich rutschte mit der einen Messspitze ab und diese setzte sich dann genau zwischen zwei Metallverbindungen des einen Mikrochips und verband diese...
Wie zuvor gesagt, die Messspitzen sind zwar stecknadelgroß, jedoch ist auf einer fertigen Platine alles so klein und eng nebeneinander, dass wirklich gute Augen und/oder eine Lupe braucht um überhaupt die Verbindungen zu sehen. Und der Abstand zwischen den Metallverbindungen war nunmal nicht viel größer als ein Salzkorn.
Es kam also wie es kommen musste und der ganze Testaufbau ging aus. Ich konnte ein kurzes Klacken hören, welches von einem Sicherungselement kam und schwups war alles abgeschaltet.
Kurz verschreckt umgeschaut. Niemand hat etwas gesehen. Ok, dann ist ja gut!
Derartige Fehler passieren nunmal bei derartig kleiner Elektronik und in der Regel schaltet man danach den Strom wieder ein und es geht weiter.
In diesem Fall ist auch nichts anderes geschehen. Zumindest nahm ich es zu diesem Zeitpunkt noch an...
Dann kam aber auch schon eine Ansage, dass aufgrund des kommenden Schneesturms alle eine Stunde früher nach Hause geschickt werden.
Nach der Ansage geschah nicht mehr viel und ich ging dann auch nach Hause, wo ich mir erstmal etwas schönes kochte und ein paar unerledigte Unterlagen durchging.
Als ich dann gegen 23:30 meinen Computer zusammen klappte und gerade auf dem Weg zum Bad war um mich für das Schlafengehen fertig zu machen, klingelte es auf einmal an der Tür. Einer meiner Freunde stand vor der Tür und erklärte mir mit einem breiten Grinsen, dass doch draußen so viel Schnee ist und wir raus gehen sollten. Ich zog mir also ein paar Sachen über und machte noch kurz ein Sturmklingeln bei meinem Nachbarn, der die Tür öffnete und im Pyjama da stand.
Wir erklärten ihm, dass wir jetzt raus in den Schnee gehen müssten und er kam tatsächlich im Pyjama mit...

Draußen gab es dann erstmal ein Geplänkel im Schnee. Die Kollegen hatten ja bisher nur selten so viel Schnee gesehen.
Nachdem wir noch kurz einen Freund besuchten, der jedoch nicht raus kommen wollte, kam einer meiner Freunde auf die Idee einen großen Schneemann zu bauen. Die Beiden gingen also schnell wieder rein, um sich Handschuhe zu holen, bzw. um sich erstmal richtige Klamotten anzuziehen. In der Zeit fing ich schonmal mit der unteren Kugel an, die bis zu deren Rückkehr schnell einen Durchmesser von einem Meter erreichte (also es lag wirklich viel Schnee, selbst in Hamburg schneit es normal nicht so viel Schnee so schnell!).
Die Kollegen waren so sehr von der Größe der Kugel überrascht, dass wir nicht zwei weitere Anfingen, sondern dass sie bei der Kugel erstmal mithelfen wollten.
Wir rollten also die Kugel den Wohnheimsparkplatz entlang und sie wurde immer größer.
Zu groß und zu schwer um genau zu sein!
Meine Freunde wollten die Kugel nicht auf dem Parkplatz lassen (könnte ja andere Leute stören und/oder behindern) und daher wollten sie die Kugel vom Parkplatz runter rollen. Wir waren jedoch schon am anderen Ende des Parkplatzes und sie war mittlerweile größer als ein kleiner Japaner. Aber dementsprechend wurde sie auch immer und immer schwerer.

Auf halben Weg machten wir dann eine Pause und ich kletterte auf die Kugel. Sie war so stabil, dass sie dadurch keinen Schaden nahm oder gar auseinander brach.
Als ich mich dann von meinen Freunden abwandte und in eine andere Richtung schaute lief einer meiner Freunde mit Anlauf gegen die Kugel. Er wollte sie in Bewegung setzen und mich überraschen.
Es funktionierte nicht. Am nächsten Tag tat ihm sein Arm und die Hand immer noch weh und ich hatte seinen Aufprall kaum gemerkt. Die Kugel war einfach zu massiv! Dementsprechend wurde es aber auch immer schwerer die Kugel zu bewegen. In der Regel brauchten wir für einen Meter fünf Minuten, da wir uns einen stabile Trittposition bauen mussten und das Anschieben genau koordinieren mussten.
"Auf Drei! Eins! Zwei! DREI!" (natürlich in Englisch...)

Am Ende haben wir es jedoch geschafft die Kugel zur Seite zu bekommen und machten ein paar Fotos. Dieses Foto zeigt auf der rechten Seite einen Freund von mir, der bis vor kurzem den Ruf des Größten in der Firma hatte. Also die Kugel war wirklich groß am Ende (am nächsten Morgen fing sie an zu tauen und Kinder bauten sie zum Iglu um).
Kurz nach zwei ging es dann total erschöpft ins Bett (fast drei Stunden später als geplant...).
Am nächsten Tag stand ich dann wenig motiviert auf. Es war Samstag und da steht man nicht früh auf und geht zur Arbeit (also nicht auf diese Art und Weise)!
Vor der Tür stand auch mein Nachbar, der in der Nacht gesagt hat, dass er am Tag blau macht, jedoch war er dann doch auf dem Weg zur Arbeit. Und so stapften wir durch den Regen, der mittlerweile eingesetzt hat und kämpften uns durch die Wassermassen.
Der Regen war zwar nicht stark, jedoch hatte es in der Nacht 40 cm Schnee gegeben, der schon teilweise geschmolzen war und in Verbindung mit leichtem Regel alles nass machte. Teilweise waren die Pfützen 20 cm tief und wir brauchten für den Weg, den wir normal in weniger als 10 Minuten gehen etwas über 15 Minuten (da es keine Fußwege gibt mussten wir -wie immer - über auf der Straße laufen und diese wurde halt nicht geräumt).
In der Firma erwarteten uns auch nicht so viele Kollegen. Im Büro waren maximal 40 Leute anwesend, was aber auch nicht viel brachte, da die Luft im Laufe der Woche komplett aufgebraucht wurde. Verteilt im Büro gibt es dann auch noch größere Heizanlagen, die größer sind als ein großer Kleiderschrank.
Eine dieser Anlagen ist direkt neben meinem Arbeitsplatz!
Die Anlagen werden im Laufe der Woche reihum eingeschalten (also an einem Tag die, dann die Nächste und so weiter). An diesem Tag war meine Anlage dran den Raum auf 30° Raumtemperatur zu bringen!
AHHHHH, das kann doch nur ein Scherz sein, oder???
Das war wirklich kein Spaß so zu arbeiten. Die Heizanlage basiert auf einem Gasbrenner und ich konnte die ganze Zeit die Flammen beobachten. Zwar fragen mich die Leute immer, wie ich es im T-Shirt auf der Arbeit aushalten (also selbst im tiefsten Winter), jedoch sollte dann klar sein, dass ich neben der Heizung keinerlei Leistung bringen kann.
Ich saß also NEBEN der Heizung und schwitzte mir einen Wolf ab, während die Japaner in meiner reihe ihren WINTERJACKEN aufmachten und später auch irgendwann auszogen und sich nur noch Decken über die Beine legten.
Das ich trotz viel zu hoher Temperaturen und massiven Sauerstoffmangel durchgehend arbeiten konnte lag nur daran, dass ich mir später einen Tiefkühlbeutel nahm, raus aus dem Gebäude ging, ihn mit Schnee und Eis füllte und mir dann den Beutel dann wahlweise an Kopf oder andere Körperteile hielt.
Nachdem ich den Eisbeutel dann für eine halbe Stunde verwendet hatte war ich wieder in der Lage klar zu denken und die Arbeit fortzusetzen (natürlich habe ich ihn durchgehend weiter verwendet).
Dann kam die Mittagspause und ich ging in die fast leere Kantine. Aufgrund der Schneemassen (und der Tatsache, dass es SAMSTAG war) hatten sich viele Leute freu genommen (das konnte ich nicht). Wir aßen also nur in einer kleinen Runde und danach konnte ich mich noch mit einem Eis aus dem Automaten abkühlen. Auf dem Weg zurück zum Arbeitsplatz schlug dann einer meiner Freunde vor, dass wir das kaputte Wochenende zumindest für eine Yakiniku-Party nutzen sollten und daher am Abend in mein lieblings Restaurant gehen sollten.
Damit gab es dann doch ein schönes Erlebnis in Sichtweite!
Zurück am Arbeitsplatz konnte ich dann doch wesentliche Fortschritte mit der Kommunikation der zuvor erwähnten Mikrochips gewinnen. Als ich jedoch den Testaufbau einschaltete um einen neuen Test zu fahren stellte ich fest, dass die Energiespeicher an dem Mikrochip, der den Motor steuert, sehr heiß wurden. So etwas kann zwar passieren, jedoch aber auch nur unter bestimmten Umständen. Bei den aktuellen Umständen war es jedoch ein Anzeichen dafür, dass es massive Probleme gibt und dass eine Explosion bevorsteht. Da das Büro nicht gelüftet wird musste es nach der Explosion direkt evakuiert werden und so versuchte ich die Tests so kurz wie möglich zu halten und den Aufbau jedes mal komplett abzuschalten, wenn ich nicht gerade etwas teste.
Nun konnte ich aber Fortschritte erreichen und bei einer Messung sahen die Signale auch so aus, wie ich sie mir gewünscht hatte. Jedoch blieb merkwürdiger weise meldete sich der Mikrochip nicht. Oder um genauer zu sein: Der Hauptmikrochip arbeitete normal und hatte endlich einen verständlichen Satz gesprochen, jedoch antwortete der andere Mikrochip nicht auf die Frage.
Ich startete also ein paar Messungen und versuchte alle Signale zu überprüfen, die zum Mikrochip hin gehen. Und da war die Anomalie. Eine Spannung auf einem Bein des Mikrochips, die einfach zu niedrig war, was ich mir einfach nicht erklären konnte. Ich schaltete also die Schaltung ab. Gab ihr ein paar Minuten Zeit, sodass sich alle Speicher leeren konnten und schaltete sie ein.
Auf einmal gab es ein Knacken und ich saß eine Lampe am Mikrochip aufleuchten. Nur leider hatte er keine Lampen!
Die Mikrochips haben flache, schwarze Gehäuse aus einem Kunststoff, der auch sehr hohe Temperaturen aushält (über 400° sollte er aushalten). Was ich also als Licht sah kam vom Innenleben des Mikrochips und es brachte das Gehäuse zum Schmelzen. Der Chip brannte sich nur beim Einschalten ein Loch in sein Gehäuse, wofür man eine wirklich hohe Temperatur braucht.
Ich schaltete die Schaltung also ganz schnell wieder ab und konnte direkt den Strom riechen ("Es riecht nach Strom.", ist eine Redewendung, die einige Elektrotechniker verwenden und die den Geruch beschreibt, der entsteht, wenn Schaltungen sich selbst abbrennen). Zum Glück hat es erst keiner gemerkt, ich bin nicht irgendwie dadurch aufgefallen und hatte erstmal Zeit mir den Schaden anzusehen.
Der Mikrochip hat jetzt wirklich ein Loch und MUSS ausgetauscht werden. Ich konnte auch feststellen, welche Kontakte ich am Vortag verbunden hatte (als der Strom kurz aus ging) und stellte fest, dass man diese Kontakte nicht aus Versehen verbinden kann.
Tatsächlich hatte ich den Chip schon am Vortag getötet und das Erwärmen der Energiespeicher war nur ein Anzeichen des langsam, daneben sterbenden Mikrochips.
Nun muss ich das geschehende morgen meinem Betreuer erklären und wir müssen den Chip und/oder das ganze Board austauschen. Es hilft ja nichts, so etwas geschieht mal und wenigstens habe nicht eine ganze CT-Röhre ins Jenseits gejagt, sondern nur einen kleinen Mikrochip auf einer kleinen Platine (ein ehemalige Arbeitskollege von einem meiner Professoren hat wohl bei einem fehlgeschlagenen Test mal eine ganze CT-Röhre ins Jenseits geschickt - der Kostenpunkt liegt dabei weit höher als ein Auto).
Ärgerlich, aber den Hohn muss ich jetzt morgen ertragen!

Am Ende des Tages machten wir dann aber unsere Yakiniku-Party und aßen vier Stunden lang gegrilltes Fleisch. Es war mit über 40 Euro pro Person zwar nicht günstig, jedoch war es ein Fest für die Geschmacksnerven!

Ein Kumpel kam dabei aber eine Stunde zu spät, wofür er eine direkte Bestrafung bekommen musste und natürlich die indirekte Bestrafung, dass er eine Stunde lang auf das wirklich köstliche Fleisch verzichten musste!
Nachdem wir uns Stundenlang mit leckeren, kleinen Fleischstückchen verwöhnt hatten gingen wir nur für eine Stunde in eine Bar, tranken ein wenig guten Whisky und machten uns dann auf dem Weg nach Hause.
Leider merkte einer meiner Freunde, dass er seinen Schlüssel verloren hatte. In der Bar konnte wir den Schlüssel jedoch nicht finden und das Restaurant hatte schon längst geschlossen.
Glücklicherweise hatte er sein Fenster nicht abgeschlossen.
Also er wohnt im zweiten Stock des Wohnheims...

Ich nehme mal an, dass dies ein Wassertank oder vergleichbares ist. Jedoch kletterte er darauf und sprang dann zu seinem Balkon, von wo aus er in sein Zimmer "einbrechen" konnte.
Ich fand die Aktion jedoch wirklich abenteuerlich!
Zusammenfassend muss ich wirklich sagen, die Arbeitswelt Japan nun wirklich nicht mein Fall ist. Ich habe wirklich kein großes Problem damit am Samstag oder aber auch am Sonntag zu arbeiten. Es muss aber begründet sein!
Im Studium habe ich viel Arbeit auf selbstständiger Basis erledigt und wenn dann ein Abschluss bevorstand, dann arbeitet man halt auch das Wochenende und die Nächte durch. Solange man für seine Aufgabe verantwortlich ist, ist das auch kein Problem. Wenn es dann aber nicht wirklich notwendig ist, dann mag ich nicht am Wochenende arbeiten. Und gerade dies stört mich dann doch, wenn ich dazu aufgefordert werde.
Auch bin ich wirklich nicht von den Büros überzeugt. Ich bin jetzt in der dritten Abteilung während meines Aufenthaltes und in jeder neuen Abteilung wurde das Büro größer und es gab viel mehr Leute in den Büros (zuerst 20, dann 60 und nun 100).
Nein, dass sind zwar Verhältnisse, unter denen man für eine gewisse Zeit Arbeiten kann, jedoch kann ich mir dies nicht für mein Leben vorstellen.
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